„Ich fühle mich wie ein Kind in einem Süßigkeitengeschäft“, so Halle zu der Vielzahl an Investmentmöglichkeiten. Abgesehen hat es der M&G-Experte vor allem auf unterbewertete Small-Caps – er spricht von „hässlichen Entlein“.
Anzahl der verschuldeten Länder erhöht sich
Bekanntlich stellt die Staatsverschuldung in Europa ein ernst zu nehmendes Problem dar – der Kreis der „Problemländer“ nimmt sukzessive zu. „Darüber hinaus ist auch das europäische Banksystem sehr unausgeglichen“, so Halle. Zu allem Übel wären auch die demographischen Treiber – sprich, das Bevölkerungswachstum, nicht gegeben um die Wirtschaft voranzutreiben. Zum Vergleich: Während die Bevölkerung Asiens und Lateinamerikas bis 2030 um rund 15 Prozent wachsen soll, sind es in Europa nur knapp vier Prozent.
Europäische Aktien sind eine Überlegung wert
Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen sind europäische Aktien nach Angaben von Halle trotzdem eine Überlegung wert: „Viele Länder haben zwar Probleme, auf der anderen Seite gibt es einen stabilen Kern an Staaten, die klar kommen und den anderen helfen können.“ Er ist überzeugt davon, dass die Probleme angegangen werden, was sich in den nächsten fünf Jahren auch positiv auf das Wachstum auswirken sollte. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass die Konjunkturrettungsprogramme „das Wasser eintrüben“.
Starkes Exposure bei europäischen Unternehmen
Rund 35 der hundert besten Unternehmen der Welt kommen derzeit aus Europa. „Wer Europa kauft, kriegt nicht unbedingt Europa“, stellt Halle klar. Was der M&G-Experte anspricht ist das starke Exposure europäischer Unternehmen gegenüber den Emerging Markets und den USA. Die Bilanzen der europäischen Firmen würden sich in einem soliden Zustand befinden. „Die Schuldenprobleme vieler europäischer Staaten verhindern nicht, dass die Unternehmen weiter Dividenden auszahlen bzw. investieren“, meint Halle.
Wert ist vorhanden
Nach Angaben von Halle liegen die Dividendenrenditen europäischer Unternehmen derzeit über den Renditen von Anleihen. Wert sei ganz klar am Markt vorhanden: So gebe es derzeit in Europa mehr als 170 Unternehmen, die ein Preis-Buchwert-Verhältnis von weniger als eins aufweisen. Gleich viele hätten nicht nur ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von mehr als zehn, sondern auch eine Dividendenrendite, die über der Rendite zehnjähriger spanischer Staatsanleihen liegt. „Angesichts der vielen Gelegenheiten fühle ich mich wie ein Kind in einem Süßigkeitengeschäft“, so Halle.
Unterbewertete Unternehmen kaufen
Seine Investmentphilosophie bezeichnet Halle als „Hässliches Entlein-Ansatz“: „Ich versuche so viele unterbewertete Unternehmen wie möglich zu kaufen. Bleibt das Entlein hässlich, ist das nicht so ein Problem, da ich dafür auch nicht viel bezahlt habe.“ Das Investmentuniversum wird mithilfe des Preis-Buchwert-Verhältnisses definiert. Konkret werden die einzelnen Sektoren auf Basis ihres Preis-Buchwert-Verhältnisses eingestuft. Im Fonds landen schließlich zwischen 60 und 100 Titel – darunter tendenziell viele Small-Caps.
Weiterhin auf BP setzen
Die durchschnittliche Haltefrist liegt zwischen drei und fünf Jahren. „Wir versuchen gegenüber unseren Holdings nicht emotional zu werden“, so Halle. Unter den aktuellen Positionen befindet sich auch BP. Der M&G-Experte, glaubt, dass der britische Ölkonzern mit der Deep Water-Katastrophe zurecht kommen wird und sieht Parallelen zu den Problemen mit denen die Tabakindustrie Ende der 90er Jahre zu kämpfen hatte. Die Chancen, dass BP wirklich Bankrott gehen wird, wären äußerst gering.
Performance und Positionen des M&G Strategic European Value Fund
Auf Einjahressicht hat der M&G Strategic European Value Fund eine Performance von +17,5 Prozent erzielt. Auf Sektorenebene stellen Finanzwerte mit einem Fondsanteil von 23,8 Prozent die größte Position dar – hier hat Halle nach eigenen Angaben ein Auge auf irische Versicherungen geworfen. Stark vertreten sind auch Konsumgüter (13,9 Prozent) und Öl & Gas (11,9 Prozent). Auf Unternehmensebene haben derzeit Vodafone (4,3 Prozent), Sanofi-Aventis (4,0 Prozent) und Nestlé (3,8 Prozent) die Nase vorn.