Gröschls Mittwochskommentar: 07/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 17.02.2021 10:27 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Heute tun wir einmal das, was wir von den Aktienleuten gelernt haben. Wir schauen durch den Nebel durch bzw. ignorieren ihn einfach :-) und versuchen uns ein klares Bild davon zu machen, was auf der anderen Seite der Wand auf uns wartet. Die eine oder der andere wird sich vielleicht noch an Herzblatt mit zu Anfang Rudi Carell (ja ich weiß, auch schon tot) erinnern. Da war der Überraschungsmoment, wenn die Fantasie mit der Realität abgeglichen wurde auch manchmal recht groß. Wichtig ist - und das gilt für unsere Branche natürlich umso mehr -, dass man sich nichts anmerken lässt und mit dem Brustton der Überzeugung behauptet, dass man eh schon immer gewusst hat, dass es so kommen wird.

Also: Das Inflationsthema ist – für die Mittwochsmailleser keine Überraschung :-) - nun auch im allgemeinen Gedankengut und mithin im breiten Markt angekommen. Soweit so gut. Überraschung kann das fast für niemanden mehr eine sein, ist zb der Öl-Preis in kaum 10 Monaten von einem zugegebenermaßen, technisch bedingten Minus irgendwas Preis auf über 60 USD pro Fass gestiegen. Die Problematik, die sich allerdings nun ergibt - und zwar nicht für die Inflation, sondern für die Zentralbanken und in weiterer Folge für den Markt - ist, dass sich, wenn wir davon ausgehen, dass die realisierte Inflation eine Funktion des Erwarteten ist, die prognostizierte/erhoffte Trajektorie langsam aber stetig steigender Inflation wohl nur schwer realisierbar sein dürfte.

Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn´s so einfach gewesen wäre. Was nun passieren könnte ist, dass die Inflation, die wir in einem völlig außer Rand und Band geratenen Ausmaß ja in den letzten Jahren schon auf den Asset Märkten erleben, auch auf die Realität (;-)) überschwappt und die Währungshüter doch reagieren müssen, also Zinserhöhungen deutlich früher stattfinden würden als geplant. Das wiederum könnte zu nicht wenigen traurigen Kinderaugen (und da mein ich nicht nur die Pyjama-Teenie-Robinhoods) führen, dürfte der Reflations-Trade inzwischen super-crowded sein. Da gibt´s unter Umständen dann kurzfristig recht heftig eine auf den Deckel.

Hand in Hand durchs Wunderland geht mit der Inflation die Staatsverschuldung. Waren wir bisher guter Hoffnung, dass wir mit der NMT eine neue Quelle der Weisheit erschlossen haben könnten, die die Staatsverschuldung defacto einfach aus der Gleichung herausnimmt, werden nun langsam Stimmen laut, dass man vielleicht doch irgendwann wieder ausgeglichen bilanzieren wird müssen. Warum? Nun, weil die Welt möglicherweise doch einen Tick interdependenter ist als manche glauben möchten und es deshalb ganz ohne Auslandsverschuldung nicht gehen bzw. zu massiven Ungleichgewichten führen wird. Fängt also ein Staat an, seinen Saustall in Ordnung zu bringen, werden die anderen folgen allein um nicht zurückzufallen.

Die Seuche hat evidenter Maßen zu Entflechtungen und Internalisierungen bei Produktions- und Wertschöpfungsprozessen geführt. Was, wenn das auch Einfluss auf den (Abwärtungs)Krieg der Währungen hat? Eventuell ist es volkswirtschaftlich gar nicht ganz blöd eine zumindest nicht ganz schwache Währung zu haben, um dem inflationsbedingten Wohlstandsverfall entgegenzuwirken. Am Ende des Tages geht es, wie wir ja aus dem privaten/persönlichen Bereich alle wissen, weniger darum wie reich man in absoluten Zahlen ist, sondern darum, dass das eigene Auto einen Tick größer ist als das vom Nachbarn. :-)

So man sich also dazu entschließen sollte, dass die Ratio in die Budgetpolitik allenthalben zurückkehren muss, bleibt nur mehr die unwesentliche Frage nach der Finanzierung. Da Ausgabenkürzungen die Sache der modernen Politik nicht sind, wird es – wie immer – auf Steuererhöhungen hinauslaufen. Die nun folgenden Diskussionen kennen wie alle, drum erspar´ ich sie uns. Was aber – so zu lesen in der FT vom Montag – eventuell eine nicht ganz blöde Idee sein könnte, wäre die nach dem ersten Weltkrieg eingeführte Excess Profit Duty einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Hier würden Unternehmensgewinne, die xyz% über denen der Vor-Seuchen Zeit liegen mit einem höheren Satz besteuert. Das würde fraglos nicht nur einen Beitrag zur Sanierung leisten, sondern auch die (Kriegs)Gewinner auf ein notwendiges Maß reduzieren und – und jetzt sag ich´s mit Greenspan – die Irrational Exuberance in manchen Marktsegmenten ein bisserl konterkarieren….

Soviel zum Mittwoch. :-) Have a good one!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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