Gröschls Mittwochskommentar: 06/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 10.02.2021 12:00 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Advantage Virus! – würde man in der Tenniswelt wohl sagen, wobei noch nicht ganz sicher ist, ob wir uns bereits im Tiebreak des letzten Satzes befinden oder uns noch der ein oder andere Satz bevorsteht. Dabei hat alles so vielversprechend ausgeschaut. Die Papierform war mit all den zugelassen Impfstoffen und mit der vermeintlich reichsten und entwickeltsten Region als Käufer im Hintergrund, zumindest in Europa, eigentlich eine sehr viel versprechende. Leider war das Virus (wenn man es hier als schwarm-intelligentes Konstrukt betrachten will ;-)) in der Anpassung seiner Taktik dann aber doch deutlich schneller und flexibler als die europäische Bürokratie. Was eigentlich, wenn man hier Past-Performance wider allen Regeln ;-) – als Proxy für die zukünftige Entwicklung nehmen will, eigentlich niemanden überraschen sollte.

Was auch ein weiteres Mal deutlich geworden ist, dass Fairness und Vertragstreue etwas ist, das sich die Gewinnler nur in Friedenszeiten leisten. Man möchte, als im Grunde seines Herzens doch kapitalistisch denkender Mensch meinen, dass man im Extremfall selber doch auch eher lieber nicht Zweiter wäre, wenn es sich vermeiden ließe. In nicht ganz so kapitalistischen Ländern, wie im Ö.Reich der Mitte, hilft das allerdings alles nicht, da muss man schon ein alt-gedienter Apparatschik/Bürgermeister sein, um sich ordentlich vordrängln zu können. Auch eine interessante Variante haben indes die Briten gewählt. Sie ziehen es vor, sich selbst zu beschwindeln, indem sie die empfohlene Periode zwischen der ersten und der zweiten Impfung bis zum Maximum hinauszögern und mithin mehrere Wochen gewinnen, bevor sie in der Impf-Statistik auf EU Niveau zurückfallen. Was für eine Ironie! :-)

Die Märkte zeigen sich von alledem natürlich völlig unbeeindruckt, befinden wir uns nun ja auch schon am Ende des ersten Jahres des Durchschauens und des Herausrechnens der Seuchen-Effekte. Ein wenig reduziert betrachtet fügen wir hier also sämtlichen Bewertungsberechnungen, die durch die prolongierten negativen Zinsen eh schon am Rande der Sinnhaftigkeit operieren noch eine Unbekannte hinzu. Ohne ein großer Mathematiker zu sein, muss man die Treffsicherheit der Berechnung beziehungsweise die Dispersion der möglichen Ergebnisausprägungen wohl recht breit annehmen, was natürlich wiederum den positiven Effekt hat, da man am Ende schon irgendwie richtig liegen wird.

Dass da was ein bisserl rotten ist auf den Märkten, haben zuletzt auch die diversen über Social-Media-Plattformen gesteuerten Angriffe auf einzelne Werte gezeigt. Interessant wird dabei herauszufinden sein, was da eigentlich wirklich passiert ist. Gefühlsmäßig kommt Retail ganz selten auf irgendwas zuerst drauf und  - das ist leider auch eine bittere Wahrheit – verdient unter dem Strich noch viel seltener bei solchen Geschichten. Die Vermutung liegt also nahe, dass hier Informationen bewusst gestreut wurden und/oder da auch ein paar von den großen/bösen Mädls und Jungs ihre Finger im Spiel hatten. Persönlich komme ich zum Beispiel nicht darum herum an die Manipulation der Wettquoten im Run-Up zur Brexit Abstimmung zu denken... Damage Done!

Apropos große Jungs: Wie finden wir es eigentlich, dass Goldmann Sachs sein erstes Staatsoberhaupt bekommt? :-) Persönlich habe ich Herrn Draghi in seiner Zeit als EZB Präsident durchaus zu schätzen gelernt. Weniger als „Whatever it takes“ wird er auch in der italienischen Innenpolitik nicht brauchen, um die Angelegenheiten dort in eine Aufwärtsrichtung zu stubsen. So er sich mittelfristig etablieren kann – wobei italienische Regierungen ja historisch leider eine gewisse Tendenz zur Kurzlebigkeit haben – dürfte uns zumindest die Sorge um den Austritt Italiens aus dem Euro genommen werden. (Auch hier nehmen wir natürlich unsere Erkenntnisse aus vergangener Performances.. ;-)) Eines zum Thema habe ich noch: Sie werden nie erraten, wo ich zuletzt den ehemaligen Präsident der Europäischen Kommission José Manuel Durão Barroso gehört habe. Richtig bei einer (Online)Veranstaltung von Goldman Sachs… 

Es bleibt also auch diese Woche auf beinahe allen Fronten spannend. Generell muss man sich wahrscheinlich die Frage stellen, ob, wenn man vor lauter Nebel nicht die Hand vor Augen sieht, man sich deshalb einfach auf die andere Seite der Nebelwand in die Sonne denkt und das dann „Durchschauen“ nennt, nicht Gefahr läuft, die parkenden Autos zu übersehen, in die man zwangsläufig hineinkrachen wird. Aber he, Zerstörung ist jedes Wachstums Anfang…. :-)

 So Long!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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