Neue Credit Suisse Studie: "Getting over Globalization"

Das Credit Suisse Research Institute untersucht das Ende der Globalisierung, wie wir sie kennen, und den Übergang zur Multipolarität – hin zu Regionen, die sich in Bezug auf Wirtschaft, Gesetze, Kultur und Sicherheitsarchitektur unterscheiden. Credit Suisse | 20.01.2017 13:03 Uhr
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Das Credit Suisse Research Institute veröffentlichte kürzlich seinen Bericht «Getting over Globalization». Er beschreibt, wie sich die Weltwirtschaft an eine stärker multipolar geprägte Form annähert, deren Stabilität davon abhängt, dass frühzeitig entsprechende Regeln und Institutionen geschaffen werden. Der Bericht nennt verschiedene Risiken wie die Zunahme des Protektionismus, Währungskriege und geopolitische Konflikte, kommt aber zu dem Schluss, dass statt einer vollständigen Aufgabe der Globalisierung Massnahmen ergriffen werden können, die zu einem ausgewogeneren Ergebnis führen.

Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse: «Die Globalisierung war der stärkste wirtschaftliche Treiber der letzten Jahrzehnte. Im Jahr 2016 hat sich die Globalisierung, wie wir sie kennen, verändert. Insbesondere für international tätige Unternehmen werden Veränderungen des globalen Handels und die politische Regionalisierung eine Herausforderung darstellen.»

Michael O’Sullivan, Chief Investment Officer International Wealth Management bei der Credit Suisse und Hauptautor des Berichts, erläutert den Hintergrund der Studie: «Die Globalisierungsuhr der Credit Suisse zeigt eine stockende Entwicklung und eine Welt, die noch immer in einem multipolaren Rahmen verankert ist. Die Akzeptanz des ‹Weges zur Multipolarität› ist aus unserer Sicht eine realistischere Perspektive und ein Szenario, das einem ‹Ende der Globalisierung› vorzuziehen ist.»

Der vom Credit Suisse Research Institute (CSRI) veröffentlichte Bericht «Getting over Globalization» steht unter www.credit-suisse.com/researchinstitute zum Download bereit.

Die neue Studie aktualisiert den Ende 2015 erschienenen CSRI-Bericht über die Zukunft der Globalisierung und untersucht drei Szenarien: «Fortsetzung der Globalisierung», «Entwicklung einer multipolaren Welt auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene» und, wesentlich dramatischer, das «Ende der Globalisierung».

Mit innovativen Analyseinstrumenten wie der Globalisierungsuhr der Credit Suisse versucht der Bericht, die Globalisierung wie auch die Multipolarität mit ihren vielen Facetten zu messen und zu quantifizieren. Auf der politischen Bühne deuten mehrere Ereignisse – das Brexit-Votum, das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl, das Ende des Trans-Pacific-Partnership-Prozesses – darauf hin, dass 2016 als das Jahr in Erinnerung bleiben könnte, in dem die Globalisierung an Schwung verlor. Der CSRI-Bericht geht auf einige dieser Themen näher ein, unter anderem auf Ungleichheit und Migration als die zwei Hauptgefahren für die Globalisierung, die offenbar das Wählerverhalten in den Industrieländern bestimmen.

Zehn Blickpunkte in 2017
Wenn 2016 das Jahr ist, in dem die Globalisierung scheiterte, dann entsteht 2017 eine stärker multipolar geprägte Welt – und die Gefahr, dass der globale Handel einbricht. Das CSRI nennt zehn Aspekte, die es in diesem Zusammenhang zu beachten gilt:

1.) Handel: Nachdem nun wohl weder die Trans Pacific Partnership (TPP) zwischen den USA, Japan und einer Gruppe asiatischer Staaten noch die Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) zwischen den USA und der EU ratifiziert wird und immer mehr Massnahmen ergriffen werden, um den Handel zu behindern, sind das Volumen und die Stabilität des Handels möglicherweise die wichtigsten Variablen, die im Blick zu halten sind.
2.) Verschuldung: Aufgrund der Null- und Negativzinsen konnte die Welt ihre Schulden ignorieren und sich in vielen Fällen noch weiter verschulden. Doch nun steigen die Zinsen, und dies könnte manche Unternehmen und Länder unter Druck setzen. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich warnt zu Recht davor, dass die Welt heute höher verschuldet ist als im Jahr 2007.
3.) Zuwanderung: Die Zuwanderung ist in Europa vielleicht das heisseste politische Thema und war einer der Hauptgründe, warum in Grossbritannien viele Wähler für den Brexit stimmten. Die EU braucht einen Plan zur Bewältigung der Immigration, um alle Mitgliedstaaten zu einer gemeinsamen Politik zu verpflichten und die Zuwanderung als politisches Streitthema auszuräumen.
4.) Wann kommt die nächste Rezession? In den vergangenen sieben Jahren haben die Märkte etwa vier Rezessionen eingepreist. Angesichts der enormen Verschuldung in China, der schmalen Unternehmensmargen und des beginnenden Aufschwungs in den USA ist die nächste natürliche Rezession vermutlich nicht allzu weit entfernt.
5.) Das «Strangelove-Szenario» – militärische Konfrontation, zufällig oder gewollt: Oft wird das Südchinesische Meer von Kommentatoren als Schauplatz für eine Konfrontation der Grossmächte genannt, doch nachdem der Krieg in Syrien immer komplexer wird, kommen auch andere Gebiete als Auslöser eines militärischen Konflikts in Frage.
6.) Heimliche Angriffe oder Cyberkrieg: Cyberangriffe auf Unternehmen sind heute nichts Besonderes mehr, doch über die von Staaten vorangetriebenen Angriffe auf andere Länder hört man aus naheliegenden Gründen weniger. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein solcher Angriff fatal endet oder eine heftige Reaktion auslöst.
7.) Fehlentscheidung einer Zentralbank: Eine geldpolitische Massnahme könnte dazu führen, dass eine Zentralbank ihre Glaubwürdigkeit verliert. Ein denkbares Beispiel wäre etwa, dass die Bank of Japan versucht, die Inflation anzufachen, und damit einen Kursanstieg des Yen auslöst.
8.) Überdruss am Konsumdenken: Die Globalisierung prägt vor allem das Konsumdenken der Schwellenländer. Doch schwierige Arbeitsmarktbedingungen in einigen Ländern (in Russland, Südafrika und der Türkei beurteilten die Konsumenten ihre Einkommensaussichten 2015 pessimistisch oder weniger optimistisch), zunehmende Vermögensungleichheit und auch der Schwund der Mittelschicht könnten die Verlockung erstrebenswerter Lebensweisen und des Erwerbs von materiellem Wohlstand trüben.
9.) Multipolare Staaten werden rücksichtsloser: Einige Staaten mögen den Eindruck haben, sie könnten es sich dank ihrem Status als geopolitische oder wirtschaftliche Macht erlauben, internationales Recht zu ignorieren. Daher setzen verschiedene Regionen zunehmend auf einen eigenen Weg – zum Schaden des Handels und womöglich auch der Menschenrechte.
10.) Klimaereignis: Der Klimawandel ist ein fester Bestandteil der Globalisierung, sowohl hinsichtlich der Auswirkung auf das Klima als auch in Bezug auf die (regulatorischen und technologischen) Abhilfemassnahmen, die entwickelt wurden, um dem Effekt entgegenzuwirken. 2016 war die heisseste Periode seit Beginn der Aufzeichnungen, und ein weiteres derartiges Jahr wäre eine Belastung für viele Agrarbetriebe und Nahrungsmittelversorgungsketten und könnte humanitäre Krisen auslösen.

Die vollständige Studie des Credit Suisse Research Insitute finden interessierte Leser hier als PDF-Download:

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