Umweltbewusste Anleger aufgepasst: Wir glauben, dass ein kontroverses neues Anleihenformat, das die Nachhaltigkeitsziele eines Unternehmens mit seinem Nettogewinn verknüpft, ein Wendepunkt hinsichtlich einer nachhaltigen Zukunft sein könnte. Als „Grün“ bezeichnete Anleihen, die projektgebunden sind, erfahren dadurch eine wichtige Ergänzung.

Das neue Format ist aus zweierlei Gründen spannend. Erstens stellt es die Nachhaltigkeitsziele eines Unternehmens in den Mittelpunkt. Zweitens stellt es sicher, dass für das Unternehmen wirklich etwas auf dem Spiel steht, indem es bei Nichterreichen dieser Ziele, die explizit in der Anleihendokumentation festgehalten sind, bestraft wird.

Der italienische Energieversorger Enel, der in der Vergangenheit ein großer Emittent von eher traditionellen „Grünen Anleihen“ war, hat sich kürzlich für diesen neuen Ansatz entschieden, als er eine Anleihe emittierte, die die Ziele des Unternehmens im Bereich der erneuerbaren Energien an seinen Nettogewinn knüpft. Wenn Enel bis Ende 2021 nicht mehr als 55 %, anstatt aktuell 46 %, seines Stroms sauber erzeugt, steigt der Kupon der Anleihe um 0,25 %.

Nachhaltigkeit belohnen

Wir sehen hier viele positive Aspekte. Zwar fließen die Mittel aus derart strukturierten Anleihen in die allgemeinen Betriebsausgaben eines Unternehmens und nicht in ein bestimmtes Projekt, wie es bei „Grünen Anleihen“ der Fall ist. Der Kauf einer Allzweckanleihe ist jedoch attraktiv, weil sie Unternehmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell effektiv belohnt.

Die Ziele von Enel basieren auf einigen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) wie etwa der Bereitstellung von bezahlbarer und sauberer Energie und der Ergreifung von dringenden Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen. Wir haben bereits früher geschrieben, dass die SDGs eine gute Richtlinie für Anleger sind, die mit ihren Investitionen etwas bewirken wollen.

Insgesamt betrachten wir diese neue Struktur als eine positive Entwicklung und hoffen auf weitere Themen – und Innovationen – wie diese.

Wo passen „Grüne Anleihen“ hinein?

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Einige befürchten, dass der Ersatz von „Grünen Anleihen“ durch zielgebundene Geschäfte die Verantwortlichkeit schwächt.

Die Bedingungen dieser neuen Geschäfte erlauben es den Unternehmen zum Beispiel, die Erlöse nach Belieben auszugeben. Ein Energieversorger könnte sich dafür entscheiden, einen Teil für die Stromerzeugung aus Kohle auszugeben, auch wenn er auf die Erreichung seiner Nachhaltigkeitsziele hinarbeitet. „Grün“ gekennzeichnete Anleihen hingegen erfordern eine spezifische „grüne“ Verwendung der Erlöse.

Wir betrachten dieses Thema nicht binär. „Grüne Anleihen“ sind für Unternehmen und Anleger eine gute Möglichkeit, um Umweltziele voranzutreiben, ebenso wie „Blaue Anleihen“, die zur Finanzierung nachhaltiger maritimer Projekte und zum Schutz der Weltmeere eingesetzt werden. Die Finanzierung spezifischer Projekte ist in der Tat sehr sinnvoll und trägt zur allgemeinen Umweltverträglichkeit bei.

Aber bis jetzt gab es keine Möglichkeit, ein Unternehmen dafür verantwortlich zu machen, dass es sich in die richtige Richtung bewegt, wenn es um ökologische Nachhaltigkeit geht. Dieses neue Format ändert das. Je mehr Unternehmen Anleihen auf diese Weise konzipieren und begeben, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Standards (ESG) erfüllen, da diese Kriterien für ihr Geschäftsergebnis förderlich sind.

Enel beabsichtigt, keine „Grünen Anleihen“ mehr zu emittieren und sich nur noch auf diesen neuen zielorientierten Ansatz zu konzentrieren. Es gibt jedoch keinen Grund, warum sich andere Emittenten nicht dafür entscheiden könnten, bei Bedarf beides zu tun.

Jenseits von Etiketten

Wir denken, dass die Etikettierung an Bedeutung verlieren wird, da immer mehr Unternehmen Strukturen schaffen, die das Erreichen der „grünen“ Ziele mit der eigenen finanziellen Gesundheit verbinden. Genauso wichtig ist es unserer Meinung nach, in Emittenten zu investieren, die sich finanziell zur Nachhaltigkeit verpflichten, um Fortschritte bei der Bekämpfung des Klimawandels zu erzielen.

Wie wir bereits Anfang des Jahres geschrieben haben, lohnt es sich, Automobilhersteller zu unterstützen, die sich zum Ausbau ihrer Elektrofahrzeuglinien verpflichtet haben – auch wenn diese Unternehmen noch immer stark auf den Verkauf von kraftstoffschluckenden LKWs und SUVs angewiesen sind. Durch die Vergabe von Krediten an sie können Anleger noch immer dazu beitragen, den Übergang zu Elektrofahrzeugen und die Reduzierung von Treibhausgasemissionen voranzutreiben.

Es ist eindeutig, dass Nachhaltigkeit für immer mehr Unternehmen – und für viele Anleiheninvestoren – zum Thema wird. Aber es gibt noch Raum für Verbesserungen. Unserer Ansicht nach können Anleihenstrukturen mit einem integrierten, zielorientierten Ansatz dazu beitragen, Unternehmen zu ermutigen, sich am Aufbau einer „grüneren“ Welt zu beteiligen.

Shawn Keegan ist Portfoliomanager für Credit bei AB.

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.

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