Die osteuropäischen Märkte hatten einen fulminanten Jahresbeginn und konnten im Januar die beste Monats-Performance seit fast drei Jahren verbuchen. Der Richtungswechsel bei der Fed, wo man im Dezember noch von zwei weiteren Zinserhöhungen während 2019 ausging, hin zu einer nun abwartenden Position ohne Tendenz, die geldpolitische Zügel anzuziehen, pushte alle Risikowerte höher, und davon waren, wie nicht anders zu erwarten war, die Emerging Markets mit die größten Nutznießer. Und wie das für gewöhnlich unter derartigen Umständen der Fall ist, profitierte die Türkei mit ihren höheren Beta-Faktoren am meisten von den eher ins Risiko tendierenden Handelsaktivitäten und war bei den Kurssteigerungen der Region führend. Russland schloss sich als nächstes Land an und schnitt ebenfalls besser als die Region insgesamt ab. Es profitierte von einer Erholung der Ölpreise: der Preis für die Sorte Brent Crude stieg im Monatsverlauf um mehr als 10% an und schloss den Monat bei über 60 US-Dollar pro Barrel ab.
Von den Beteiligungen im Fonds kam die Top-Performance vom türkischen Textileinzelhändler Mavi, dessen Aktienkurs nach einem schwachen Dezember wieder deutlich nach oben schnellte. Wir trafen die Geschäftsführung von Mavi während des Monats bei einer Investorenkonferenz. Bei dem Treffen wurden unsere bestehenden Ansichten bestätigt, dass der Ertragsbericht zum 4. Quartal bei anhaltender guter Kundenfrequenz und flächenbereinigter Wachstumsdynamik stark ausfallen dürfte. Dazu erfuhren wir, dass auch 2019 für das Unternehmen anständig ausfallen müsste, trotz einigen Gegenwinds, den man unter den gegenwärtigen Umständen auch durchaus erwarten kann. Die Geschäftsleitung geht davon aus, dass das derzeitige zweistellige Wachstum bei den Kundenfrequenzzahlen etwas abflauen wird, erwartet jedoch Rückenwind daher, dass die Kunden importierten Marken den Rücken zukehren und Günstigeres suchen. Höhere Beschaffungskosten im ersten Halbjahr dürften die Bruttomargen belasten, allerdings müsste sich das Beschaffungsumfeld dann im zweiten Halbjahr verbessern und Einsparungen bei den Betriebskosten sollten die EBITDA-Margen stabil halten.
Das russische Internetunternehmen Yandex gehörte diesen Monat ebenfalls zu den Top-Performern und leistete den größten Positivbeitrag zur relativen Performance des Fonds. Die Aktie zog nach Berichten, dass der chinesische Investor HNA Aktien von Uber zu einem höher als erwarteten Kurs verkaufte, deutlich an. Uber in Russland gehört zum Taxi-Arm von Yandex. Auch Moscow Exchange leistete ganz ähnlich einen Top-Beitrag und zog damit nach einem schwachen Dezember wieder stark an. Aus der regelmäßigen Berichterstattung des Unternehmens war zu ersehen, dass die Trends bei Volumen und Mix im Großen und Ganzen positiv blieben, während höhere Zinsen und Kundensalden gute Zinserträge erahnen lassen. Anfang März gibt das Unternehmen das Geschäftsergebnis für das ganze Jahr bekannt, und wir erwarten dann auch das bereits mit Spannung erwartete Update zum Dividendenvorschlag, mit dem dann Monate der Ungewissheit ein Ende haben müssten.
Ein deutlicher Nachzügler im Portfolio war die griechische Alpha Bank. Das lag zum Teil an politischen Entwicklungen in Griechenland, wo die an der regierenden Koalition beteiligte Minderheitspartei im Anschluss an das Namensabkommen von Premierminister Tsipras mit Mazedonien aus der Regierung austrat. Das kurz darauf stattfindende Vertrauensvotum überstand Tsipras zwar, leitet jetzt aber eine Minderheitsregierung, was seine Position ziemlich prekär macht. Auch griechische Banken wurden im Monatsverlauf in Mitleidenschaft gezogen, nachdem laut Berichten die Europäische Zentralbank von Banken verlangen wird, dass sie zu einem bisher noch nicht verlautbarten Termin volle Rückstellungen für all ihre notleidenden Kredite machen. In Griechenland bleibt das Portfolio untergewichtet.
Mit Blick in die Zukunft gehen wir davon aus, dass vor dem gegenwärtigen Hintergrund, der den Emerging Markets gegenüber freundlich gesinnt ist, die Märkte mit höheren Betafaktoren weiterhin gut abschneiden werden. Türkische Titel müssten weiterhin im Rampenlicht stehen, da es einerseits positiven Rückenwind gibt, aber andererseits der politische Lärm vor den Kommunalwahlen im März wieder zunimmt. Die Inflation lässt nach, und die geldpolitische Zügel bleibt weiterhin straff. Auch russische Aktien dürften weiterhin gut abschneiden, da sie vom besseren Preisumfeld für Rohstoffe profitieren. Mitteleuropa dürfte aber weiterhin eine Schwachstelle der Region bleiben, wo sich die nachlassende europäische Konjunktur spürbar machen könnte und erwartete Zinssteigerungen noch nicht in die Ertragsprognosen eingepreist wurden.