Drohen Europa japanische Verhältnisse?

Die Kombination aus lauem europäischem Wachstum und sinkender Inflation (die Verbraucherinflation für das Jahr lag laut Eurostat im Oktober bei nur 0,7%; demgegenüber liegt das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank [EZB] bei 2%) hat unweigerlich Vergleiche mit der zwei Jahrzehnte währenden Stagnation in Japan heraufbeschworen. Franklin Templeton | 09.12.2013 14:56 Uhr
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Dies insbesondere auch aufgrund der jüngsten Stärke des Euro gegenüber dem US- Dollar, die die Exporte bedroht. Der Anstieg der Realzinsen, der durch die Deflation herbeigeführt wird, macht es südeuropäischen Staaten schwer, ihre öffentliche Verschuldung zu stabilisieren. Dadurch wurden erneute geldpolitische Maßnahmen erforderlich. Die EZB senkte ihren Leitzins daher auf den historischen Tiefwert von 0,25%.

Die EZB scheint noch über weiteren Spielraum zur Bekämpfung der Deflation und eines starken Euro, sofern dies erforderlich werden sollte, zu verfügen. Dies insbesondere, da sie - nach Einschätzungen einiger Marktbeobachter - bisher zur Förderung des Wachstums noch nicht so kühn vorgegangen ist wie die Fed oder die Bank of Japan. Die EZB kaufte zwar auf dem Höhepunkt der Staatsschuldenkrise Staatsanleihen im Wert von 200 Mrd. Euro. Gleichzeitig wurde aber ein entsprechender Betrag aus dem Banksystem abgezogen, um das Geldangebot stabil zu halten. Gleichzeitig wurde über 1 Bio. Euro, die im Rahmen aufeinander folgender langfristiger Refinanzierungsgeschäfte (LTRO) als Kredite vergeben worden waren, weitgehend zurückgezahlt. Die EZB könnte aber auch andere, unübliche und umstrittene Maßnahmen ergreifen. Hierzu zählen mehr langfristige Kredite an Banken, ein Negativzins auf Einlagen oder hochvolumige Anleihenankäufe zur Erhöhung des Geldangebots. Auf jeden Fall hat EZB Präsident Mario Draghi die Bank auf eine Interventionspolitik verpflichtet - einschließlich weiterer LTRO Programme, sofern diese erforderlich werden sollten. Ziel ist es dabei die kurzfristigen Marktzinsen entsprechend den mittelfristigen Inflationsaussichten niedrig zu halten.

Die Europäische Kommission veröffentlichte Anfang November aktualisierte Wachstumsprognosen für die Eurozone. Die Kommission erklärte, sie glaube, das BIP der Eurozone werde dieses Jahr um 0,4% sinken. Sie korrigierte außerdem ihre Prognose für das BIP-Wachstum für 2014 auf 1,1% nach unten (von ihrer Prognose von 1,2% im Mai) und äußerte ihre Erwartung eines Anstiegs auf 1,7% in 2015. Obwohl die Projektionen der Kommission niedriger liegen als die einiger individueller Länder, überrascht die neue Prognose nicht wirklich. Die europäische Wirtschaft kam im dritten Quartal 2013 aus der Rezession. Aber die Verbesserung der Wirtschaftsleistung erfolgt nur schrittweise. Es wird dauern bis die europäischen Volkswirtschaften Fahrt gewonnen haben. Es wurde deutlich, dass die Erwartungen der Kommission für das Wirtschaftswachstum und die öffentlichen Finanzen in einigen Ländern, insbesondere Spanien, viel niedriger liegen als die der jeweiligen nationalen Regierungen.

Allerdings geht eine wahrnehmbare Stimmungsänderung in Europa vor sich. Die lässt sich nicht nur an steigenden Wirtschaftsindikatoren erkennen, sondern auch an der Entwicklung europäischer „Risikowerte“. Europäische Aktien und Anleihen haben sich in den letzten Monaten im Allgemeinen besser entwickelt als jene in den USA. Anleger haben wohl die Aussichten für die Region neu bewertet. Das Gefühl, die Eurozone sei erfolgreich durch die Staatsschuldenkrise der vergangenen drei Jahre gekommen, breitet sich ebenfalls immer weiter aus. Dies äußert sich im Rückgang der Spreads deutscher Bundesanleihen gegenüber Anleihen von Ländern, die von der Staatsschuldenkrise am schlimmsten betroffen waren, Irlands erwartetem Ausstieg aus dem strengen Rettungsprogramm, dem es die letzten drei Jahre unterlag, und den wichtigen Fortschritten, die in Hinsicht auf eine Bankunion erzielt werden konnten. Die Einstellung der Politik war ebenfalls hilfreich. Die Sparpolitik ist nach wie vor ein wichtiges Element bei den Bestrebungen die europäischen Volkswirtschaften wieder auf die Beine zu bringen. Die bisher ergriffenen Maßnahmen haben jedoch nun auch Raum zur Erwägung verschiedener Formen ökonomischer Anreize geschaffen. Außerdem hat die Europäische Kommission die Haushaltsvorgaben für mehrere Länder gelockert.

Es ist bisher noch nicht ganz klar, ob das Verbrauchervertrauen in Europa voll gerechtfertigt ist. Es bestehen große Unterschiede bei der Wirtschaftsleistung zwischen Ländern wie Griechenland, wo ein negatives BIP-Wachstum von ca. -4% für dieses Jahr erwartet wird2, und - außerhalb der Eurozone - in Großbritannien, wo das Wachstum im dritten Quartal den höchsten Stand seit drei Jahren erreichte. Das Wachstum für das aktuelle Quartal wird, aufgrund eines Booms im Dienstleistungssektor, Erwartungen zufolge noch höher liegen.

Generell verfügt die Region nach wie vor über viele überschüssige Kapazitäten. Dies insbesondere in Südeuropa. Auch belasten die fortgesetzten Bestrebungen die staatlichen Finanzen unter Kontrolle zu bringen um die Vorgaben für die europäischen Haushaltsvorgaben zu erfüllen, immer noch die Volkswirtschaften. Löhne stagnieren. Die eurozonenweite Arbeitslosigkeit lag im September 2013 mit 12,2% nach wie vor auf einem Rekordwert und wird sich laut Europäischer Kommission nur sehr langsam verbessern. Die Realzinsen steigen (anders als der Nominalzins) aufgrund der sinkenden Inflation. Die Kreditvergabe ist schlecht, insbesondere in Ländern, die von der Finanzkrise am schlimmsten betroffen sind. Dies führte zu einem stärker als erwarteten Rückgang des Einzelhandelsabsatzes in der Eurozone im September. Obwohl sie immer noch auf eine umfassende Erholung hinweisen, zeigten die Einkaufsmanagerindizes im Oktober aber auch den Verlust von Momentum. Und während krisengebeutelte Länder wie Spanien wichtige Leistungsbilanzüberschüsse nach dem Vorbild Deutschlands verzeichnen konnten und wichtige Reformen durchgeführt haben, liegen möglicherweise noch mehrere lange Jahre von Angleichungen vor ihnen. Dies schlicht und ergreifend nur um die Verschuldung gegenüber dem BIP auf einem unangenehm hohen Niveau zu stabilisieren. Dies insbesondere dann, falls die Binnennachfrage schwach bleiben sollte. Eine Erholung in Spanien - oder der Eurozone -, die von Exporten abhängig ist, während bei Investitionen und Binnenkonsum Flaute herrscht, ist anfällig. Gleichzeitig setzten Standard & Poor's (S&P) am 8. November das Rating der Staatsanleihen Frankreichs herunter. Die zweite Herabstufung Frankreichs durch S&P in weniger als zwei Jahren. Das verdeutlicht, wie weit dieses sogenannte „Kernland“ der Eurozone noch zu gehen hat, um seine öffentlichen Finanzen unter Kontrolle zu bekommen und das Vertrauen internationaler Anleger wieder zu gewinnen.

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