Gröschls Mittwochskommentar: 03/2020

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 15.01.2020 10:01 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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"Ganz leicht ist es ja nicht für den geneigten Beobachter aus irgendwelchen politischen oder ökonomischen Fakten irgendwelche Vorhersagen für die Marktentwicklung zu treffen. War es natürlich noch nie, aber momentan scheint mir die ganze Geschichte insbesondere auf den Aktienmärkten noch ein bisserl entkoppelter zu sein als in den vergangenen Jahren. Das liegt zum einen natürlich an der Alternativlosigkeit der Assetklasse, aber zum anderen und da klau ich jetzt aus einem Vortrag eines Analysten eines Ex-Arbeitgebers, dem ich gestern beiwohnen durfte, liegt es im Wesentlichen an drei Faktoren. Wobei, um hier bei aller Opaqueness was die Quelle betrifft, der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht drei explizite Punkte identifiziert wurden, das ist jetzt sozusagen mein Beitrag… ;-) 

Erstens: Aktienrückkäufe. Niemals in der Historie wurden von den großen US Unternehmen so viel eigene Aktien zurückgekauft wie in den vergangen Jahren. Bei der AVW haben wir das noch Marktmanipulation genannt, wobei die damals im Gegensatz zu den großen US Unternehmen dieser Tage vielleicht tatsächlich nicht ganz werthaltig war… Zweitens: Die ETF Industrie. Das naive Kaufen des Marktes führt zwangsläufig zu Fehlallokationen und fragwürdigen Risikokonzentrationen. So bestehen 25% des US Amerikanischen Marktes aus den fünf großen Tech-Unternehmen. Eher unwahrscheinlich, dass jemand der ein 500 Aktien Portfolio unterhält, sich so eine Konzentration aufladen würde, oder? Und Drittens: Momentum oder um es ein bisserl simpler auszudrücken: vergangene Performance. Weil wir wissen ja, dass alles was gestern gestiegen ist, auch morgen weiter steigen wird. Außer natürlich es ist nicht so…  

Damit ist, glaub ich, alles gesagt und wir können, den Iran, den Handelskonflikt, den Brexit, die Warnung der EU vor dem `tectonic shift´, den uns das Streben nach CO2 Neutralität beschert, getrost sparen. Rein performance-technisch stimmt das natürlich, denn je weiter man sich von der Herde entfernt, desto leichter verhungert man…  

Was bleibt mir also? Na alles andere, weil Marktprognosen sind eh nicht gefragt und so gut waren sie lately eh nicht… *lol* Ein Thema, das mir in den vergangen Tagen zum Beispiel besonders viel Verwunderungsfalten auf meine ja sonst sehr jugendliche Stirn gezaubert hat, ist der Staatsterrorismus bzw. die fehlende Reaktion auf selbigen. Dass es ihn gibt, ist nichts Neues und auch nichts Ungewöhnliches. Was ich allerdings nicht so genau versteh ist, wo der moralische Unterschied dabei ist, wenn Russland einen Ex-Staatsbürger vergiftet oder wenn die USA einen ausländischen General gezielt durch einen Drohnenangriff töten. Ok, die US of A haben´s (nicht einmal) bestritten, aber sonst? Wo bleibt der Aufschrei? Ist ein scheinbar demokratisch gewählter Autokrat besser als ein Diktator? Oder geht´s vielleicht doch nur um die Wirtschaftsbeziehung? 

Der Vollständigkeit halber möchte ich explizit festhalten, dass ich weder die hier exemplarisch angeführte russische Geschichte unterstütze noch irgendein qualitatives Urteil darüber abgegeben möchte, ob´s der Iraner verdient hat (gehört als Soldat wohl irgendwo zum Berufsrisiko). Unterm Strich, find ich, darf sowas einfach nicht stattfinden (bzw zumindest nicht ohne, dass es durch jeden demokratischen Staat auf das Schärfste verurteilt wird!). 

Insbesondere auch die Aspekte der staatlichen Governance müssten wohl vor dem Hintergrund der aktuellen Obsession mit dem Nachhaltigkeitsthema, das ich – nur um Missverständnissen vorzubeugen ;-) – nahezu vorbehaltlos unterstütze, ein bisserl mehr Beachtung finden. Dass es ziemlich schwierig werden dürfte, insbesondere die USA aus den meisten institutionellen Portfolios herauszuhalten, liegt auf der Hand, aber von alleine wird sich wohl nichts ändern. Ich würde sogar so weit gehen, zu fürchten, dass Trump wiedergewählt wird, wenn da nächste Woche nichts bahnbrechend Neues an Beweisen hervorkommt…. 

Zum Abschluss nach Ö.Reich: Inhaltlich ist vorerst wenig zu Schwarz-Grün (irgendwie scheint sich Türkis, zumindest in der öffentlichen Diskussion als nicht nachhaltig zu erweisen, oder?!) zu sagen. Wie alle Regierungen davor wird auch diese versuchen, ein paar Dinge zu verändern und viel gleich zu lassen, ob ihnen irgendwo der große Wurf gelingen wird, darf vom gelernten Österreicher, der traditionell ja eh nur draufwartet, über welches Steinderl sie sich darstessen (öst. für stolpern ;-)) werden, vorerst einmal bezweifelt werden. Dass die Grünen der Koalitionspartner der Stunde sind, ist vor dem Hintergrund der Klimadiskussion natürlich unbestritten. 

Fürchte auch hier kommt von mir heute nicht mehr viel mehr.:-) Was ich allerdings der Opposition bzw. deren FührerInnen noch gern mitgeben würde, wär ein Arbeitsprogrammtitel für die nächste Wahl: Lieber kurz Kanzler, als Kanzler Kurz! Auf ähnlichem Niveau würde sich was stricken lassen rund um die Auftritte von Winzig & Kurz in Brüssel…. 

Sorry, das Niveau war hier auch schon höher! :-) Bin schon weg…."

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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