Die osteuropäischen Märkte gönnten sich im Juli bei anhaltenden Handelsspannungen zwischen den USA und China, die die Märkte belasteten, und bei merklich höherer Volatilität bei allen Anlageklassen eine Verschnaufpause. Der Kommentar nach der allgemein erwarteten Zinssenkung der Federal Reserve seitens ihres Vorsitzenden, dass es sich bei der Senkung eher um eine „Anpassung in der Mitte des Zyklus“ handelte und nicht um den Beginn eines Lockerungszyklus, verstörte die Märkte außerdem.
Der US-Dollar wertete auf und übte damit Druck auf die Emerging Markets aus. Innerhalb der Region kam es in der Türkei zu einer Rallye, da die Zentralbank nach der Bestellung eines neuen Zentralbankgouverneurs mit einer Zinssenkung um 4,25% einen aggressiven Lockerungskurs einläutete. Das reichte jedoch nicht aus, um die ganze Region anzuheben, da die russischen Märkte wegen des Druck auf die Ölpreise stagnierten, und die mitteleuropäischen Märkte bei schwer wiegenden schwachen Wachstumsaussichten trotz guter heimischer Konjunkturlage rückläufig waren. Die russische Zentralbank gesellte sich zur Reihe der Notenbanken, die die Zinsen senkten, hinzu und stutzte ihren Eckzinssatz um 0,25% auf 7,25%.
Das türkische Ölraffinerieunternehmen Tupras war der Titel im Portfolio, der die beste Performance an den Tag legte. Die Aktie wurde von einer Fülle von Sell-Side-Analysten hoch gestuft, da der Markt sein Augenmerk von Werksstilllegungen während Wartungsarbeiten und einem in letzter Zeit schwächelndem Raffinerieumfeld hin zu potentiellen Margensteigerungen verlagert. Zu Letzteren kam es aufgrund der 2020- Vorschriften der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation, die bald in Kraft treten werden. Die Vorschriften verlangen von der Schifffahrtsindustrie die Nutzung von Treibstoffen mit einem niedrigeren Schwefelgehalt als bisher, was die Nachfrage radikal von schwefelreichem Schweröl hin zu schwefelarmem Bunkeröl verlagern wird, was zu höheren Preisen für Mitteldestillate führen wird (also Diesel). Tupras ist ein wesentlicher Nutznießer dieser Entwicklung, da seine Produktpalette stark von Diesel dominiert wird, was sich im nächsten Jahr positiv auf die Raffineriemargen des Unternehmens auswirken müsste.
Auch das türkische Kreditinstitut VakifBank entwickelte sich gut, da türkische Banken im Juli insgesamt den Markt anführten. Zum Teil lag das am Beginn des Lockerungszyklus seitens der Zentralbank, der mit Nachdruck begann und die Finanzierungskosten der Banken senken müsste. Im Unterschied zu Banken anderswo profitieren türkische Banken tendenziell von sinkenden Zinsen, da ihre Finanzierungsgrundlagen kürzere Laufzeiten als ihre Aktiva haben. Ihre Finanzierungskosten werden daher schneller neu ausgepreist als ihre Vermögenserträge, was in Zeiten von Zinssenkungen hilft, die Margen zu steigern. Die VakifBank profitiert von diesem Umstand mehr als Mitbewerber, da bei ihr der Mix an Werten in türkischer Lira auf beiden Seiten der Bilanz höher ausfällt, was ihr hilft, während Zinssenkungszyklen überdurchschnittlich abzuschneiden.
Die kleine Restbeteiligung, die der Fonds noch am Heimkreditanbieter IPF hält, ist weiterhin ein Nachzügler, da die Unsicherheit in Bezug auf Obergrenzen bei nicht-Zinskosten bei Verbraucherkrediten in Polen weiter anhält. Außerdem gab das Unternehmen das Geschäftsergebnis für das erste Halbjahr bekannt und demonstrierte damit eine gute Leistung auf den osteuropäischen Märkten für Kredite von daheim. Auch das Digitalgeschäft läuft gut mit starken Wachstumszahlen und ganz wie nach Plan müsste dieses Jahr zum ersten Mal ein Gewinn erwirtschaftet werden. Dem Unternehmen nützt ein gesundes makroökonomisches Umfeld auf den Märkten, wo es geschäftstätig ist. Es leidet allerdings unter einem feindlich gesinnten aufsichtsbehördlichen Umfeld, das vor allem durch Wahlversprechen motiviert wird. Der Titel bleibt weiterhin die kleinste Position im Fonds und ist auch bereits vorgemerkt, irgendwann ganz abgestoßen zu werden.
Wenn wir den Blick in die Zukunft werfen, sehen wir den russischen Markt als weiterhin belastbar, da der kontrazyklische fiskalpolitische Rahmen der letzten paar Jahre dabei hilft, Empfindlichkeiten des Marktes und der Wirtschaft gegenüber dem Ölpreis abzubauen und im gewissen Grad auch gegenüber anderen Trends der Emerging Markets. Die Türkei müsste insgesamt von geldpolitischen Anpassungsmaßnahmen profitieren sowie von den Allzeittiefstständen der Renditen. Man muss allerdings aufpassen, wenn die politischen Entscheidungsträger allzu sehr die Hände in den Schoß legen, da der Schlüssel für eine langfristigere Neubewertung in Reformen und einer Rückkehr zu orthodoxeren politischen Maßnahmen zu finden ist. Schlussendlich sehen wir die mitteleuropäischen Märkte quasi eingeklemmt im Kräftefeld eines Tauziehens: einerseits belastet die Flaute in der Eurozone, andererseits gibt es in vielen Märkten gute heimische Aussichten und potentielle politische Anpassungsmaßnahmen.
Julian Mayo, Fondsmanager, Fiera Capital (ehemals Charlemagne Capital)
Wir investieren in Qualitäts-Unternehmen, mit starkem Management und nachhaltigen Wachstums-Aussichten, die attraktiv bewertet sind. Unser Investment-Ansatz folgt einer auf unserem Research basierenden bottom-up Einzeltitelauswahl. Dabei suchen wir besonders nach vom Markt weniger gut verstandenen Gelegenheiten. Regelmäßige Treffen mit dem Management sind für unseren Prozess unverzichtbar. Unser Ziel ist, Unternehmen zu finden, die uns langfristig eine attraktive Anlagemöglichkeit bieten. Das Vertrauen in die Nachhaltigkeit des Wachstums und die bewiesene Orientierung am Wohl der Anteilseigner stehen für uns dabei im Mittelpunkt. Der Grad der Überzeugung von einem Unternehmen spiegelt sich in der Portfolio-Konstruktion. Wir sind uns der Zusammensetzung des Benchmark-Index bewusst, wenn wir allerdings einen Titel nicht mögen, halten wir ihn nicht, unabhängig vom Gewicht im Index
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