Technologie als Wachstumsbeschleuniger für Entwicklungsländer

Schwellenländer überspringen sehr oft ältere Techniken und Geschäftsmethoden und erzielen dadurch drastische Fortschritte. Franklin Templeton | 04.09.2014 02:00 Uhr
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Dass Schwellen- und Grenzmärkte durch Technologietransfer beschleunigtes Wirtschaftswachstum verzeichnen könnten, ist für uns regelmäßig Research-Thema. Dabei erkennen wir aber immer öfter einen neuen Aspekt: dass neue Technologie, insbesondere im Zusammenhang mit dem Datenverkehr über das Internet, ältere Technik und Geschäftsmethoden komplett überspringen und so ziemlich drastische Fortschritte herbeiführen kann.

Das kenianische Phänomen des mobilen Geldtransfersystems haben wir an anderer Stelle schon angesprochen, doch dessen Umfang und Gesamtpotenzial sollten unseres Erachtens genauer betrachtet werden.

Ausgehend vom festgestellten Bedarf kenianischer Wanderarbeiter, auf sicherem Weg Geld an ihre Familien zu überweisen – beworben wurde dieser Dienst mit dem Slogan „Send Money Home“ –, hat sich das System rasch auf viele andere Länder in Afrika, Asien und sogar in Europa ausgeweitet, wo Geldtransfer über größere Entfernungen aus geografischen oder sicherheitsbedingten Gründen schwierig ist.

Gleichzeitig hat dieser benutzerfreundliche Dienst in Kenia und anderswo eine Explosion zusätzlicher Aktivitäten im Handel und Spar- und Darlehensgeschäft ausgelöst. Auf solche Transaktionen entfällt inzwischen rund ein Viertel des kenianischen Bruttoinlands-produkts unter Beteiligung von reichlich der Hälfte der Landesbevölkerung. Unabhängig davon gab es in anderen Ländern ähnliche Entwicklungen. Banken sind zwar nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil des Systems, doch die Notwendigkeit physischer Filialnetze ist lange nicht mehr so groß. 

Indische Einzelhandel

Der gleiche Prozess vollzieht sich im indischen Einzelhandelssektor. Nachdem das Land die Entstehung von Supermärkten und Ladenketten durch nationalistische Gesetze und bürokratische Trägheit weitgehend verhindert hat, stellt es sich für uns jetzt so dar, als könnte die kostspielige Errichtung traditioneller Geschäfte von vornherein umgangen werden.

Online-Händler stoßen energisch auf den indischen Einzelhandelsmarkt vor. In Gesprächen mit den Führungsteams solcher Unternehmen hören wir immer wieder, dass Vertriebsmodelle, die auf die erwartete Dominanz technikversierter städtischer Verbraucher ausgerichtet wurden, in der Praxis auf enorme Nachfrage aus dem ländlichen Raum stoßen.

So wie Technologie und Internet Narendra Modi ermöglicht haben, seinen Wahlkampf bei der jüngsten Parlamentswahl durch Einsatz holografischer Live-Übertragungen seiner Reden vielerorts gleichzeitig zu führen, können auch Indiens Einzelhändler mit begrenztem Investitionsaufwand plötzlich Millionen Kunden erreichen.

Dieser Faktor macht deutlich, wie sehr sich relativ einfache Infrastrukturprojekte in Indien auszahlen können. Steht indischen Dorfbewohnern über Smartphone ein Supermarkt zur Verfügung, brauchen sie nur eine zuverlässige Stromversorgung, Internetzugang und ausreichende Verkehrsanbindung, damit Waren transportiert werden können.

Unsere Besuche bei verschiedenen Kosmetikfirmen haben gezeigt, dass auch im privateren Bereich ähnliche Entwicklungen im Gang sind. Unternehmen, die bislang hauptsächlich auf Direktvertrieb an der Haustüre gesetzt haben, was eine allmähliche Aufstockung der Vertriebsmannschaft und eine schrittweise geografische Expansion voraussetzt, können jetzt das Internet nutzen, um sich zu begrenzten Kosten gleich ganze Regionen zu erschließen. Interessant ist dabei, dass die grundlegende zwischenmenschliche Beziehung zwischen potenziellem Kunden und vertrautem Ansprechpartner fortbesteht, nur statt an der Haustür kann sich die Vertreterin auch elektronisch präsentieren – über einen Blog, einen Online-Live-Chat oder auch eine Facebook-Seite.

Ein wichtiger Gesichtspunkt all dieser Geschichten ist, wie sich dadurch ganz neue Kundenstämme auftun lassen. Unter diesen Umständen dürften Kunden vermutlich weitaus einfacher und billiger zu gewinnen sein als vor Jahrzehnten, als solche Geschäfte in den Industrieländern physisch aufgezogen wurden. Wir gehen von tiefgreifenden Effekten der Technologie auf die Wachstumsraten aus.

Investitionen und Infrastruktur bleiben maßgeblich für viele wichtige Aktivitäten in Entwicklungsländern. Die Grundversorgung mit Strom und die Anbindung ans Verkehrssystem sind Voraussetzungen für das effektive Funktionieren dieser Volkswirtschaften. Ausgaben für Bildung sind erforderlich, damit die Bevölkerung die nötigen Kompetenzen erwirbt, um auf dem globalen Markt zu agieren.

Viele industrielle Aktivitäten benötigen weiterhin hohe Anschubinvestitionen. Insbesondere bei vielen konsumabhängigen Aktivitäten vernetzen Technik und Internet potenzielle Verbraucher so rasch mit Märkten, wie es noch vor zehn Jahren niemand für möglich gehalten hätte. Das kommt der Bevölkerung in der Entwicklung befindlicher Märkte ebenso zugute wie den zu ihrer Versorgung gegründeten Unternehmen.

Dr. Mark Mobius

Executive Chairman,
Templeton Emerging Markets Group

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