DWS CIO Flash: Einmal Süß-Sauer von der US-Fed

Die US-Fed hat es geschafft, die Märkte zu überraschen – aber das Zinsgeschenk hat seinen Preis. DWS | 22.03.2019 09:37 Uhr
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Diesmal hat Europa den Weg gewiesen. Der Zinsentscheid der Federal Reserve (Fed) am Mittwoch wies viele Parallelen zur Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom 7. März (siehe CIO Flash vom 8. März 2019) auf: die Zentralbank überbot die bereits vorsichtigen Markterwartungen; die Zins- und Währungsmärkte feierten die Entscheidung erwartungsgemäß; und die Aktienmärkte begrüßten die Entscheidung zunächst, bevor sie angesichts der angeführten Gründe für die "dovische" Zinspolitik doch kalte Füße bekamen. Fast deckungsgleich wie der Stoxx 600 Europe ging es mit dem S&P 500 zunächst nach oben, bevor nach rund einer Stunde wieder der Rückwärtsgang eingelegt wurde. Dabei zog insbesondere der Finanzsektor den Gesamtmarkt nach unten. 

Die wichtigsten Signale der Fed aus unserer Sicht: Die Medianprognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wurde um 0,2 Prozentpunkte für 2019 und um 0,1 Prozentpunkte für 2020 nach unten korrigiert, auf jetzt 2,1 und 1,9 Prozent. Die Inflationserwartungen für 2019 wurden um 0,1 und für 2020 um 0,2 Prozentpunkte reduziert, auf jetzt jeweils 1,8 und 1,9 Prozent. Zusammen mit der Bemerkung von Fed-Vorstand Jerome Powell, dass "das Wachstum sich stärker als erwartet abschwächt", mündet das in den gesenkten Zinsprojektionen ("dots") der FOMC-Mitglieder (Federal Open Market Committee): Statt wie bisher mit zwei, wird nunmehr dieses Jahr im Schnitt mit keinem Zinsschritt mehr, und 2020 nur mit einem Schritt gerechnet. Damit hat sich der Höhepunkt des Zinserhöhungspfads binnen drei Monaten um 0,5 Prozentpunkte auf den Korridor von jetzt 2,5 bis 2,75 Prozent reduziert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die geplante Rückführung der Fed-Bilanz. Diese soll ab Mai von 30 auf 15 Milliarden Dollar monatlich reduziert werden und nur noch bis September weiterlaufen. Dass die Fed für die kommenden Monate im Beobachtungsstatus verharrt, ihre weiteren Entscheidungen "Datenabhängig" fällen möchte und den aktuellen Leitzins bei 2,25 bis 2,5 Prozent belassen hat, gerät da eher zur Randnotiz.  

Insgesamt dürfte sich die Fed-Politik damit, abgesehen von einem übergroßen Schock, für die nächsten Quartale nicht ändern. Während die Hürde für eine Zinserhöhung recht hoch ist, ist das auch für eine Zinssenkung der Fall. Für eine weitere Zinserhöhung müsste es klare Hinweise geben, dass die Wirtschaft wieder über Trend wachsen kann, mit entsprechenden Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Inflationserwartungen. Aber um die Zinsen zu senken, müssten sich die Konjunkturaussichten deutlich verschlechtern, und damit deutlich unter unserer Kernprognose (oder die der Fed) liegen. In der Vergangenheit begannen Zinssenkungszyklen immer dann, wenn die Arbeitslosenquote über der langfristigen Gleichgewichts-Arbeitslosenquote NAIRU (Inflationsstabile Arbeitslosenquote)  lagen (siehe Chart of the Week vom 15. März 2019), wovon wir weit entfernt sind. Tatsächlich sind wir nach wie vor der Meinung, dass sich die Wirtschaft im Laufe des Jahres wieder erholen wird und damit eine Zinserhöhung wahrscheinlicher als eine Zinssenkung bleibt, auch wenn wir damit nicht in naher Zukunft rechnen. Die neuen Rahmendaten für die Bilanzverkürzung würden wir wiederum nicht überinterpretieren. Obwohl dieser Plan eine etwas langsamere Bilanzverkürzung impliziert als erwartet, ist dies unseres Erachtens kein geldpolitisches Signal. Es handelt sich um eine technische Entscheidung im Zusammenhang mit der Steuerung der Zentralbankreserven der Geschäftsbanken. Die Bilanz ist aktuell kein aktives Instrument der Geldpolitik (obwohl sie bei Bedarf wieder zu einem Instrument werden könnte). 

Die Marktreaktion zeigt die gezügelte Freude der Anleger über eine Fed, die nunmehr noch akkommodierender ist als geplant. Auch wenn die Fed in ihrem Communiqué von einer gesunden Wirtschaft und einem weiter starken Arbeitsmarkt sprach, ist die Vorstellung, dass der Zinserhöhungspfad bereits bei einem Realzins von nahe Null fast an seinem Ende angelangt sei, nicht für alle sehr beruhigend. Auch die Zinskurve wird jetzt wieder argwöhnisch von vielen beobachtet werden. Nach der Fed-Entscheidung notieren jetzt US-Staatsanleihen mit Laufzeiten bis zu sieben Jahren unterhalb der effektiven Fed Funds Rate. Wir bleiben bei unserer Prognose, dass es dieses Jahr nicht zu einer Gewinnrezession kommen wird und das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr wieder anzieht. Allerdings ist dieses positive Szenario in den meisten Anlageklassen auch weitgehend bereits eingepreist. 

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