Für die größeren Schwellenmärkte verlief der Monat weniger gut. Die anhaltenden Sorgen um Chinas Konjunkturverlangsamung drückten den Aktienmarkt des Landes während des Monats um 2,3% in US-Dollar nach unten, während Indien inmitten der Parlamentswahlen um 1,1% in US-Dollar nachgab. Unter den großen Märkten schnitt Russland am schlechtesten ab, wo der Markt während des Monats um 6,4% in US-Dollar abschwächte. Russland wird weiterhin von den Ereignissen in der Ukraine in Mitleidenschaft gezogen, wo die Gewalt in den Regionen Donetsk und Lugansk weiterhin Androhungen weiterer Wirtschaftssanktionen seitens der USA und Westeuropas nach sich zieht.
In den anderen Regionen übertrafen die Grenzmärkte die größeren Schwellenmärkte signifikant und der MSCI Frontier Market Index rentierte 5,7% auf US-Dollar-Basis. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katar gehörten zu den Performance- Spitzenreitern und profitieren weiterhin vom gestiegenen Investoreninteresse, nachdem MSCI den Aufstieg beider Märkte vom Frontier Markets Index in den Emerging Markets Index angekündigt hatte.
Aktuelles aus den Regionen
Asien
Die chinesische Wirtschaft wuchs im ersten Quartal 2014 um 7,4% gegenüber dem Vorjahr. Dies ist etwas niedriger als der im vierten Quartal 2013 verzeichnete Anstieg von 7,7% im Jahresvergleich, in erster Linie wegen einer Abschwächung des Investitionswachstums. Das Wachstum von Investitionen in Anlageninvestitionen ging im ersten Quartal 2014 auf 17,6% im Jahresvergleich zurück, verglichen mit 20,9% im Jahresvergleich im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das staatliche Wachstumsziel für 2014 liegt bei etwa 7,5%. Mehrere im März veröffentlichte makroökonomische Indikatoren signalisierten jedoch eine Stabilisierung des Wachstums. Die Industrieproduktion stieg im März um 8,8% im Jahresvergleich, was einem durchschnittlichen Wachstum von 8,6% in den vorangegangenen zwei Monaten gegenübersteht. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze stieg von 11,8% im Jahresvergleich im Februar auf 12,2% im Jahresvergleich im März, während das verfügbare Realeinkommen pro Kopf im ersten Quartal auf 7,2% im Jahresvergleich anstieg, verglichen mit 7,0% im Jahresvergleich im Gesamtjahr 2013. Die Devisenreserven stiegen von 3,82 Billionen US-Dollar am Ende des Dezembers 2013 auf 3,95 Billionen US-Dollar am Ende des März 2014.
Um die Beziehungen zu Südamerika zu vertiefen, besuchte Außenminister Wang Yi Brasilien, Argentinien, Kuba und Venezuela. Zur Unterstützung der Binnenwirtschaft kündigte die Regierung ein Mini-Konjunkturpaket an, das sich auf den Bau von Eisenbahnen, die Renovierung ärmerer Stadtviertel und Steuererleichterungen für Kleinunternehmen konzentriert.
Das BIP-Wachstum stieg in Südkorea von 3,7% im Jahresvergleich im Schlussquartal des Jahres 2013 auf 3,9% im Jahresvergleich im ersten Quartal 2014. Das Wachstum im Baugewerbe und der Exportwirtschaft unterstützten die Konjunktur. Die Investitionen im Baugewerbe stiegen im ersten Quartal um 4,8% gegenüber dem Vorquartal, womit sie sich von dem im vierten Quartal 2013 verzeichneten Rückgang um 5,2% im Quartalsvergleich erholten. Das Exportwachstum stieg währenddessen von 1,4% im Quartalsvergleich auf 1,7% im Quartalsvergleich. Die Entwicklung des Privatkonsums gab im gleichen Zeitraum allerdings von 0,6% im Quartalsvergleich auf 0,3% im Quartalsvergleich nach. Als ein Zeichen des zunehmenden Anlegervertrauens in die südkoreanische Wirtschaft legten die ausländischen Direktinvestitionen im ersten Quartal 2014 um 151,8% im Jahresvergleich auf 3,7 Mrd. US-Dollar zu. Das Volumen der Fusionen und Übernahmen zwischen koreanischen und ausländischen Unternehmen verdoppelte dich ebenfalls im ersten Quartal des Jahres auf 2,6 Mrd. US-Dollar, verglichen mit 1,3 Mrd. US-Dollar in den ersten drei Monaten von 2013. Südkorea und Pakistan einigten sich auf drei Absichtserklärungen über Handel, Industrie und Energie. Ministerpräsident Chung Hong-Won trat im April wegen der langsamen und unzureichenden Reaktion der Regierung auf das tragische Sinken des Fährschiffs zurück, bei dem mehr als 250 Menschen ums Leben kamen.
Die Reserve Bank Indiens beließ den Leitzins im April bei 8,0%. Seit September 2013 hat die Bank den Leitzins dreimal angehoben, um dem Inflationsdruck entgegenzuwirken. Im März stieg die Inflation allerdings an, als die ungünstigen Wetterbedingungen die Lebensmittelpreise ansteigen ließen. Der Verbraucherpreisindex stieg von 8,0% im Jahresvergleich im Februar auf 8,3% im Jahresvergleich im März, während der Großhandelspreisindex im gleichen Zeitraum von 5,7% im Jahresvergleich auf 4,7% zurückging. Das Ministerium für Öl und Erdgas verschob die vorgeschlagene Erhöhung der Gaspreise auf Juli, bis die neue Regierung im Amt ist. Im April hob der oberste Gerichtshof ein Verbot für Bergbautätigkeiten im westlichen Bundesstaat Goa auf. Die auswärtigen Ämter Indiens und Jordaniens führten während des Monats Gespräche, während die Bemühungen um eine Vertiefung der bilateralen Handels- und Investitionsbeziehungen andauerten. Im April begannen die Parlamentswahlen, die in neun Abstimmungsphasen durchgeführt werden und bis zum 12. Mai andauern. Die Ergebnisse werden am 16. Mai erwartet.
Lateinamerika
Die Zentralbank Brasiliens erhöhte ihren Leitzins im April um 25 Basispunkte (0,25%) auf 11,0%. Dies war der neunte Zinsschritt der Bank in Folge seit April 2013, der die Gesamterhöhung der Leitzinsen in dieser Zeit auf 375 Basispunkte (3,75%) brachte. Die infolge der Dürre angestiegenen Lebensmittelpreise führten zu vermehrtem Inflationsdruck im März. Der Verbraucherpreisindex stieg von 5,7% im Jahresvergleich im Februar auf 6,2% im Jahresvergleich im März. Das Leistungsbilanzdefizit ging dank verstärkter Zuflüsse von Direktinvestitionen aus dem Ausland und der verbesserten Handelsbilanz von 7,4 Mrd. US-Dollar im Februar auf 6,2 Mrd. US-Dollar im März zurück. Damit belief sich das kumulative Leistungsbilanzdefizit der 12 Monate bis März 2014 auf 82,5 Mrd. US-Dollar, was 3,7% des Bruttoinlandsproduktes entspricht. Die Handelsbilanz wies im März einen Überschuss von 112 Mio. US-Dollar aus, was einem Defizit von 2,1 Mrd. US-Dollar im Februar gegenübersteht. Die Zuflüsse von Direktinvestitionen aus dem Ausland stiegen von 3 Mrd. US-Dollar im Februar auf 5,0 Mrd. US-Dollar im März, womit sich für die 12 Monate bis März 2014 ein Gesamtvolumen von 65,8 Mrd. US-Dollar bzw. 2,9% des BIP ergibt. Der britische Finanzminister George Osborne traf seinen brasilianischen Amtskollegen Guido Mantega im Rahmen der Bemühungen, die bilateralen Handelsbeziehungen anzukurbeln.
Afrika
Die Regierung Südafrikas erreichte ihr revidiertes Ziel eines Haushaltsdefizits von 4% des BIP im Finanzjahr 2013/14. Das ursprüngliche Ziel lag bei 4,6% des BIP und wurde auf der halbjährlichen Erklärung zur Haushaltspolitik vom Oktober 2013 auf 4,2% des BIP reduziert. Die Steuereinnahmen für das Finanzjahr 2013/14 beliefen sich auf insgesamt 84,9 Mrd. US-Dollar, was 26% des BIP entspricht und die Prognosen von Finanzminister Pravin Gordhan übertrifft. Die Einnahmen von Steuern auf Privateinkommen und Unternehmenserträge übertrafen die Erwartungen wegen höherer Gehälter und Rentabilitätsverbesserungen in einigen Sektoren.
Der Verbraucherpreisindex stieg von 5,9% im Februar auf 6,0% (jeweils im Jahresvergleich) im März und lag damit am oberen Rand der von der Zentralbank angestrebten Zielspanne zwischen 3% und 6%. Die Bergbauproduktion ging im Februar um 4,8% im Jahresvergleich zurück, da Streiks in Platinbergwerken die Fördermenge des Edelmetalls um 35,8% im Jahresvergleich reduzierten. Das Wachstum der Industrieproduktion ging von revidierten 2,2% im Jahresvergleich im Januar auf 1,4% im Jahresvergleich im Februar zurück. Bei den für den 7. Mai 2014 angesetzten Parlamentswahlen wird mit einem Sieg der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress gerechnet.
Osteuropa
Laut erster Schätzungen ging das BIP-Wachstum in Russland von 0,8% im Jahresvergleich im vierten Quartal 2013 auf 0,5% im Jahresvergleich im ersten Quartal des Jahres zurück. Die Verlangsamung war in erster Linie auf die Krise in der Ukraine, signifikante Kapitalabflüsse und einen Rückgang der Investitionen zurückzuführen. Die Kapitalabflüsse aus Russland stiegen von 17,8 Mrd. US-Dollar im Vorquartal auf 50,6 Mrd. US-Dollar im ersten Quartal 2014. Der Grund dafür war die Ungewissheit im Hinblick auf die Situation in der Ukraine und die Investoren waren weiterhin über die Möglichkeit zusätzlicher Sanktionen gegen das Land besorgt. Die Kapitalinvestitionen gingen in den ersten drei Monaten des Jahres 2014 um 4,8% im Jahresvergleich zurück. Der Konsum unterstützte allerdings das Wirtschaftswachstum und die Einzelhandelsumsätze stiegen im gleichen Zeitraum um 3,2% im Jahresvergleich. Finanzminister Anton Siluanov äußerte die Besorgnis, dass das BIP im Jahr
2014 aufgrund des Konflikts in der Ukraine auf bis zu 0% zurückgehen könnte. Standard and Poor's wertete Russlands Kreditrating um eine Stufe von BBB auf BBB- mit negativem Ausblick herab. Die Ratingagentur begründete die Herabstufung in erster Linie mit den höheren Kapitalabflüssen. Die Zentralbank hob die Leitzinsen um 50 Basispunkte (0,5%) auf 7,5% an, um dem von höheren Importvolumen und dem schwächeren Rubel hervorgerufenen Inflationsdruck entgegenzuwirken. Der Verbraucherpreisindex stieg von 6,2% im Jahresvergleich im Februar auf 6,9% im Jahresvergleich im März.
Die Wirtschaft der Türkei verzeichnete im letzten Quartal 2013 ein Wachstum von 4,4% im Jahresvergleich, das die 4,3% im Jahresvergleich aus dem dritten Quartal leicht übertrifft. Der höhere Privatkonsum und die gestiegenen Regierungsausgaben kurbelten das Wachstum weiter an. Im Gesamtjahr 2013 legte das BIP um 4,0% im Jahresvergleich zu. Dies ist nahezu doppelt so hoch wie das Wachstum von 2,0% im Jahr 2012 und übertrifft die Regierungsprognose von 3,6%. Das Wachstum des Privatkonsums stieg von 4,5% im dritten Quartal auf 4,8% im Jahresvergleich im vierten Quartal, während das Wachstum der Regierungsausgaben im gleichen Zeitraum von 1,7% im Jahresvergleich auf 6,8% emporschoss. Die Regierung sagt ein BIP- Wachstum von 4,0% für 2014 voraus. Das Leistungsbilanzdefizit ging von 4,9 Mrd. US-Dollar im Januar und 5,1 Mrd. US-Dollar im Februar 2013 auf 3,2 Mrd. US-Dollar im Februar zurück, in erster Linie wegen des verbesserten Handelsbilanzdefizits. Angesichts des zunehmenden Inflationsdrucks ließ die Zentralbank den Leitzins im April unverändert bei 10%. Die Inflation gewann im März an Tempo und der Verbraucherpreisindex stieg von 7,9% im Jahresvergleich im Februar auf 8,4% im Jahresvergleich und liegt damit über der Schwelle von 5%, welche die Bank als mittelfristiges Ziel anstrebt. Zur Vertiefung der bilateralen Handelsbeziehungen unterzeichneten die Türkei und Malaysia während des Monats ein Freihandelsabkommen. Während des Besuchs des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gul in Kuwait wurden acht Abkommen zwischen den beiden Ländern in Bereichen wie der Zivilluftfahrt, dem Bildungswesen, der Verteidigung und der Reisepolitik unterzeichnet.
Thema des Monats: Fragen und Antworten zu Schwellen- und Grenzmärkten
Wie sind Schwellen- und Grenzmärkte definiert?
Schwellenmärkte sind Märkte, von denen die Weltbank, die Internationale Finanz-Corporation, die Vereinten Nationen oder die Behörden der Länder selbst annehmen, dass sie sich entwickeln werden, sowie Märkte mit einer Aktienmarktkapitalisierung von weniger als 3% des Morgan Stanley Capital International World Index. Diese Länder befinden sich typischerweise in Asien (außer Japan), dem Nahen Osten, Osteuropa, Mittel- und Südamerika sowie in Afrika. Grenzmärkte sind zumeist Volkswirtschaften am unteren Ende des Entwicklungsspektrums. Diese Märkte sind kleiner, weniger entwickelt und weniger liquide als Schwellenmärkte. Von ihnen wird angenommen, dass sie sich am Beginn eines Entwicklungsprozesses befinden. Im Wesentlichen stehen sie heute da, wo Länder wie Brasilien, Russland, Indien und China vor 20 bis 25 Jahren standen. Da Grenzmärkte Anlegern die Chance zu Investitionen in eine „jüngere Generation von Schwellenmärkten“ bieten, stellen sie unserer Ansicht nach attraktive Anlagemöglichkeiten dar.
Es ist darauf hinzuweisen, dass Grenzmärkte ebenfalls zu den Schwellenmärkten gezählt werden und dass Investitionen in Schwellenmarktfonds auch ein Engagement in Grenzmärkten beinhalten könnten.
Welchen Ansatz verfolgen Sie auf der Suche nach interessanten Gelegenheiten in Schwellen- und Grenzmärkten?
Wir richten uns nach den gleichen Kriterien, die wir in jedem Markt der Welt anwenden würden. Wir sind Bottom-Up-Anleger und treffen unsere Investitionsentscheidungen auf der Basis der einzelnen Unternehmen, nicht nach Sektoren oder Ländern. Wir besuchen jedes Land und jedes Unternehmen, in das wir investieren. Es ist ein intensives Verfahren. Wir untersuchen die Fundamentaldaten jedes einzelnen Landes und für jedes Unternehmen prüfen wir die vergangenen Erträge, Bilanzen und andere Unterlagen, um eine Fünf-Jahres-Prognose zu erstellen. Vor allem nehmen wir das Management unter die Lupe. Sowohl in Schwellen- als auch in Grenzmärkten ist die Kompetenz des Managements von höchster Wichtigkeit. Man muss Manager finden, welche die Geschäfte unter schwierigen Rahmenbedingungen führen können. Insbesondere suchen wir nach Unternehmen, die solide langfristige Wachstumsaussichten aufweisen (unterstützt durch eine junge Bevölkerung und eine zunehmende Mittelklasse und sich durch gute Corporate Governance auszeichnen. Darüber hinaus schätzen wir eine Kultur von Dividendenausschüttungen.
Ein Blick auf diverse Regionen der Welt: Was ist mit Afrika?
Afrika ist eine Region, an der unser Team aus vielen Gründen interessiert ist. Man könnte sagen, dass seine junge Bevölkerung Afrikas größtes Gut ist. Die Tatsache, dass das Durchschnittsalter in vielen Ländern heute unter 20 liegt, bedeutet, dass ein sehr hoher Bevölkerungsanteil Afrikas von erwachsenen Arbeitskräften abhängig ist. Für morgen bedeutet dies jedoch, dass das Arbeitsangebot massiv sein wird und dass das Verhältnis der Abhängigen zu den Erwerbstätigen (die Abhängigkeitsquote) zu den niedrigsten der Welt gehören wird. Diese gewaltige und junge Bevölkerung ist der Hauptgrund für unser Interesse in der Region. Während sich die Volkswirtschaften in Afrika diversifizieren und viele Laufbahnen für diese sich entwickelnden Bevölkerungen bieten, bleibt der Bergbau- und Naturrohstoffsektor eine wichtige Branche und ein bedeutender Arbeitgeber.
Wie beurteilen Sie die Lage der Schwellenmärkte in Ost- und Südeuropa?
Die Ereignisse in Russland, der Ukraine und, zu einem geringeren Grad, in der Türkei haben die Anlegerstimmung in Osteuropa während der letzten Wochen und Monate gedämpft. In der Türkei stabilisierten hohe Zinsschritte die Lira nach ihrer vorherigen Kursschwäche und die Regierung scheint die Korruptionsskandale ausgestanden zu haben. Das hohe Leistungsbilanzdefizit und die hochgradig polarisierte Politik bereiten aber weiterhin Sorgen. Unserer Ansicht nach liegen die Bewertungen in Russland deutlich unter denen von vergleichbaren internationalen Unternehmen, während gut geführte türkische Unternehmen von den Wettbewerbsvorteilen einer schwachen Währung profitieren könnten. In den zentraleuropäischen Märkten bietet sich derweil ein sehr verschiedenes Bild, da das stärker werdende europäische Wachstum und die Stabilisierung der Finanzsituation anfangen, in das erhöhte Vertrauen in zentraleuropäischen Ländern wie Polen und der Tschechischen Republik einzufließen, während Griechenland erste Zeichen einer wirtschaftlichen Erholung aufweist. Wir sind der Ansicht, dass ungünstige Nachrichten die Aktienkurse in vielen Fällen übermäßig belasten und damit attraktive Kaufgelegenheiten schaffen. Unseres Erachtens sind viele gut geführte Unternehmen in Osteuropa weitaus mehr von langfristigen Wirtschaftswachstumsaussichten beeinflusst als von kurzfristigen politischen Turbulenzen. Daher glauben wir, dass die Region attraktive Investitionsgelegenheiten bietet.
Was sind Ihre Ansichten zu China? Wie besorgt sind Sie über die Kreditblase und die Konjunkturabkühlung des Landes?
Wir halten die wirtschaftliche Erholung in den entwickelten Ländern für einen positiven Faktor für den chinesischen Markt. Das höhere Wachstum in diesen Ländern sollte zu einer Wiederbelebung der chinesischen Exporte beitragen und die Wirtschaft des Landes insgesamt unterstützen. In der Haushaltspolitik erwarten wir, dass die chinesische Regierung eine lockere Haltung beibehält und die Staatsausgaben für gesellschaftliche Infrastruktur moderat erhöhen wird, um die Wirtschaft anzuregen.
Zu den Risiken gehören der mögliche Rückzug von Investoren aus Schwellenmärkten im Allgemeinen, während die US Federal Reserve die Drosselung ihres Wertpapierkaufprogramms fortsetzt, umweltverschmutzende Industrien zurückgefahren werden müssen und sogar Zahlungsausfälle von Trust-Produkten möglich sind, die mit der Umstrukturierung der Finanzierung von Kommunalregierungen zusammenhängen.
Haben Sie interessante Sektorthemen wahrgenommen?
Wir haben seit geraumer Zeit gesehen, dass die wachsende Verbrauchernachfrage ein Schlüsselthema in der Entwicklung der Wirtschaftsaktivitäten und Aktienmärkte von Schwellenmärkten ist, einschließlich der noch weniger entwickelten Grenzmärkte. Innerhalb dieses Themas betrachten wir die Expansion der Nachfrage nicht nur nach Produkten sondern auch nach Verbraucherdienstleistungen mit besonderem Interesse. Unsere Analysen haben eine zunehmende Klasse von in Schwellenmärkten ansässigen Dienstleistungsgeschäften entdeckt und wir sind der Ansicht, dass das Wachstumspotenzial von Dienstleistern in Grenz- und Schwellenmärkten bedeutend sein könnte. Der Weltbank zufolge wurden 70% der Wirtschaftsaktivität einkommensstarker Länder im Jahr 2012 durch Dienstleistungen generiert. Für Länder auf niedrigem bis mittlerem Einkommensniveau, d.h. Schwellen- und Grenzmärkte, lag dieser Anteil bei 53%. Dienstleistungsunternehmen aus Schwellenländern könnten unserer Ansicht nach dementsprechend nicht nur vom zugrunde liegenden Wirtschaftswachstum profitieren sondern auch von der Konvergenz mit dem Dienstleistungsanteil innerhalb der entwickelten Volkswirtschaften.
Das vielleicht interessanteste Dienstleistungssegment hängt unseres Erachtens mit der Entwicklung des Internets zusammen. Da herkömmliche stationäre Anlagen in vielen Schwellenmärkten relativ selten sind, ging die Aufnahme internetbasierter Handelsaktivitäten in vielen Dienstleistungsbranchen schnell voran. Lateinamerikanische Online-Handelsplattformen, chinesische Online-Reisen- und Fahrkartengeschäfte und afrikanische Geldüberweisungsservices über mobile Geräte sind Beispiele von herkömmlichen Dienstleistungsgeschäften, die sich an das Internetzeitalter anpassen.
Die Diskussion um die Drosselung des US-Konjunkturprogramms hat im Jahr 2013 auch Schwellen- und Grenzmärkte unter Druck gesetzt. Sehen Sie hier einen dauerhaften Zusammenhang?
Die Drosselung der quantitativen Lockerungen, die einige Turbulenzen in den Schwellenmärkten auslöste, ist ein Signal, dass die US-amerikanische Federal Reserve die Wirtschaft der USA auf einem nachhaltigen Wachstumskurs sieht, und das Wirtschaftswachstum in Europa und Japan hält nun auch mit den Fortschritten in den USA mit. Die verbesserte Situation der entwickelten Märkte wird bereits in den Exportzahlen einiger Schwellenmärkte widergespiegelt. Die Drosselung an sich ist im Vergleich zu der gewaltigen Expansion der Liquidität der Zentralbank in den letzten Jahren gering, die sich noch nicht in signifikantem Maße in reale Wirtschaftsaktivität umgewandelt hat. Die Entwicklungen an den Devisenmärkten scheint Regierungen zu bestrafen, die eine übermäßig aggressive oder populistische Wirtschaftspolitik verfolgten, und Abwertungen können positiv für Aktienmärkte sein, wenn die Wirtschaftspolitik so angepasst wird, dass sich ihre Vorteile nicht durch Inflation verflüchtigen. Exportunternehmen aus einer Reihe von Schwellenmärkten mit schwachen Währungen haben bereits sehr positiv auf ihre verbesserte Wettbewerbssituation angesprochen, während einige der im Jahr 2013 schwer betroffenen Märkte vor Kurzem erneute Investitionszuflüsse zu verzeichnen hatten, da die Anleger ihre attraktiven Bewertungen erkennen.
Wie beschreiben Sie den Kapitalfluss in den Schwellenmärkten?
Es wird immer Rückschläge in Märkten geben und wir müssen diese verkraften können und vielleicht sogar von den vorübergehenden Kursrückgängen profitieren, die dann eintreten. Heutzutage sind die weltweiten Geldflüsse schnell und unvorhersehbar und die damit zusammenhängenden Entscheidungen beruhen oft auf Emotionen anstatt Vernunft. Deshalb sehen wir bereits Kapitalströme, die in einige Schwellenmarktfonds zurückfließen. Da die Schwellenmärkte weiterhin mit hohem Tempo wachsen, niedrige Verhältnisse von Schulden zu BIP aufweisen und über hohe Devisenreserven verfügen, sind wir der Ansicht, dass Schwellenmärkte langfristig weiterhin eine attraktive Anlageklasse bleiben.
Was für ein Engagement sollte ein typischer Anleger in Schwellen- und Grenzmärkten investieren?
Die Kapitalisierung der Schwellenmärkte macht nun etwa 30% der globalen Marktkapitalisierung aus. Damit wäre eine Kapitalgewichtung von 30% das Minimum. Davon sollten etwa 3% in Aktien aus Grenzmärkten angelegt werden. Grenzmärkte hatten in der Vergangenheit eine geringe Korrelation mit entwickelten Ländern und Schwellenmärkten, wie auch mit anderen Grenzmärkten. Dies liegt zum Teil an den Unterschieden der zugrunde liegenden Industrien und Wachstumsfaktoren in jedem Land. Die Aufnahme von Grenzmarktengagements als eine Komponente des internationalen Anteils eines Portfolios könnte helfen, die Volatilität insgesamt zu verringern und eine Diversifizierungsquelle hinzuzufügen. Darüber hinaus sind die zusätzlichen Wachstumsaussichten zu nennen, die das Alpha erhöhen werden.
Dr. Mark Mobius,