Aberdeen Standard Experte Yeo zur erhöhten Gewichtung chinesischer A-Aktien durch MSCI

Nick Yeo, Head of Equities, China bei Aberdeen Standard Investments kommentiert das Auf und Ab am chinesischen Markt sowie die Entscheidung von MSCI, die Gewichtung chinesischer A-Aktien zu erhöhen: abrdn | 01.03.2019 10:50 Uhr
Nick Yeo, Head of Equities, China, Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
Nick Yeo, Head of Equities, China, Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
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„So volatil sich chinesische A-Aktien auch entwickeln mögen, bieten sie doch die beste Möglichkeit, am strukturellen Wachstum des Landes zu partizipieren. Die Entscheidung seitens MSCI, die Gewichtung chinesischer A-Aktien zu erhöhen, mag auf den ersten Blick vielleicht folgenschwer erscheinen. Immerhin handelt es sich um einen riesigen Markt mit etwa 3.500 Titeln und einem Wert von rund 8,5 Billionen US-Dollar.

Für uns als Stock-Picker hat die Aufnahme in die MSCI-Indizes jedoch keinen unmittelbaren, praktischen Nutzen. Sie wirkt sich nicht auf unsere positive oder negative Einschätzung eines Unternehmens aus, und wir sehen auch keinen Anlass, unsere Portfolios anzupassen. Diesen aus historischer Sicht volatilen und Momentum-orientierten Retail-Markt betrachten wir unter einem langfristigen Blickwinkel.

Viele globale Anleger dürften den chinesischen Onshore-Aktienmarkt – unabhängig von den Entscheidungen von MSCI – als hoffnungslosen Fall ansehen. Nachdem der Markt vergangenes Jahr um über 30% nachgegeben hatte, verzeichnet er seit Beginn des Jahres 2019 eine starke Erholung.

Der Markt ist ineffizient, denn 80% des Umschlags resultieren daraus, dass lokale Retail-Anleger eher auf die aktuellen Schlagzeilen blicken als auf die Gewinnaussichten der A-Aktien-Unternehmen.

Die Anleger wurden vergangenes Jahr mit Negativmeldungen über die Wachstumsverlangsamung in China, die zunehmende Zahl der Insolvenzen und US-Handelszölle geradezu überschüttet. Dies trübte das Vertrauen und verzögerte die Ausgabenpläne der Unternehmen.

Doch diese Aversion erwies sich als kurzsichtig. Es gibt gute Gründe, warum internationale Anleger diesen Markt wohlwollender betrachten sollten, insbesondere auf längere Sicht.

Die politischen Verantwortlichen in China koordinieren diese Verlangsamung, indem sie das fremdfinanzierte Wachstum drosseln, um so ihr eigenes Finanzsystem zu schützen. Gleichzeitig fördern sie das Wachstum im inländischen Konsum- und Dienstleistungssektor. Dabei streben sie eine unabhängigere und nachhaltigere Wirtschaft an, was in Bezug auf die künftige Stabilität hoffen lässt.

Kurzfristigen Herausforderungen begegnen die politischen Verantwortlichen mit Maßnahmen zur Belebung bestimmter Wirtschaftsbereiche. Dabei sind sie bereit, weitere geld- und fiskalpolitische Schritte zu unternehmen, um den wirtschaftlichen Wandel reibungslos herbeizuführen.

Globale Anleger sollten auch bedenken, dass das chinesische Wirtschaftswachstum immer noch bei über 6% und damit deutlich höher liegt als in den Industrieländern. Der Konsens prognostiziert für 2019 bei A-Aktien ein Gewinnwachstum von 15%. Eine derartige, zweistellige Steigerung dürfte nicht an allzu vielen Märkten zu finden sein. Darüber hinaus sind die Kurse im Zuge der Marktkorrektur 2018 im Vergleich zu den Gewinnen ebenfalls gesunken.

Sollte US-Präsident Donald Trump die Handelszölle weiter erhöhen, so könnte dies das BIP-Wachstum Chinas sicherlich um einen Prozentpunkt schmälern. Die Zölle beeinträchtigen jedoch die Gewinne derjenigen Unternehmen, die von globalen Lieferketten profitieren, von denen viele an US-Börsen notiert sind. Wir vermuten, dass dies einer der Gründe für den Einbruch des S&P 500 Index im letzten Dezember gewesen sein könnte.

Dies könnte Präsident Trump ein Dorn im Auge gewesen sein, da er der Aktienmarktperformance eine hohe Bedeutung beimisst. Es verdeutlicht zudem einen wesentlichen Aspekt: Es liegt im Interesse beider Seiten, eine vernünftige Lösung für diesen Konflikt zu finden. Die beiden Streitparteien scheinen in ihren Stellungnahmen mittlerweile eine versöhnlichere Tonart anzuschlagen, und wir gehen davon aus, dass sie den Handelsstreit im weiteren Jahresverlauf werden beilegen können. Jegliche Übereinkunft wird voraussichtlich positiv vom Markt aufgenommen und den Unternehmen mehr Klarheit in Bezug auf ihre Umsatzperspektiven und Ausgabenpläne verschaffen.

Portfoliodiversifizierung

Im Laufe der Zeit wird die höhere Gewichtung in den MSCI-Indizes Wirkung zeigen. Schätzungen zufolge könnten A-Aktien innerhalb von fünf Jahren bis zu 20% dieses weithin beachteten Index ausmachen. Dies hätte Mittelzuflüsse seitens ausländischer institutioneller Fonds zur Folge, die den Index passiv nachbilden.

Dabei handelt es sich um langfristiges Kapital, das dauerhafter wirken dürfte als die derzeitigen stimmungsbedingten Mittelflüsse. Eine derartige Institutionalisierung hätte zur Folge, dass sich lokale Unternehmen an globale Rechnungslegungsstandards und Best Practices halten müssen. Dies würde die Governance-Standards verbessern und die „Investierbarkeit“ des Marktes erhöhen. Gut geführte Unternehmen mit solidem Kapitalmanagement stellen unseres Erachtens auf lange Sicht bessere Anlagen dar.

Da chinesische Vermögenswerte verstärkt in die globalen Benchmarks Einzug halten, stellt ein geringes oder gar kein Exposure an diesem Markt eine zunehmend aktive Entscheidung dar. Globale Anleger sind möglicherweise bereits über den zugänglicheren H-Aktienmarkt in China engagiert, der durch den MSCI China Index dargestellt wird. Diese Titel sind in der Regel in Hongkong börsennotiert.

Im Vergleich zu den 3.500 A-Aktien gibt es allerdings nur 256 H-Aktien. Im Gegensatz zum Markt in Hongkong verfügt der chinesische Onshore-Markt über mehr als die doppelte Marktkapitalisierung und den drei- bis vierfachen Handelsumschlag. Der A-Aktienmarkt weist zudem eine deutlich stärkere Diversifizierung nach Sektoren auf und ist wesentlich weniger technologielastig, da die Schwergewichte Tencent und Alibaba am Offshore-Markt gehandelt werden. Die Inlandsausrichtung des Marktes bietet jedoch Zugang zu Unternehmen, der andernfalls einfach nicht zur Verfügung steht.

Die besten Gewinnaussichten machen wir bei konsumorientierten Unternehmen aus, die vom strukturellen Wachstum des Landes profitieren dürften. Schließlich wächst Chinas Mittelklasse rasant, und die 380 Millionen Millennials haben ein höheres Einkommen als ihre Eltern und geben mehr Geld für Luxusgüter, Reisen und Gesundheit aus.

Der A-Aktienmarkt weist eine deutlich geringere Korrelation zu den globalen Märkten auf als der MSCI China Index. Er verfügt über andere Treiber und reagiert somit tendenziell weniger stark auf externe Ereignisse. Daher kann ein Engagement bei chinesischen A-Aktien einem global aufgestellten Portfolio wertvolle Diversifizierungsvorteile verschaffen.

Vor diesem Hintergrund stellen die Meldungen seitens MSCI von dieser Woche wohl nicht die bahnbrechende Revolution dar, als die sie einige Marktteilnehmer sicherlich deklarieren werden. Gleichwohl spiegelt sich hierin auch die Entwicklung der chinesischen Kapitalmärkte wider, und vielleicht sehen sich Anleger veranlasst, ihre Meinung über den A-Aktienmarkt des Landes zu überdenken und ihn nicht als Gefahr, sondern vielmehr als Chance zu sehen."

Nick Yeo, Head of Equities, China, Aberdeen Standard Investments

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