Wir hatten mal gedacht, dass an den Fixed-Income-Märkten nun eine gewisse Ruhe einkehren würde. Im Februar schienen die Notenbanker aus den USA und Großbritannien Klarheit hinsichtlich der sogenannten "Forward Guidance" geschaffen zu haben. Ihren Äußerungen im April mangelte es hingegen an Bestimmtheit. Anleger betrachteten das Sitzungsprotokoll des Offenmarktausschusses (FOMC) der Fed als undurchsichtig. Es hat den Anschein, als wolle der FOMC von früheren Erklärungen Abstand nehmen, in denen er eine Erhöhung der Leitzinsen für Anfang 2015 angedeutet hatte.
Ein weiteres erwähnenswertes Thema ist das ständige Hin und Her zwischen negativen geopolitischen und positiven makroökonomischen Neuigkeiten. Die Ereignisse in der Ukraine bestimmten weiterhin die kurzfristige Marktdynamik, aber die Anleihenmärkte mussten gleichzeitig mit stärker als erwarteten Makrodaten zurechtkommen.
Vor diesem Hintergrund setzte sich die gute Entwicklung an den Rentenmärkten fort. Gleichermaßen hielt die Suche nach Rendite an. Auch im April zählten italienische und spanische Anleihen erneut zu den Anlageklassen mit der besten Performance. Befeuert wurde ihre jüngste Rally durch das Gerede über eine Ergreifung quantitativer Lockerungsmaßnahmen seitens der EZB in Form eines Anleihenrückkaufprogramms. Dazu wird es unseres Erachtens nicht kommen, zumindest nicht dergestalt, dass infolgedessen die Kurse von Peripherie-Anleihen deutlich steigen. Wir nehmen die konjunkturelle Erholung vieler Peripheriestaaten wahr, sehen die Renditeentwicklungen jedoch als Anzeichen dafür, dass fast alle europäischen Staatsanleihen überteuert sind, und nicht als Kaufsignal.
Kurz gesagt, wir haben nicht die Absicht, hausierenden Staatsanleihen hinterherzujagen. Gleichwohl waren wir stets (und sind immer noch) der Meinung, dass eine reine Shortposition ein zu hohes Risiko birgt und damit wertvernichtend wirken könnte, und wir erwarten in naher Zukunft keinen regelrechten Ausverkauf.
Wir haben unsere Gewichtung im Investment-Grade-Bereich im vergangenen Monat erhöht und nutzten den Verkauf fünfjähriger US-Treasuries zum Kauf qualitativ hochwertiger Unternehmensanleihen. Die Spreads zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen verfügen allerdings (nur) über begrenztes Wertsteigerungspotenzial. Darüber hinaus achten wir wachsam auf eine Wende im Kreditzyklus, möglicherweise herbeigeführt durch die eine oder andere Bilanzimplosion - wir sehen ja bedeutende M&A-Aktivitäten einiger Großkonzerne und auch im Hochzinssektor beschaffen sich einige Unternehmen Fremdkapital für ähnliche Zwecke. Geschäftsführungen neigen im Moment dazu, ihre hoch bewerteten Aktien und billiges Fremdkapital dafür einzusetzen, um externes Wachstum zuzukaufen. Wir müssen daher umsichtig sein.
Hochzinsanleihen dümpeln unbeeinflusst von äußeren Faktoren vor sich hin trotz weiterhin robuster Cashflows, die so gut wie keine Anzeichen zeigen, ins Negative zu drehen. Die Kurse hochverzinslicher Bonds sind leicht überzogen, aber es gibt kaum Alternativen für renditehungrige Anleger.
Wie bereits kommuniziert, hatten wir ein stärkeres Engagement in EM-Anleihen in Erwägung gezogen. Daraufhin stockten wir unsere Position in dieser Anlageklasse geringfügig auf, rückblickend betrachtet allerdings nicht genug. EM-Anleihen legten aus mehreren Gründen zu, unter anderem wegen günstiger Bewertungen sowie der besseren Inflations- und Wachstumstrends in einigen Schwellenländern. Noch ist Zeit zum Handeln, und sollte der Preis stimmen, bauen wir unser Exposure weiter aus.
Die Inflationserwartungen sind nach wie vor gering und Staatsanleihen werden vermutlich so lange überbewertet bleiben, bis die monetären Zügel angezogen werden oder Anleger sich abwenden. Wir streben auch für das verbleibende Jahr eine weiterhin starke Performance an, ohne der Versuchung zu erliegen, geringfügig höhere Renditen auf Kosten eines erhöhten Risikos zu erzielen.