Mobius über die weiteren Aussichten für China und Indien

Verlangsamt sich Chinas Wirtschaftswachstum weiter? Wie realistisch ist ein Rating-Downgrade Indiens? Emerging Markets Experte Dr. Mark Mobius beantwortet Leserfragen zu den weiteren Aussichten für China und Indien. Franklin Templeton | 13.09.2013 09:45 Uhr
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Fragen und Antworten zu China und Indien

Rechnen Sie mit einer weiteren Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft?

Im zweiten Quartal 2013 verzeichnete die chinesische Wirtschaft ein Wachstum von 7,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dieser Wert entspricht dem Wachstumsziel der Regierung für das Jahr 2013. Wenngleich die chinesische Wirtschaft derzeit etwas langsamer wachsen mag als im ersten Quartal, in dem das BIP-Wachstum 7,7% im Jahresvergleich betrug, wächst das BIP Chinas weiterhin deutlich stärker als das anderer wichtiger Märkte und dies dürfte auch noch eine Weile so bleiben. Darüber hinaus ist positiv anzumerken, dass sich die Abhängigkeit Chinas von den Exporten langsam verringert und eine Strukturanpassung vorgenommen wird, die nachhaltigeres Wachstum verspricht.

Wir sind der Meinung, dass China in der Lage ist, auf lange Sicht ein starkes Wirtschaftswachstum zu erhalten, und Grund zu Optimismus besteht. Angesichts steigender verfügbarer Einkommen der chinesischen Mittelklasse dürfte mehr privates Vermögen in Spareinlagen und Investitionen fließen. Für viele chinesische Verbraucher hat sich das jährliche Gehalt um 20% oder mehr erhöht. Des Weiteren schreitet die Urbanisierung rasch voran: Die Regierung hat die Mittel für Infrastruktur und sozialen Wohnungsbau erhöht und die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Zuwanderer in den Städten ebenfalls in den Genuss von Sozialversicherung, Bildung und Gesundheitsversorgung kommen. Wir gehen davon aus, dass die Verantwortlichen weiterhin darauf hinwirken werden, die chinesische Wirtschaft so zu positionieren, dass sie fortan weniger von Export und Investitionsausgaben und stärker von der Binnennachfrage abhängig ist. Die Bestrebungen einer Verlagerung der Wirtschaftstätigkeit weg von arbeitsintensiven Branchen mit geringer Wertschöpfung hin zu technologisch anspruchsvolleren Bereichen werden sich angesichts steigender Gehälter und einem immer höheren Bildungsniveau der chinesischen Erwerbsbevölkerung mit großer Wahrscheinlichkeit fortsetzen.

Was denken Sie über die jüngste Schwäche des Marktes für A-Aktien?

Wir sind der Meinung, dass die jüngste Kursschwäche bei chinesischen Aktien eine Überreaktion auf die aktuellen Ereignisse sein könnte. Die Hinweise auf eine mögliche Drosselung der quantitativen Lockerung in den USA können als Zeichen für zunehmendes Vertrauen in die Nachhaltigkeit einer Konjunkturerholung in den USA gewertet werden, die positiv für die chinesischen Exportunternehmen wäre. Darüber hinaus könnten die geld- und fiskalpolitischen Lockerungsmaßnahmen Japans, die in den kommenden Quartalen verstärkt werden dürften, eine eventuelle Drosselung der US-amerikanischen Liquidität kompensieren. Ebenso dürften die Bestrebungen der People’s Bank of China, die Interbankenzinssätze durch die Eindämmung des ausufernden Schattenbankwesens zu beeinflussen, für gesündere und nachhaltigere Finanzmärkte sorgen.

Auf einem derart großen Markt wie China ist nicht alles positiv oder alles negativ. Eine Verallgemeinerung wäre daher nicht korrekt. Wir bleiben zuversichtlich was die Aussichten Chinas anbelangt und suchen weiterhin nach langfristigen Anlagechancen in China.

Welche Vorteile oder Chancen sehen Sie auf dem Markt für A-Aktien?

Der Markt für A-Aktien bietet Anlegern eine Reihe attraktiver Eigenschaften. Er umfasst eine deutlich größere Zahl notierter chinesischer Unternehmen als andere Märkte wie Hongkong. Wir sind daher der Auffassung, dass der Markt für A-Aktien die chinesische Wirtschaft besser abbildet. Er bietet Anlegern bessere Diversifizierungs- und Anlagemöglichkeiten durch kleinere Unternehmen und andere Sektoren wie Tourismus, Pharmazie, Konsumgüter und Biotechnologie, die über H-Aktien oder "Red Chips" nicht so leicht zugänglich sind. Außerdem sind zahlreiche mittelständische Privatunternehmen am A-Aktienmarkt vertreten. Viele davon könnten sich nach unserer Einschätzung auf lange Sicht gut entwickeln, vor allem angesichts der dynamischen und ausgeprägten unternehmerischen Einstellung des Managements dieser Unternehmen.

Langfristig sind wir daher überzeugt, dass sich die Aussichten des Marktes für A-Aktien angesichts der weiterhin hohen Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaft und offensichtlich greifender Reformen stetig verbessern werden. Die aktuellen Aktienbewertungen liegen insgesamt nicht weit unter den Tiefständen von 2008. Wir sind der Ansicht, dass viele der chinesischen A-Aktien derzeit attraktiv bewertet sind.

Die Rupie erreichte Rekordtiefstände im August und gehörte dadurch zu den Währungen mit der schlechtesten Entwicklung in diesem Jahr. Was denken Sie über diese Schwäche?

Es ist richtig, dass die Rupie in letzter Zeit stark an Wert verloren hat. Diese Schwäche ist zum Teil eindeutig auf das schlechte politische und Investitionsumfeld des Landes zurückzuführen. Wenn sich diese Situation gebessert hat, kann die Rupie unserer Meinung nach wieder zur Stabilität zurückfinden. Wir sind der Ansicht, dass die Rupie derzeit eher unterbewertet ist - selbst nach Berücksichtigung der Inflationsgefälle.

Es bestehen Befürchtungen, dass das Kreditrating Indiens herabgestuft werden könnte. Für wie wahrscheinlich halten Sie dies?

Rating-Agenturen betrachten im Allgemeinen das aktuelle Umfeld eines Landes und können Maßnahmen auf der Grundlage der derzeitigen Aussichten dieses Landes ergreifen. Es liegt an der Regierung, Argumente dafür zu liefern, dass die langfristigen Fundamentaldaten der Wirtschaft intakt sind.

Gehen Sie davon aus, dass der Inflationsdruck in Indien angesichts einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, einer an Wert verlierenden Währung, steigender Zinsen und höherer Rohstoffpreise steigen wird?

Die Regierung muss der Inflation durch eine Steigerung der Produktivität entgegenwirken. Das ist eine laufende Aufgabe. Es kann nicht sein, dass ein Land, das einige der günstigsten und hochwertigsten Arzneimittel herstellt und die Software- und Dienstleistungsfabrik der Welt ist, nicht in der Lage ist, Waren zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen.

Welche Ratschläge würden Sie der indischen Regierung erteilen, um der 20%igen Abwertung der indischen Rupie in diesem Jahr, dem hohen Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit und der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zu begegnen?

Die indische Regierung muss das Potenzial Indiens erkennen und alles daran setzen, dieses auszuschöpfen. Es ist nach wie vor Fakt, dass Indien ein Nettoexporteur ist, abgesehen vom Energiebedarf des Landes. Wir sollten uns nicht zu sehr um das Leistungsbilanzdefizit sorgen und Kurzschlussreaktionen vermeiden. Es muss sichergestellt werden, dass die zahlreichen indischen und internationalen Unternehmen, die wirklich investieren und etwas für Indien bewirken möchten, das richtige Maß an Investitionen tätigen. Die Regierung muss privaten Unternehmen das Tätigen von Investitionen gestatten und das Ausmaß der Involvierung des öffentlichen Sektors in der Wirtschaft langsam verringern. In diesem Zuge dürften Produktivität und Wachstumsraten steigen und die Währung erstarken. Es ist erfreulich, dass die Regierung endlich Maßnahmen zur Liberalisierung der Investitionen in zahlreichen Sektoren ergreift; allerdings sollte dies nicht nur mit dem Ziel erfolgen, die Kapitalzuflüsse zu erhöhen, sondern auch um Effizienz und Produktivität zu steigern.

Dr. Mark Mobius,

Executive Chairman, Templeton Emerging Markets Group

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