Rund um den Globus mangelt es zwei Milliarden Menschen (oder einem Viertel der Weltbevölkerung) an Zugang zu einem der lebensnotwendigsten Dinge – sauberem, sicherem und ausreichendem Trinkwasser 1.

Akut ist das Problem vor allem in Asien, wo sich rund 30% der Bevölkerung einer Wasserverknappung gegenübersehen, die geopolitische Spannungen im Hinblick auf die Wasserversorgung nach sich ziehen kann 2. Ein Großteil der Wasserversorgung in Asien ist ungleichmäßig verteilt. In einigen Regionen gibt es Gebiete, in denen zu viel bzw. zu wenig Regen fällt. In anderen Regionen besteht das Problem darin, dass in einem Monat zu viel und in anderen Monaten zu wenig Niederschlag verzeichnet wird.

Auf Indien entfallen 18% der Weltbevölkerung, die aber nur Zugang zu 4% der weltweiten Wasserressourcen haben.  Besorgniserregend hierbei ist, dass Indien aufgrund des Bevölkerungswachstums mittlerweile nur noch 1.000m33 an Wasser pro Kopf aufweist. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber 3.000-4.000m3im Jahr 19504. Erschwerend hinzu kommt die einzigartige Niederschlagskonstellation in Indien, denn dort fällt die Hälfte der jährlichen Regenmenge innerhalb von nur 15 Tagen5.

Die Verbesserung des Wassermanagements beginnt mit einem klaren Fokus auf die größten Wasserverbraucher. Global betrachtet sind dies die landwirtschaftliche Nutzung (59%), die kommunale und private Nutzung (23%) und die industrielle Nutzung (18%)6.

Als Investoren haben wir die Pflicht, uns bei Unternehmen zu engagieren und mit diesen in einen Dialog zu treten, die im Hinblick auf das Thema Wasser eine Führungsrolle einnehmen, indem sie den Wasserverbrauch im eigenen Betrieb minimieren oder so viel Wasser wie möglich wiederverwenden. Unser Ziel ist es, Lösungen für diese enormen Herausforderungen zu fördern und in sie zu investieren. Welche Unternehmen leisten also einen positiven Beitrag?

Als Investoren haben wir die Pflicht, uns bei Unternehmen zu engagieren und mit diesen in einen Dialog zu treten, die im Hinblick auf das Thema Wasser eine Führungsrolle einnehmen.

Halbleiter

Angesichts der stetig wachsenden Nachfrage nach Mobiltelefonen, Computern, intelligenten Geräten und Fahrzeugen werden weltweit immer mehr Halbleiter benötigt, die unter Einsatz enormer Mengen ultrareinen Wassers hergestellt werden. In einer derart stark auf Wasser angewiesenen Branche ist ein herausragendes Wassermanagement nicht nur ein positiver Nachhaltigkeitsfaktor, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil. Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) strebt mittlerweile an, jeden Tropfen Wasser in seinen Werken mindestens 3,5 Mal wiederzuverwenden, und 2020 hat das Unternehmen 86,4% (173,0 Millionen Tonnen) des verbrauchten Wassers recycelt.

Das Unternehmen plant, den Wasserverbrauch pro 12-Zoll-Äquivalent der Wafermaskenschicht bis 2030 um 30% zu senken7. Zu den Wassereinsparungs- und -recyclingmaßnahmen zählen die Wiedergewinnung von Wasser aus Abluftreinigungsanlagen in Reinräumen und aus Kühltürmen, das Auffangen des verbrauchten ultrareinen Wassers, die Wiederverwendung von in Klimaanlagen verwendetem Wasser, das Recycling von Regenwasser und die Umleitung von Wasser in eine Wiederaufbereitungsanlage.

Solarenergie

Obwohl es sich bei Solarkraft um eine wichtige Quelle grüner Energie handelt, sind enorme Mengen an Wasser erforderlich, um die Solarpaneele sauber zu halten. Im von Wasserstress geplagten Indien werden schätzungsweise 3-5 Liter zum Säubern eines Solarpaneels benötigt. In den trockenen Gebieten, die sich für Solarparks eignen, steigt dieser Wert auf 7,8 Liter8.

Als Investoren sehen wir uns mit der schwierigen Lage konfrontiert, uns bei Unternehmen zu engagieren, die zur Bewältigung des Klimawandels beitragen, aber gleichzeitig potenziell für Wasserknappheit sorgen. Aus diesem Grund stellt Wasser einen wesentlichen Gesprächspunkt für uns bei unseren Treffen mit den Managementteams von Unternehmen dar. Solarkraftunternehmen haben damit begonnen, Roboter einzusetzen, die die Solarpaneele ohne Wasser mithilfe von weichen Bürsten und Luftgebläsen reinigen, um Staub zu entfernen, damit die Paneele so viel Sonnenlicht wie möglich aufnehmen können. In Indien strebt Azure Power an, diese Trockenreinigungsmethode unter Einsatz von Robotern bis 2023 an allen Standorten, an denen dies möglich ist, zu etablieren9. Mit den Robotern konnte das Unternehmen den Nettowasserverbrauch von 122 Liter pro MWh in den Jahren 2017/2018 auf aktuell 30 Liter pro MWh reduzieren. Es strebt bis 2023 Nettowasserneutralität an.

Zement

Auch die Zementbranche weist einen hohen Wasserbedarf auf. Dieses wird verwendet, um Maschinen und Anlagen sowie Abgase zu kühlen. Wasser kommt auch in Emissionsmanagementsystemen wie Nasswäschern und bei einer Reihe von anderen Aufgaben zum Einsatz. Der hohe Wasserverbrauch stellt mittlerweile ein wichtiges Augenmerk für die Branche und die Anleger dar. Diese Problematik gewinnt bei Zementherstellern, die in Gebieten mit knappem Wasserangebot tätig sind, zusätzlich an Brisanz. Die Herausforderung für Anleger besteht darin, dass Zement zwar eine attraktive Möglichkeit darstellt, in die Entwicklung eines Landes zu investieren (da es für den Bau von Infrastruktur unerlässlich ist), dessen Herstellung aber sowohl CO2- als auch wasserintensiv ist.

Wir führen einen umfassenden Dialog mit UltraTech Cement (auch in Indien) im Hinblick darauf, wie das Unternehmen seine Wasserbilanz steuert, zumal einige seiner Werke in Regionen mit Wasserknappheit gelegen sind. Das Unternehmen gibt derzeit beinahe die Vierfache Menge des Wassers, die es verbraucht, wieder zurück und strebt an, bis 2024 fünffach wasserpositiv zu sein. Es legt den Fokus auf die Wiederverwendung und das Recycling von Wasser und verfolgt eine Null-Wasserableitungs-Politik. Es baut überdies Regenwasserauffanganlagen, um die Nutzung lokaler Wasservorräte zu minimieren10.

Diese Unternehmen zeigen, dass die Branchen nicht nur das Problem darstellen, sondern auch innovative und nachhaltige Lösungen zum Schutz und zur Einsparung von sauberem Wasser – einer der wichtigsten, unentbehrlichen und wertvollsten Ressourcen – bieten können.

Unternehmen, die nur zur Veranschaulichung des hierin beschriebenen Anlageverwaltungsstils ausgewählt wurden, und nicht als Anlageempfehlung oder Hinweis auf die künftige Wertentwicklung.