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Was hat die Märkte im vergangenen Monat bewegt und welche Richtung werden sie in den kommenden Wochen einschlagen? Was sind unsere neuen strategischen und taktischen Signale? Welche Investments sollten mit besonderer Vorsicht betrachtet werden, welche dürften sich positiv entwickeln? DWS | 05.06.2019 10:19 Uhr
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Marktüberblick

"Kommst du diplomatisch nicht voran, kündige einen Strafzoll an." Wenn dieses neue politische Dogma aus dem Weißen Haus auf eine ohnehin verkaufswillige Börse trifft – wir erinnern an "Sell in May and go away" – dann darf man sich über die Resultate nicht wundern. Und die Resultate waren deutlich. Nach einer viermonatigen Rally, die einigen Indizes neue Rekordstände bescherte, beendeten die meisten Aktienmärkte den Mai mit einem satten Minus. Der MSCI All Country World Index (ACWI), inklusive Dividenden, verlor 5,8 Prozent, und damit ein Drittel seiner bisherigen Jahresperformance. Die Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) verbilligte sich um ganze 16,2 Prozent. Nicht viel weniger dramatisch ging es an den Anleihemärkten zu. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stürzte im Mai von knapp über 2,5 auf 2,12 Prozent, und damit unterhalb der Leitzinsen der US Federal Reserve (Fed Funds Rate). Die Märkte preisen mittlerweile zwei Zinssenkungen der Fed bis Jahresende ein. In Europa wiederum sank die 10- jährige Bundrendite erneut unter die Nulllinie und verzeichnete am 31. Mai sogar ein neues historisches Tief bei -0,21 Prozent.

Man kann diese, insgesamt immer noch leichte Korrektur natürlich mit dem starken Jahresstart erklären, der vielleicht schon etwas zu viel wirtschaftliche Erholung eingepreist hatte. Denn die harten und weichen makroökonomischen Daten des vergangenen Monats waren insgesamt mau. Ein bisschen besser hier (Konsum Europa und USA), ein bisschen schlechter dort (US-Bruttoinlandsprodukt (BIP)- Zusammenstellung, Verarbeitendes Gewerbe weltweit), aber in Summe zeigten sie keine Fortsetzung der im März und April sich andeutenden Wachstumsbeschleunigung, sondern eine etwas lustlose Seitwärtsbewegung. Und schließlich handelt der MSCI ACWI immer noch "nur" rund sieben Prozent unter seinem bisherigen Rekordhoch. Und spätestens hier stellt sich die Frage, ob damit schon alle Risiken eingepreist sind, die sich aus den jüngsten Volten bei den Handelsdisputen ergibt.

Im Fokus bleibt der Konflikt zwischen China und USA, der recht plötzlich von einem Zollstreit zu einem Krieg um die technologische Vormachtstellung eskaliert ist. Doch auch die Streitigkeiten mit Japan und Europa bleiben ungelöst. Und die Ratifikation des North American Free Trade Agreement (NAFTA)-Nachfolgers, dem United States-Mexico-Canada Agreement (USMCA), ist nach Trumps Mexiko-Tweet vom 31. Mai ohnehin wieder vom Tisch. Sollte Mexiko die Lage mit den "illegalen Migranten" nicht stoppen, würden in fünf-Prozent-Stufen Strafzölle auf mexikanische Importe drohen – bis 25 Prozent im Oktober. Hatte schon die Eskalation mit China unsere Sorgen erhöht, dass uns die Handelsstreitigkeiten länger als gedacht begleiten könnten, so bestärkt uns der Mexiko-Tweet in dieser Hinsicht. Insbesondere mindert er unsere Hoffnung auf rationale Lösungen und erhöht die Gefahr, dass die Konflikte eine unkontrollierbare Eigendynamik entwickeln. Die US-Firmen und Verbraucher dürften die negativen Implikationen der Strafzölle für Mexiko noch schneller und deutlicher spüren als die der Zölle für chinesische Produkte. Wenn weder der Kongress noch die republikanische Partei in der Lage sind, den US-Präsidenten in diesem Fall von seinen Androhungen abzuhalten, wäre das ein fatales Zeichen. Erstens, da amerikanische Firmen zunehmend davon ausgehen müssen, dass ihr Präsident auch negative Folgen für die heimische Wirtschaft in Kauf nimmt, um seine politischen Lieblingsthemen durchzuboxen. Und zweitens, da es nunmehr allen Verhandlungspartnern der USA klar geworden sein dürfte, welche Wertigkeit Verträge für die US-Administration haben. Die Stimmungsindikatoren, Finanzierungskonditionen und damit auch die Kapitalmärkte könnten noch dieses Jahr deutlich unter dieser Eskalation leiden. Für das Weltwirtschaftswachstum würden wir im Falle einer ausbleibenden Deeskalation erst 2020 mit merklichen Bremsspuren rechnen.

Ausblick und Änderungen

Und damit wären wir auch schon bei unseren neuen 12-Monatsprognosen per Juni 2020, die am 23. Mai festgelegt worden. Wir beginnen daher mit dem strategischen Ausblick, bevor wir auf die taktischen Änderungen im Laufe des letzten Monats eingehen, sowie auf die Portfoliostrategie unseres Multi-Asset-Teams, die wir von nun an monatlich zusammenfassen.

Beginnen wir mit unserem Hauptszenario von der globalen Wirtschaft, das insgesamt optimistisch bleibt, da wir vorerst weiter davon ausgehen, dass die Handelskonflikte nicht noch weiter eskalieren. Wir sind nur etwas vorsichtiger geworden und haben unsere globale Wachstumsprognose für das laufende Jahr um 0,1 auf jetzt 3,4 Prozent reduziert. Gleichzeitig rechnen wir mit keiner weiteren Zinserhöhung der US Federal Reserve (Fed) und mit weiterhin nur moderatem Inflationsdruck. Damit wären wir wieder nah an den Idealbedingungen für Kapitalmärkte, gern auch als "Goldilock-Szenario" bezeichnet. Allerdings hüten wir uns davor, euphorisch zu werden, nicht nur aufgrund des beschriebenen Handelskriegs. In Europa bleiben Brexit, Italien und Populismus zentrale Themen; China muss seine Wirtschaft einmal mehr mit Stimuliprogrammen stützen und die Verschuldungslage in China oder auch im amerikanischen Unternehmenssektor ist nicht krisenfester geworden. Unserem Hauptszenario messen wir daher eine geringere Eintrittswahrscheinlichkeit zu, als es in vorigen Jahren der Fall war. Insbesondere nach den jüngsten Sanktionen gegen Mexiko. Für die kommenden Monate gehen wir von nervösen Märkten aus. Wir legen den Fokus auf Carry, also die Einkommenskomponente der Anlagen, und nicht auf Bewertungssteigerungen.

Für die einzelnen Anlageklassen heißt das: Bei Staatsanleihen sehen wir in den USA keine, und in Europa nur geringe Renditeanstiege, nachdem die Zentralbanken hier in toto eine vorsichtigere Gangart angekündigt, und teils bereits umgesetzt haben. US Treasuries bieten damit weiter ein gutes Risiko-Rendite-Profil. Für europäische Staatsanleihen gilt das angesichts der niedrigen, oder gar negativen Zinsen nicht, allerdings sollten auch sie Schutz vor extremen Markteinbrüchen bieten. Unternehmensanleihen mögen wir vor diesem Hintergrund weiterhin, gehen im US-Hochzinsbereich aber sehr selektiv vor. Schwellenländeranleihen sehen wir ebenfalls weiter positiv, doch die Handelsstreitigkeiten könnten kurzfristig auch hier belastend wirken. Im Währungsbereich gehen wir beim Dollar weitgehend von einem Seitwärtstrend in den folgenden zwölf Monaten aus.

Beim Yuan wiederum würde ein Rückgang der Exportüberschüsse zwar zu einer weiteren Schwächung führen, allerdings gehen wir davon aus, dass Peking kein Interesse hat, ihn allzu stark abwerten zu lassen. Aktien profitieren naturgemäß von einem Umfeld niedrigerer Zinsen, allerdings glauben wir, dass die meisten Indizes nach der Frühlingsrally nah an ihre fairen Stände herangekommen sind. Unsere Wertentwicklungspotenziale sind mit die niedrigsten, die wir seit der Finanzkrise ausgerufen haben. Unsere regionalen Präferenzen liegen in den USA und den Schwellenländern.

Aus taktischer Sicht sehen wir allerdings auch diese Regionen kritisch. Ebenso haben wir gegen Ende Mai auf Aktienebene zwei miteinander verknüpfte taktische Veränderungen vorgenommen: Die Regionen Schwellenländer und Asien ex Japan haben wir auf Neutral zurückgestuft, da nicht absehbar ist, wie sehr nicht nur China, sondern auch seine Nachbarn noch unter dem eskalierten Handelskrieg in Mitleidenschaft gezogen werden. Aus gleichem Grund haben wir auch asiatische Anleihen taktisch auf Neutral zurückgestuft. Unsere positive Sicht auf die US-Staatsanleihen hat sich ausgezahlt, hier bleiben wir zunächst weiter investiert. Bei englischen Staatsanleihen wiederum gehen wir auf die Seitenlinie, da die Gemengelage aus Politik und widersprüchlichen Signalen aus der Wirtschaft keine klare Richtung vorgibt.

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