USA: Das Jahr des Trump
Kater geht davon aus, dass in den USA nur wenige der angekündigten Trump-Maßnahmen umgesetzt werden und diese nur geringe Auswirkungen haben. Insgesamt rechnet er trotz Steuersenkungen, Infrastrukturmaßnahmen und verstärktem Protektionismus nur mit mäßigen Impulsen und prognostiziert für 2017 ein Wachstum der US-Wirtschaft von 2,3 Prozent. Damit würde sich der sehr moderate Aufschwung weiter fortsetzen. „Aufgrund der Trägheit des Aufschwungs wird die Fed an ihrem bisherigen, zögerlichen geldpolitischen Kurs festhalten“, so Kater weiter. „Für 2017 erwarten wir zwei Leitzinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte.“ Die Inflationsgefahren, die mit dem Trump-Programm aufkommen könnten, würden sich erst 2018 zeigen. Dazu Kater: „Dann wird die Fed Farbe bekennen müssen – würgt sie den Konjunkturaufschwung ab oder toleriert sie dauerhaft höhere Inflationsraten?“ Der Anstieg der Inflationserwartung sei ein Zeichen der Normalisierung, das verbleibende Zinssteigerungspotenzial für 2017 sei daher noch gering: „Trump ist weniger die Ursache für den Zinsanstieg, als vielmehr sein Steigbügelhalter“, unterstreicht Kater.Europa: Wirtschaftliche Hoffnungen und politische Risiken
Nicht nur in den USA – auch in Europa stünden populistische Politiker mit scheinbar einfachen Rezepten für komplexe Probleme bereit. „Nie zuvor war die aus dem laufenden Politikbetrieb resultierende Unsicherheit so groß wie aktuell“, kommentiert Kater. Die Europäische Union stehe durch das Brexit-Votum vor der Notwendigkeit, sich zumindest in Teilen neu zu erfinden: „Den Bürgern Europas muss ein überzeugendes, attraktives Angebot gemacht werden. Dazu zählen auch Antworten auf die Fragen, wie man die Lage bei den europäischen Staatshaushalten in den Griff bekommen kann, wie man die Außengrenzen besser schützen kann, wie man den politischen Entscheidungsprozess vereinfachen kann oder wie man mit Ländern verfährt, die sich diesen Veränderungen verschließen wollen“, betont Kater.
Auf die Exporte werde die Euroland-Konjunktur in Zukunft immer weniger bauen können. Die Globalisierungswelle sei schon vor Trumps Wahl merklich abgeebbt: „Die Impulse des Welthandels werden nicht mehr das Ausmaß der Zeit vor und unmittelbar nach der globalen Finanzkrise erreichen.“ Ein kleinerer Teil dieser Verlangsamung sei konjunktureller Natur und werde sich bis Ende 2018 wieder herauswachsen. Der größere Teil aber habe strukturelle Ursachen wie den weltweiten Strukturwandel hin zu binnenwirtschaftlichem, dienstleistungsgetriebenen Wachstum einerseits und dem zunehmenden Protektionismus andererseits. „Das eigentliche Fundament der konjunkturellen Entwicklung des Euroraums ist der private Konsum“, stellt Kater fest. „Die sinkende beziehungsweise geringe Arbeitslosigkeit schafft Zukunftsvertrauen und öffnet das Portemonnaie der Konsumenten“. Vor diesem Hintergrund rechnet Kater mit Wachstumsraten von 1,4 Prozent für 2017 und 1,6 Prozent im Jahr 2018.
Geldpolitik: Genug ist genug
Die USA und Euroland haben die niedrigsten Zinsen in dieser Periode der ultraexpansiven Geldpolitik hinter sich. Von einer echten Zinswende könne jedoch nur für die USA gesprochen werden: „In Deutschland kommt von der Zinswende auch in den kommenden beiden Jahren beim Sparbuch nichts an“, so Kater. Für die Eurozone sieht er die erhebliche Unterschreitung des Inflationsziels weiterhin als Leitmotiv der Geldpolitik: „Die Kerninflation hat in diesem Jahr ihre Talsohle durchschritten. Deflationsgefahren haben damit erheblich abgenommen.“ Dennoch sei für die nächsten Jahre nicht mit einem deutlichen Anstieg der Kerninflation zu rechnen, da die Wirtschaft des Euroraums noch weit von einer normalen Auslastung entfernt sei.
Die nur langsam steigende Inflation dürfe sich in einem ebenso langsamen Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik widerspiegeln. „Wir gehen davon aus, dass die EZB den Einlagensatz über das Jahresende 2018 hinaus auf seinem derzeitigen Niveau von minus 0,40 Prozent belassen wird“, so Kater. Die unkonventionellen Maßnahmen der EZB seien ein heikles Thema, vor allem ihre Staatsanleihekäufe. Sie seien sowohl aus politischen Gründen als auch mit Blick auf die Finanzmarktstabilität umstritten. „Ein Ausstieg aus der quantitativen Lockerung wäre aber noch verfrüht“, betont Kater. Ein nachhaltiger Anstieg der Inflation sei noch lange nicht gesichert und die derzeitige Stabilität auf den Finanzmärkten beruhe zu einem großen Teil auf der expansiven Geldpolitik. „Wir gehen davon aus, dass die EZB schon in Kürze ankündigen wird, ihre Wertpapierkäufe in unveränderter Höhe von 80 Milliarden Euro für einige Monate über März 2017 hinaus fortzusetzen“, prognostiziert Kater. „Erst im Herbst dürfte die EZB beginnen, die monatlichen Volumina allmählich zurückzufahren.“
Märkte: Umfeld für Aktien weitgehend stabil, Renditeanstieg an den Rentenmärkten setzt sich fort
Das kommende Jahr sollte für die Aktienmärkte mehr Licht als Schatten bereithalten: „Sowohl das Preis- als auch das Wachstumsumfeld haben sich stabilisiert. Damit wiegen die positiven Konjunkturperspektiven die negativen Zinseinflüsse auf“, so Joachim Schallmayer, Aktienmarktstratege bei der DekaBank. Die Ausgangssituation sei deutlich besser als zum Jahresstart 2016: „Wir sehen für weltweite Aktien zwar ein weniger großes Kurspotenzial als in den vergangenen Jahren, rechnen allerdings weiterhin mit ordentlichen Dividendenergebnissen“, sagt Schallmayer. Risiken für die Aktienmärkte seien die politischen Unwägbarkeiten und die veränderte Situation an den Anleihemärkten sowie eine mögliche Neueinschätzung der Geldpolitik der Notenbanken. Dies werde am Aktienmarkt zu einer besonderen Sensibilität gegenüber Anzeichen steigender Renditen führen.
An den Rentenmärkten bleiben gemäß Schallmayer die Risiken und Nebenwirkungen der langjährigen expansiven Geldpolitik der Notenbanken bestehen. Allerdings sei ein entscheidender Risikofaktor verschwunden: die Deflationssorgen. Der Renditeanstieg werde sich moderat fortsetzen, denn ausgehend von wieder höheren Rohstoffpreisen und besser ausgelasteten Kapazitäten in den Industrieländern steige die Inflationsrate leicht an: "Bei Staatsanleihen halten wir an einer defensiven Zinspositionierung fest und erwarten eine steilere Renditekurve bei erhöhter Volatilität in den nächsten Monaten. Dazu trägt bei, dass künftig die Finanzpolitik eine etwas stärkere Rolle spielen dürfte, was tendenziell die Renditen belasten sollte.“ Bei europäischen Unternehmensanleihen habe sich insgesamt das Chance-Risiko-Verhältnis verschlechtert. Auch ein maßvoller genereller Renditeanstieg sei belastend für die Unternehmensanleihen. Allerdings könnten die Kurskorrekturen hier teilweise mit höheren Zinscoupons ausgeglichen werden.