Aberdeen-Chefstratege: „Unsere Kristallkugel hat sich durch Donald Trump eingetrübt"

Craig Mackenzie, Chefstratege bei Aberdeen Asset Management, gibt einen ersten Ausblick auf das Investementjahr 2017 und die Marktfaktoren, welche die Investoren im kommenden Jahr begleiten werden: abrdn | 13.12.2016 07:48 Uhr
Craig Mackenzie, Chefstratege, Aberdeen Asset Management / ©  Aberdeen AM
Craig Mackenzie, Chefstratege, Aberdeen Asset Management / © Aberdeen AM
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Unsere Kristallkugel hat sich durch Donald Trump eingetrübt. Nach 3,0% in diesem Jahr gingen wir von einer Steigerung des globalen BIP auf etwa 3,5% im Jahre 2017 aus. Begünstigt wurde dieses Wachstum durch eine weiterhin konsumgetriebene Ausweitung der US-Konjunktur sowie eine schrittweise Erholung in Europa (bei einem von Brexit-Unsicherheiten geschwächten Vereinigten Königreich). Derweil gewannen die Schwellenmärkte weiter an Fahrt, gestützt durch weitere Anreizprogramme in China und anhaltende Erholungen von ihren Rezessionstiefen seitens Brasilien und Russland.

Wie wird Trump dieses Szenario ändern? Wahrscheinlich sind fiskale Anreize in Form von großen Steuersenkungen und massiven Investitionen in Infrastruktur. Mit Deregulierung ist auch zu rechnen, leider mit einem Hang zur Umweltunverträglichkeit. Obwohl Unklarheit bezüglich Schnelligkeit und Reichweite herrscht, dürften beide dem Wachstum im Jahre 2017 zu Gute kommen.

Durch Trumps Versprechen zu mehr Protektionismus, seinem Hang zum Isolationismus und seine mangelnde politische Erfahrung besteht andererseits das Risiko erhöhter Instabilität und schwächeren Wachstums. Wir können hoffen, dass republikanische Befürworter eines freien Handels und Berater mit Erfahrung in der Auslandspolitik ihn zu einem standfesteren Präsidenten machen, als er sich als Kandidat gezeigt hat. Allerdings lassen sich die Risiken nicht verleugnen.  

Aktien mit Rückenwind

Bei zunehmender Beschleunigung des Weltwachstums könnte sich 2017 als aktienfreundlich erweisen. Unsere Einschätzung zu US-Aktien war negativ. Stattdessen favorisierten wir billigere Börsen wie Europa, Japan und die Schwellenmärkte. Durch seine Steuersenkungen, Deregulierung und Anreize dürfte Trump allerdings die Unternehmensgewinne in den USA stützen. Dadurch ist unsere Einschätzung positiver geworden, obgleich wir früher oder später eine Bremswirkung durch straffere Geldpolitik befürchten.

Günstige Winde dürfte weiterhin die Schwellenmärkte antreiben. Steigende Rohstoffpreise, bessere Nachrichten in China und stärkeres Wachstum wecken erneut die Begeisterung der Anleger. Kehren Investoren erst einmal mit ihrem Geld in diese Märkte zurück, halten die günstigen Verhältnisse meistens eine ganze Weile an. Zwar stellen höhere US-Zinsniveaus, ein stärkerer Dollar und der Protektionismus von Trump Risiken dar. Wir vermuten allerdings, dass diese Themen erst nach 2017 an Gewicht gewinnen werden.

Die Pessimisten führen auch die nicht haltbare Kreditblase in China an. Auf kurze Sicht machen wir uns hierüber keine so großen Sorgen. Klar muss China seine Wirtschaft wieder ins Lot bringen und das zweistellige Kreditwachstum in Grenzen halten. Ebenso klar ist, dass diese Anpassung – wenn sie erst einmal ansetzt – ungemütlich werden könnte. Im Vorfeld des politisch wichtigen 19. Parteikongresses im Oktober 2017 lässt die Notwendigkeit des  Stabilitätsnachweises jedoch vermuten, dass der Tag der Abrechnung nach hinten verschoben wird.

Das Schwellenmarktuniversum umfasst viel mehr als nur China. Sorgfältige Anleger können vom schnelleren Wachstum der aufstrebenden Länder profitieren, ohne ein allzu großes Risiko bei China oder den USA eingehen zu müssen. 

Anleihen verlieren ihren Glanz

Bei extrem niedrigen Renditen auf Staatsanleihen und steigender Inflation in den USA fällt es schwer, sich für Staatsanleihen aus Industrieländern zu begeistern. Unternehmensanleihen sind nur wenig attraktiver, nachdem die Rallye in diesem Jahr den die Risikozuschläge bis auf den letzten Tropfen ausgesogen hat.

Wir setzen nach wie vor auf Staatsanleihen aus Schwellenmärkten. Gegenüber den schlechten Zeiten haben niedrige Staatsschulden und ein großer Anteil von Anleiheemissionen in lokaler Währung die Risiken verringert. Anlegerengagement wird honoriert mit relativ hohen Renditen bei weniger direktem Risiko von steigenden US-Zinsen, obwohl wir auch hier den Dollar und den Risiken im Zusammenhang mit China weiter im Blick haben. 

Neue Medizin

Kurzum: Im Jahr 2017 wird etwas heißer aufgetischt, als dies 2016 der Fall war, allerdings mit einer zusätzlichen Prise politischer Unsicherheit. Dennoch wird es immer noch eher lauwarm schmecken. Wir scheinen in einer Endlosschleife gefangen zu sein. Blutleeres und unsicheres Wachstum hemmt unternehmerische Investitionen, was zur schwächeren Nachfrage und niedrigem Produktivitätswachstum beiträgt, woraus noch weiteres blutleeres Wachstum entsteht. Als Lösung empfiehlt der IWF breit angelegte fiskale Anreizprogramme mit Schwerpunkt Infrastruktur. Vor dem 8. November war die US-Republikanische Partei größte Gegnerin dieser von Keynes erdachten Medizin. Ironischerweise scheint es nun, als könnte sie unter Präsident Trump diejenige sein, welche die Spritze ansetzt.“

Craig Mackenzie, Chefstratege, Aberdeen Asset Management

Lesen Sie weiter im beigefügten vollständigen Kommentar, welche darüber hinaus gehenden Einschätzungen Craig Mackenzie hat. Weitere Themen:

  • Anziehende Inflation
  • Politische Unsicherheit in Europa
  • Chancen bei Alternativen
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