Konjunktur
Die US-Notenbank hat die Leitzinswende wegen der aus ihrer Sicht gestiegenen Konjunkturunsicherheit in den Schwellenländern, insbesondere China, dem dadurch ausgelösten disinflationären Druck und der zunehmenden Finanzmarktvolatilität nochmals verschoben. Wir erachten die Konjunkturängste in Bezug auf China als übertrieben. Die Regierung wird ihre Finanzkraft weiterhin dazu nutzen, den Wachstumsrückgang zu glätten. Die Binnenkräfte in der Eurozone werden stärker und die positiven Auswirkungen der strukturellen Reformen, vor allem in Spanien, sichtbarer. Dennoch signalisiert die Europäische Zentralbank Bereitschaft, im Bedarfsfall zusätzliche expansive Maßnahmen zu ergreifen.Finanzmärkte
Die Unsicherheit über die globale Konjunkturentwicklung spiegelte sich auch im September an den Finanzmärkten wider. Aktienindizes gaben erneut deutlich nach und auch die Rohstoffpreise sanken weiter. Die verschobene Leitzinserhöhung in den USA und das erhöhte Sicherheitsbedürfnis der Investoren gaben den Staatsanleihen Auftrieb. Der US-Dollar wurde durch die Fed-Entscheidung kaum beeinträchtigt.
Anlagepolitik
Vor dem Hintergrund unserer Zuversicht für die globale Konjunktur erachten wir Aktien als unverändert attraktiv. Der Bullenmarkt ist noch nicht beendet, die Schwankungsbreite der Indizes bleibt aber hoch. Wir senken unsere Liquiditätsquote zugunsten der Anleihen in der Eurozone. Anleihen sind damit neu insgesamt neutral gewichtet.
Aktien bleiben favorisiert
Zwar geht die US-Aufschwungsphase schon ins siebte Jahr, womit sie die viertlängste seit dem 2. Weltkrieg ist, doch stehen die Chancen gut, dass wir an die bislang längste Phase von rund zehn Jahren während des IT-Booms der 1990er Jahre heranreichen könnten. Angesichts dessen sollte der Bullenmarkt an den internationalen Aktienmärkten grundsätzlich in eine weitere Runde gehen können. Denn erst im Fall einer bevorstehenden Rezession dreht der Aufwärtstrend erfahrungsgemäß an den Börsen nachhaltig. Der Bullenmarkt wird aber in dieser bereits reiferen Börsenphase von sehr hoher Volatilität begleitet, die derzeit im Zusammenhang mit dem ungewissen Zeitpunkt der US-Zinswende steht. Letztere erwarten wir im Winter, möglicherweise auch erst zu Beginn 2016.
Anleihen aus der Eurozone profitieren von EZB
Insbesondere aufgrund unserer Währungseinschätzung sind wir konstruktiv gegenüber USD- und GBP-Anleihen eingestellt. Attraktiv aufgrund von erwarteten Kursgewinnen erscheint auf der Bond-Seite hingegen das EUR-Segment. Hintergrund bildet die Europäische Zentralbank, die angedeutet hat, ihr monetäres Expansionstempo im Bedarfsfall noch einmal erhöhen zu können.
Schwellenländeraktien attraktiv bewertet
Zwar präferieren wir nach wie vor währungsgesicherte japanische Aktien, sie erscheinen jedoch nicht mehr so attraktiv wie in den Vormonaten, was im Zusammenhang mit Japans engen Handelsbeziehungen zu China steht. Weniger negativ eingestellt sind wir nun – nach der starken Korrektur im vergangenen Quartal – für Dividendenpapiere aus den Emerging Markets, die jetzt auch im Ländervergleich wieder sehr preisgünstig bewertet sind.
Rohstoffe weniger interessant
Das Unterschießen bei den Öl- und Rohstoffpreisen ist weit fortgeschritten. Solange sich die Emerging-Market-Volkswirtschaften indes nicht erholen und das Überangebot an OPEC-Öl bestehen bleibt oder noch weiter ausgebaut wird, sind erneute Preisrückgänge nicht auszuschließen.