„Die Schwäche im August unterschied sich allerdings deutlich von jener im zweiten Quartal, als der US-Dollar stärker wurde und im Gegenzug die Schwellenländer schwächer notierten“, sagt Mike Biggs, Investment Manager bei GAM Investments. „Da EM-Währungen stark mit dem US-Dollar korrelieren, kamen die Verluste nicht überraschend. Doch im August gaben die Schwellenländer stärker nach als angesichts der Entwicklung des US-Dollars zu erwarten war.“ Die Gründe dafür seien verschiedenen Entwicklungen auf Ebene der einzelnen Länder geschuldet. „Die Situationen in der Türkei und in Argentinien hatten ebenso Einfluss wie die Turbulenzen rund um die anstehenden Wahlen in Brasilien“, erklärt Biggs. „Die US-Strafzölle und der schwelende Handelskonflikt kamen als geopolitische Risiken noch hinzu.“
Zwei Fundamentaldaten entscheidend
„Trotz der bislang in diesem Jahr enttäuschenden Wertentwicklung beurteilen wir die Aussichten für Lokalwährungsanleihen dank der soliden wirtschaftlichen Fundamentaldaten weiterhin positiv – insbesondere aufgrund der attraktiven Bewertungen.“ Zwei Arten von Fundamentaldaten seien dabei besonders entscheidend: die Wachstumsaussichten und die Zahlungsbilanz. „Unseres Erachtens nach sind beide Faktoren nach wie vor solide“, sagt der Experte.
Nach historischen Maßstäben sei das Kreditwachstum gering und schwächer als das nominale BIP-Wachstum, was dazu führe, dass die Verschuldungsquote der Schwellenländer im Verhältnis zum BIP sinke. „Wir erwarten, dass sich das Kreditwachstum wenigstens bis auf das Niveau des nominalen BIP-Wachstums beschleunigt. Bis dahin dürfte der positive Kreditimpuls das reale Wachstum der Privatnachfrage unterstützen.“
Es sei zwar kurzfristig möglich, dass das Kreditwachstum weiter nachgebe. Solche Rückgänge seien aber kaum von Dauer. „In unseren Augen sind die Wachstumsaussichten so gut wie in den letzten drei Jahren – und wenn das Wachstum in den Emerging Markets stark ist, entwickeln sich dort in der Regel auch die Finanzmärkte ganz gut.“
Stabil aufgestellt
Die Aussichten für die Zahlungsbilanz hätten sich in letzter Zeit etwas getrübt. Ende des zweiten Quartals seien die lokalen Währungen der Schwellenländer unter Druck geraten, auch aufgrund schlechter werdender Handelsbilanzen. „Die Gesamtverschlechterung der Handelsbilanzen der Emerging Markets verschleiert jedoch einige interessante zugrunde liegende Trends“, sagt Biggs. „Verantwortlich für die Verschlechterung ist allein Asien, allen voran die nicht im GBI-EM enthaltenen Länder Korea, Taiwan und Indien.“
In den übrigen Schwellenländern verbessere sich die Handelsbilanz weiter. „Wir erwarten, dass die Handelsbilanzen der Emerging Markets in den kommenden Monaten solide bleiben und sich in jenen Ländern verbessern werden, die von idiosynkratischen Problemen erschüttert wurden, wie Argentinien und die Türkei.“ Sollte sich darüber hinaus der US-Dollar so stabilisieren, wie der Experte es erwarte, dürften die Emerging Markets wieder Kapitalzuflüsse verzeichnen, dank des stärkeren Wachstums und der hohen Renditen.
„Kurz gesagt: Wir glauben, dass das aktuell geringe Kreditwachstum ein gutes Zeichen für die zukünftigen Wachstumsaussichten ist und die derzeit niedrigen Kapitalzuflüsse das Abwärtsrisiko der EM-Währungen begrenzen. Insgesamt denken wir, dass diese Risiken nun weitgehend eingepreist sind. Zudem bedeuten die soliden Fundamentaldaten, dass die Emerging Markets besser gegen Risiken aufgestellt sind als in der Vergangenheit.“
Michael Biggs, Investment Manager, GAM