Im Sommer des letzten Jahres hat EZB-Präsident Mario Draghi ein Programm für unlimitierte Käufe von Staatsanleihen der Eurozone angekündigt. Mit diesem könnten durch die EZB unbegrenzt ein- bis dreijährige Anleihen einzelner Staaten unter abgestimmten Bedingungen gekauft werden. Die Konkretisierung des sogenannten OMT (Outright Monetary Transactions) folgte auf der EZB Ratssitzung im August 2012. Allein mit dieser Maßnahme konnten die Renditen in der Peripherie nachhaltig gesenkt und ein potenzielles Auseinanderbrechen der Eurozone abgewendet werden. Bereits ein halbes Jahr zuvor hat die EZB mit den 3-jährigen Tenderfinanzierungen für Banken das Finanzsystem massiv gestützt. Aber dennoch sind Reformen in den Ländern unvermeidbar.
Moderater Aufschwung zeichnet sich ab
Das EZB Kaufprogramm für Staatsanleihen wurde bis heute nicht genutzt. Bereits die erneute Bekräftigung der Zentralbank, dass es keine Alternative zum Euro und der Eurozone gäbe, hat das Vertrauen an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft wieder gestärkt. In den vergangenen zwölf Monaten verbesserte sich das Stimmungsbild gemessen am Einkaufsmanagerindex (PMI) kontinuierlich und liegt mit Werten über 50 wieder knapp im Wachstumsbereich. Der von der EZB avisierte langsame Aufschwung materialisiert sich zunehmend.
Liquiditätsversorgung der Banken sichergestellt
Dank der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen der EZB steht den Banken wieder ausreichend günstige Liquidität zur Verfügung. Ausdruck hierfür ist insbesondere die starke Einengung der Risikoaufschläge für Bank- und Staatsanleihen der Peripherieländer. Diese verdecken jedoch zum Teil eine noch überwiegend bestehende Zweiteilung innerhalb der Eurozone. Ungleichgewichte existieren weiterhin bei den Einlagen der Banken in Kern- und Südeuropa. Obwohl Unternehmen der Peripherie noch immer deutlich höhere Kreditzinsen zahlen, wurde eine Kreditklemme vermieden.
Bedingungen für Wachstum in Europa sind geschaffen
Die EZB hat mit ihren Maßnahmen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um Wachstum zu ermöglichen. Bisher ist der hierfür notwendige Kanal von der Notenbank zur Realwirtschaft nicht voll funktionsfähig. Daher dürfte die Investitionstätigkeit erst langsam wieder angeschoben werden. Die aktuellen Frühindikatoren für Wirtschaftsaktivität zeigen jedoch einen positiven Trend. Gleichzeitig ist Vertrauen an den Kapitalmärkten zurückgekehrt. Entsprechend unserer Einschätzungen im jüngsten Investmentbrief (Juli Ausgabe) bleiben wir bei unserer Präferenz für reale Vermögenswerte und bevorzugen attraktive europäische Dividendenwerte vor Unternehmensanleihen. Demgegenüber gewichten wir Staatsanleihen der Kernmärkte weiter unter. In dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld empfiehlt sich zudem eine breit gestreute Beimischung von High Yield Anleihen.