Salmonellenverunreinigte Schokolade, Gammelfleisch in Gelatine, Fat-Burner mit dem Inhaltsstoff DNP oder Pestizid-Äpfel mit Bio-Siegel: Es gibt immer wieder Hersteller, die mit manipulierten, verdorbenen oder gepanschten Nahrungsmitteln das Vertrauen der Konsumenten missbrauchen.
Ein jüngst publizierter Nahrungsmittelskandal fand in der Öffentlichkeit besonders groβe Beachtung: Ausgerechnet im lukrativen Ostergeschäft musste ein namhafter Schokoladehersteller mehr als 3’000 Tonnen seiner Produkte vom Markt nehmen und vernichten. Diese waren mit Salmonellen verseucht und haben zu mehreren hundert Erkrankungsfällen geführt.
Steigendes Sicherheitsbedürfnis von Konsumenten
Vor allem in Entwicklungsländern, die wenig reguliert und deren hygienische Bedingungen manchmal unzureichend sind, kommen Lebensmittelvergiftungen besonders häufig vor. In Industrieländern liegen diese Zahlen tiefer, auch, weil mehr Lebensmittel industriell bearbeitet werden und Lebensmittelhersteller striktere Produktionsauflagen haben als Produzenten in Entwicklungsländern. Trotzdem steigt in westlichen Ländern die Skepsis gegenüber industriell verarbeiteten Lebensmitteln, weil auch das öffentliche Sicherheitsbedürfnis allgemein wächst. Vor diesem Hintergrund führen Regierungsbehörden in verschiedenen westlichen Ländern immer engmaschigere Richtlinien und strengere Haftungsbestimmungen für Lebensmittel ein. Dies verleiht Qualitätskontrollen und Nahrungsmitteltests einen immer höheren Stellenwert in der Wertschöpfungskette. All diese Faktoren zusammengefasst sind im Markt für Lebensmittelsicherheit folglich die wichtigsten Wachstumstreiber: ein steigendes öffentliches Sicherheitsbedürfnis, erhöhte Haftungsrisiken der Hersteller, strengere Regulierungen und striktere Qualitäts- und Kontrollauflagen. Diese tragen dazu bei, dass der Markt für Lebensmittelsicherheit wächst und damit auch das Angebot von Unternehmen, die in diesem Sektor Dienstleistungen erbringen.
Der Anbietermarkt gewinnt an Bedeutung
Schätzungen zufolge hatte der globale Markt für Nahrungsmittelsicherheit 2021 ein Umsatzvolumen von rund USD 19.2 Milliarden. Experten schätzen, dass dieser Markt bis 2027 auf USD 33.4 Milliarden anwachsen wird, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 9.7 %.
Führend im Bereich der Nahrungsmittelkontrollen sind Unternehmen in Nordamerika, getrieben durch eine steigende Nachfrage seitens Konsumenten sowie die Sicherstellung der Umsetzung staatlicher Vorschriften wie des FDA Food Safety Modernization Act. Auch Europa zählt zu den bedeutenden Regionen auf diesem Gebiet. Hier wird der Markt mit den gröβten Marktteilnehmern Deutschland, Groβbritannien und Frankreich durch eine steigende Zahl an Lebensmittelvorschriften gesteuert, die verschiedene Regierungen und die EU kontinuierlich erlassen. Heute nutzen zahlreiche Lebensmittel- und Getränkeunternehmen Nahrungsmitteltests sehr aktiv, um regionale Sicherheitsvorschriften einhalten zu können und damit ihren Ruf zu schützen.
Investieren in sichere Lebensmittel
Der starke öffentliche Fokus auf sichere Lebensmittel eröffnet vor allem Dienstleistungsunternehmen für Qualitätskontrollen viele Geschäftsmöglichkeiten. Dieser wachsende Markt ist für Anleger attraktiv und unterliegt nach unserer Ansicht einem langfristigen Wachstumstrend. Neben Regulierungsmaβnahmen zum Schutz vor mikrobakterieller oder chemischer Kontamination wird es künftig weitere regulatorische Vorschriften geben, in deren Folge Technologien zur Überprüfung der Nahrungsmittelherkunft und Trace-and-Track-Methoden entlang der gesamten Produktionskette an Bedeutung gewinnen. Das eröffnet Anbietern von Qualitätskontrollen zusätzliche Geschäftsfelder.
Aktuell lässt sich im Markt eine erhöhte Unsicherheit beobachten, ausgelöst durch die COVID-19-Pandemie, steigende Inflationsraten und den Kriegsausbruch in der Ukraine. Trotz diesem Umfeld bleibt der Markt für Lebensmittelsicherheit unserer Meinung nach attraktiv, die langfristigen Wachstumstreiber sind nach wie vor intakt. Aus diesem Grund bleiben Aktien von führenden Unternehmen in den Bereichen Life Sciences, Sensorik, Diagnostik, Tests, Inspizierung und Zertifizierung sowie von Herstellern wissenschaftlicher Instrumente und Verbrauchsgütern für Anleger weiterhin vielversprechend.
Patrick Kolb, Fondsmanager bei der Credit Suisse