Bei Anleiheinvestments sei der Buy-and-Hold-Ansatz, der sich hauptsächlich auf das Einsammeln von Kupons stützt, daher ständigen Skepsis konfrontiert, erklärt Jeremy Smouha von Atlanticomnium, dem Manager der Credit Opportunities Strategie von GAM. „Die Kupons sammeln sich langsam – Tag für Tag – an, und die Kursbewegungen können die Attraktivität der Renditen einer einzelnen Anleihe verschleiern". Ein Kupon von sechs Prozent erziele pro Tag zwar nur 0,01645 Prozent Rendite, über einen Zeitraum von drei Jahren seien dies jedoch 18 Prozent. „Eine sehr attraktive Rendite im Vergleich zum Libor. Selbst wenn die Zentralbanken drohen, die Zinssätze gegenüber dem aktuellen Niveau etwas anzuheben, besteht immer noch Spielraum, um eine signifikante Prämie durch einen sorgfältigen Portfolioaufbau zu erzielen", erklärt der Experte.
„Im Rahmen unserer Bemühungen, in einem Niedrigzinsumfeld ein derart herausforderndes Renditeziel zu erreichen, suchen wir nach der besten Kombination aus Rendite, Werthaltigkeit und Kapitalerhalt, auch wenn wir Abstriche bei der Kapitalstruktur machen müssen. Dennoch halten wir immer noch vorwiegend Investment-Grade-Emittenten.“ Dadurch böten die Portfolios der GAM Credit Opportunities Strategie insgesamt eine Yield to Maturity, die deutlich über dem Niveau klassischer Benchmarkindizes liege.
„Wir konzentrieren uns auf den Finanzsektor und spezielle Segmente des Emissionsmarktes wie unbefristete, variabel verzinsliche und fix-variable Schuldinstrumente. So versuchen wir, übersehene und unterbewertete Titel mit höheren Renditen aufzuspüren, wie sie normalerweise mit Junior- oder nachrangigen Anleihen in Verbindung gebracht werden", sagt Smouha. Vor allem mit der Beteiligung an Emissionen von Junioranleihen von Qualitätsunternehmen könne man in der Regel die höheren Renditen dieser Wertpapiere nutzen, ohne ein erhöhtes Ausfallrisiko in Kauf zu nehmen.
Renditen können verführerisch wirken
Während sich die Kupons im Laufe der Zeit stetig ansammeln, kann diese Entwicklung durch eine Kombination aus Turbulenzen, Volatilität und kurzfristigen Kursbewegungen gedämpft werden. Smouha blickt allerdings positiv in die Zukunft: "Man sollte dennoch bedenken, dass der vollständige Kuponeffekt erst noch einsetzen muss."
Tatsächlich hat der Buy-and-Hold-Ansatz aber noch ein weiteres Ass im Ärmel: den "Pull-to-Par-Effekt" (wenn die Fälligkeit näher rückt, bewegen sich die Anleihekurse unweigerlich auf ihren Nennwert zu). Ausserdem muss der Anleihekurs, je weiter er unter den (nominalen) Rückzahlungskurs von 100 fällt, stark aufholen, um bis zum Rückzahlungstermin wieder dorthin zurückzukehren.
Während seiner 30-jährigen Erfahrung mit Anleihenanlagen habe Smouha immer wieder das Gleiche beobachten können: „Sobald eine Phase der Kursrückgänge abgeschlossen ist, setzt in den kommenden Monaten eine Erholung ein, da der „Pull-to-Par-Effekt“ zum unweigerlichen Strom der aufgelaufenen Erträge hinzukommt." Das derzeit vorherrschende Umfeld gleiche dem ersten Quartal des Jahres 2016, als nach einer Phase der Unsicherheit eine sehr rasante Erholung zu beobachten war.