DWS CIO Flash: G20: marginal positiv, aber die Unsicherheit bleibt

Insgesamt brachte das G20-Treffen in Osaka wenige greifbare Ergebnisse. Immerhin eskalierte der chinesisch-amerikanische Konflikt nicht weiter, die Gespräche werden fortgesetzt und es gab etwas Entspannung beim Fall Huawei. Wir denken jedoch, dass sich die Unsicherheit der Unternehmen in Bezug auf die Handelskonflikte nicht mehr zurückdrehen lässt, mit entsprechenden negativen Folgen mittelfristig. DWS | 01.07.2019 08:40 Uhr
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Am Samstag ging das G20-Treffen im japanischen Osaka zu Ende, weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Das heißt zunächst, dass das eigentliche G20-Treffen zur Nebensächlichkeit verkam, was sich in der recht unverbindlichen Abschlusserklärung widerspiegelt. Wichtiger waren die Gespräche am Rande des Treffens, allen voran das zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und Chinas Präsidenten Xi Jinping. Vor dem Hintergrund, dass Xis Kommen noch Anfang Juni ungewiss war, deuteten viele allein schon seine Anwesenheit positiv, auch wenn sie bereits seit einigen Tagen feststand. Die wichtigsten Ergebnisse des Treffens waren:

  • Die Gespräche zwischen den USA und China werden fortgesetzt.
  • Während dieser Gespräche werden die USA keine neuen Strafzölle auf chinesische Importe erheben (hier waren zuletzt 25 Prozent auf Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar per Jahr angedroht worden).
  • US-Firmen dürfen wieder Produkte an den chinesischen Telekommunikationskonzern Huawei liefern, solange dies nicht in militärisch sensiblen Bereichen geschieht.
  • Im Gegenzug habe sich China laut Aussagen von Trump dazu verpflichtet, eine "gewaltige Menge" [1] an amerikanischen Lebensmitteln und Agrarprodukten zu kaufen.

Spätestens beim letzten Punkt fängt die Unklarheit allerdings schon an. Entgegen langjähriger diplomatischer Gepflogenheiten, folgen den außenpolitischen Vereinbarungen der USA mit anderen Ländern regelmäßig keine gemeinsame Abschlusserklärung mehr. Daher besteht ebenso regelmäßig Ungewissheit darüber, ob beide Seiten ein gemeinsames Verständnis vom Verhandlungsergebnis haben. Von chinesischer Seite wurde lediglich bestätigt, dass man sich auf eine Wiederaufnahme der Gespräche "auf Basis von Gleichheit und gegenseitigem Respekt"[1] geeinigt habe und bemüht sei, das Handelsdefizit abzubauen. 

Womit wir beim wesentlichen Problem des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs wären und dem Grund, warum uns dieses Treffen wenig optimistisch stimmt und wir uns in unseren vorsichtigeren Ausblick bestätigt fühlen. Auch wenn sich der Ton zwischen beiden Ländern gegenüber dem temporären Stimmungstiefpunkt Anfang Mai deutlich verbessert hat, dürfte allen Beteiligten, insbesondere global aufgestellten Unternehmen, klar sein, dass es ein Zurück zum Stand von 2016 in Sachen Welthandel höchstwahrscheinlich nicht mehr geben wird. Wohin die Reise noch gehen wird, auf der die USA sich von multilateralen Handelsabkommen lösen und vermehrt bilateralen "Deals" zuwenden, bleibt unklar. Klar ist jedoch, dass es in den USA mittlerweile einen parteiübergreifenden Konsens dafür gibt, China in Zukunft deutlicher in die Schranken zu weisen. Wir halten es auch aus diesem Grund für wahrscheinlich, dass der Konflikt bis zu der US-Präsidentenwahl Ende 2020 weiter am Köcheln gehalten wird.

Makro: Für unsere Wachstumsprognosen hat das Gipfelergebnis keine Auswirkung, da wir davon ausgegangen waren, dass es zunächst zu keiner weiteren Eskalation kommt. Die negativen Auswirkungen der bestehenden Zölle hingegen haben wir bereits in unseren Prognosen berücksichtigt. Die Einführung von Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent auf Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar, mit dem Risiko entsprechender Vergeltungsmaßnahmen von China, hätte unseres Erachtens Teile der Weltwirtschaft in eine Rezession treiben können. Andererseits beseitigt das Gipfelergebnis die Unsicherheit auch nicht, was sich negativ auf die Investitionsentscheidungen der Firmen auswirken dürfte. Die US Federal Reserve (Fed) wird sich unseres Erachtens in ihrer vorsichtigen Einschätzungen bestätigt sehen. Sollten im Laufe des Monats keine überraschend positiven Daten aus der US-Wirtschaft folgen, wäre eine präventive Zinssenkung der Fed im Juli unser Hauptszenario.

Anleihen: Nach den Ankündigungen überraschend expansiver Schritte durch die amerikanische und europäische Zentralbank waren wir bereits positiver auf höher-rentierliche Anleihen geworden (Schwellenländer, Unternehmensanleihen aus den USA und der Eurozone). Durch das moderat positive Ergebnis des G20-Treffens fühlen wir uns in dieser Einschätzung zunächst bestätigt, auch wenn die längerfristigen Herausforderungen beim Handelsthema bestehen bleiben. Nun steht die Fed-Entscheidung am Monatsende im Fokus. Es dürfte der Fed diesmal schwer fallen, den Markt erneut zu überraschen. Es sei denn mit der Ankündigung einer weniger expansiven Politik als erwartet. Angesichts der bereits stark gestiegenen Preise der US-Staatsanleihen könnten wir uns vorstellen, dass die Dynamik zum Monatsende hin nachlassen wird. 

Aktien: Wir hatten uns im Rahmen der Aktualisierung unserer strategischen Prognosen im Anschluss an die Fed-Erklärung dazu entschlossen, die Kursziele für die Aktienindizes nicht nach oben zu revidieren. Denn wir gehen nicht davon aus, dass die mittlerweile vom Markt antizipierten Zinssenkungen der Fed der Realwirtschaft wichtige Impulse geben würden. Dafür bleibt die Unsicherheit bei den diversen Handelskonflikten zu hoch. Bei den Stimmungsumfragen unter den Unternehmen ist dies bereits klar erkennbar. Der Blick richtet sich jetzt auf die anlaufende Quartalsberichterstattung. Wir erwarten sichtbare Schleifspuren des US-China-Handelskonfliktes im verarbeitenden Gewerbe und würden die derzeitige Euphorie nicht fortschreiben. Seit dem zweiten Quartal 2006 haben nicht mehr so viele Unternehmen im Vorfeld der Berichtserstattung einen negativen Gewinnausblick gegeben wie jetzt. [2] Wir gehen unverändert von einem niedrig-einstelligen Gewinnwachstum in den Industrieländern für 2019 und 2020 aus. Das Verhältnis von Risiko zu Ertragspotential erscheint uns bei Aktien derzeit nicht attraktiv, da einem nur geringen Kurssteigerungspotenzial ein deutlich höheres Korrekturpotenzial gegenübersteht.

Nachdem die Märkte bereits die Zentralbankerklärungen sehr positiv aufgenommen haben, legen sie jetzt im Anschluss an das G20-Treffen noch einmal nach. Viele Bewertungsparameter haben damit wieder anspruchsvolle Niveaus erreicht. Das bestärkt uns in der Einschätzung, dass der Markt kurzfristig anfällig für jegliche Art von Enttäuschung ist, weshalb wir uns etwas defensiver aufstellen.








[1]"5 Takeaways From the G20 Summit: Easing Off Trump’s China Trade War, for Now", New York Times,  https://www.nytimes.com/2019/06/29/world/asia/g20-summit-takeaways.html; Stand: 29.06.2019
[2]Definiert als Gewinnvorankündigung, die unterhalb der Analystenprognosen liegt. Quelle: FactSet Research Systems Inc., Stand: 28.06.2019.

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