Und wieder einmal hielt der Chinesische Volkskongress seine perfekt inszenierte Jahrestagung ab. Chinas nunmehr auch offiziell deklariertes niedrigeres Wachstumsziel in Höhe von 6 bis 6,5 Prozent hat es bisher am häufigsten in die Schlagzeilen geschafft. Wie bereits erwähnt, sind wir über diesen Rückgang der Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIPs) weder überrascht noch allzu besorgt (siehe Chart der Woche vom 25.01.2019).
Sicherlich ist das Wohlergehen Chinas für die Weltwirtschaft von größter Bedeutung, allein schon aufgrund der schieren Größe seiner Wirtschaft und seinem Gewicht im Welthandel. Die Auswirkungen der Wachstumsverlangsamung werden jedoch unterschiedlich sein, je nachdem, wie viel Defizit oder Überschuss jedes Land im Waren- und Dienstleistungsaustausch mit China aufweist. Insgesamt weist China bekanntlich immer noch einen Leistungsbilanzüberschuss mit dem Rest der Welt auf. Dieser Überschuss schrumpft jedoch und könnte, wenn sich die Dynamik nicht ändert, in nicht allzu ferner Zukunft tatsächlich zu einem Defizit werden.
In unserem "Chart der Woche" werfen wir einen Blick auf die bilateralen Handelsbilanzen im Warenverkehr mit China. China wird oft wegen unlauterer Handelspraktiken angeprangert. Ein Blick auf die Handelsstatistik zeigt ein etwas anderes Bild. Mit einigen Ländern verzeichnet China erhebliche Handelsdefizite, am deutlichsten gegenüber einigen ostasiatischen Ländern, Rohstoffexporteuren, aber auch gegenüber Deutschland und Japan. Andererseits erzielt China mit vielen Industrieländern, vor allem mit den Vereinigten Staaten, weiterhin einen enormen Überschuss. Für 2018 erreichte er mit 419,2 Milliarden Dollar einen neuen Rekordwert. Keine Musik in den Ohren des US-Präsidenten, der zudem noch verkraften muss, dass die USA ausgerechnet in seiner Amtszeit auch insgesamt ein Rekorddefizit im Warenverkehr in Höhe von 891,3 Milliarden Dollar für 2018 ausweisen müssen.