Konjunktur
Für die USA signalisieren die Vorlaufindikatoren über die nächsten sechs bis zwölf Monate hinweg eine Wachstumsverlangsamung in Richtung zwei Prozent. Die Eurozone ist wiederholt mit enttäuschenden Konjunkturdaten aus allen Wirtschaftsbereichen konfrontiert. Wir revidieren unsere Wachstumsprognosen nochmals deutlich nach unten. Während die meisten Konjunkturdaten aus China weiterhin schwach ausfallen, gibt es mittlerweile erste Anzeichen, dass die zahlreichen Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung zu wirken beginnen. Zudem sieht es danach aus, dass die drohende Verschärfung des amerikanisch-chinesischen Handelskonflikts abgewendet werden kann.
Finanzmärkte
Die Aktienmärkte nehmen mittlerweile einen deutlich besseren Wirtschaftsverlauf vorweg, als uns die Konjunkturdaten suggerieren. Die Bedingungen für eine Fortsetzung der Erholungsrally sind immer weniger gegeben. Die Währungshüter in den USA signalisieren eine Pause im Leitzinserhöhungszyklus. Wir gehen davon aus, dass die im zweiten Halbjahr anziehende Inflation den Ausschlag für die nächste Zinserhöhung gegen Jahresende geben wird. Die erste Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank rückt hingegen immer weiter in die Ferne, da sich nicht nur das Wachstum verlangsamt hat, sondern auch die Inflationsraten deutlich gesunken sind.
Aktien und Anleihen sind sich nicht einig
Da die Weltkonjunktur sich in einem reifen Zyklus befindet und der Aktienmarkt sowohl einen positiven Ausgang der Verhandlungen zwischen USA und China wie auch eine lockerere Geldpolitik bereits vorwegnimmt, ist eine erhöhte Risikobereitschaft der Investoren fundamental nicht mehr begründet. Ein Indiz dafür, dass die Aktienrally keine Einbahnstraße ist, lässt sich an der aktuellen gegenläufigen Entwicklung der Aktienkurse und Anleihenrenditen ablesen. Die erwartete Wachstumsabschwächung senkte die Inflations- und Zinserwartungen und somit die Renditen von Staatsanleihen ab Oktober 2018. Obwohl sich die Aktienmärkte seit zwei Monaten erholen, signalisieren die Renditen von Staatsanleihen noch zurückhaltende Konjunkturerwartungen.
Seitwärtsbewegung der Aktienmärkte zu erwarten
Da die Aktieninvestoren im 4. Quartal 2018 zu pessimistisch in Bezug auf die globalen Konjunkturaussichten waren, gingen wir davon aus, dass es zu einer Gegenbewegung kommen würde. Diese hat sich mittlerweile eingestellt. Wobei man sich nun fragen muss, ob die Situation jetzt nicht zu optimistisch betrachtet wird. Generell lässt sich sagen, dass Aufwärtstrends an den Aktienmärkten solange intakt bleiben, wie der globale konjunkturelle Aufschwung anhält. In einem solchen Szenario sorgen Spekulationen auf einen Abschwung lediglich für eine vorübergehende Korrektur. Da wir nach wie vor nicht von einer unmittelbar bevorstehenden Rezession ausgehen, sollte der seit 2009 währende Aufwärtstrend intakt bleiben. Wegen der Wachstumsverlangsamung dürfte er aber flacher werden. Die jüngsten Konjunkturdaten blieben hinter unseren Erwartungen zurück. Was auf den ersten Blick belastend erscheint, bietet auf den zweiten Blick jedoch mehr positives Überraschungspotenzial für die kommenden Wochen. Eine zusätzliche Voraussetzung dafür stellt auch die geldpolitische Unterstützung durch die weltweit bedeutenden Notenbanken dar. Und in China unterstützt die Regierung das Land mit massiven kreditpolitischen Impulsen. Die möglichen positiven Auswirkungen der geänderten Wirtschaftspolitik sind aber bereits in den Aktienkursen eskomptiert, sodass sich die Bewertung der Aktienmärkte gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis in den vergangenen Wochen teilweise wieder deutlich erhöht hat. In der Summe spricht dies vorerst für eine Seitwärtsbewegung an den Märkten.
Defensive Aktienregionen attraktiv
In diesen schwankungsreichen Zeiten stufen wir die Aktienregionen mit defensiven Qualitäten weiter als attraktiv ein. Dazu gehören die USA und die Schweiz. Die Schweiz ist zwar eine kleine offene Volkswirtschaft, deren Außenhandel durch die globale Wachstumsverlangsamung belastet wird, aber die hohe Gewichtung der Sektoren Gesundheit und nichtzyklischer Konsum bieten einen Puffer gegenüber Nachfrageschwankungen. Darüber hinaus zeigen sich die Unternehmen als überdurchschnittlich profitabel. Letzteres gilt auch für US-Firmen. In Europa ohne die Schweiz sehen wir wegen der schwachen Wirtschaftsdaten und der politischen Herausforderungen am wenigsten Aufwärtspotenzial.
Goldpreis mit beschränktem Aufwärtspotenzial
Beim Goldpreis hat sich die seit Herbst andauernde Erholung in den ersten zwei Monaten 2019 fortgesetzt. Gegen Ende letzten Jahres profitierte Gold von fallenden Aktienmärkten, einer Aufhellung der Investorenstimmung und nicht zuletzt von sinkenden US-Realrenditen. Allerdings stieg der Goldpreis im Januar und Februar 2019 weiter an, als sich die Aktienmärkte deutlich erholten und der US-Dollar wieder leicht stärker wurde. Aktuell liegt der Goldpreis nur wenig unter den Höchstständen des vergangenen Frühlings. Wird sich der Aufwärtstrend in den kommenden Monaten fortsetzen? Dafür sprechen die anhaltend tiefen Realzinsen und unsere Erwartung, dass sich der US-Dollar moderat abschwächen wird. Ebenfalls dürften die Zentralbanken insgesamt ihre Goldpositionen weiter aufbauen, um die Währungsreserven zu diversifizieren. Gold hat sich allerdings in der lokalen Währung wichtiger Nachfrageländer wie Indien oder China verteuert, was sich dämpfend auf die physische Privatnachfrage in diesen Ländern auswirken dürfte. Zudem wurde die Erholung in den letzten Monaten durch spekulative Investoren getrieben, die zunehmend auf einen höheren Goldpreis setzten. Das stärkste Momentum dürfte hier allerdings den Zenit überschritten haben, womit ein Treiber für noch höhere Preise wegzufallen droht. Unter dem Strich sehen wir für den Goldpreis vorerst nur noch beschränktes Aufwärtspotenzial.