In der aktuellen Quartalsberichtsphase sollten US-Aktienanleger sich nicht von Rückkäufen und Dividenden verführen lassen, sondern sicherstellen, dass Unternehmen die richtige Balance zwischen dem Einsatz von Cashflows für kurzfristige Aktionärsbelohnungen und strategischer Reinvestition finden.

Unternehmensinvestitionen sind der Grundstein für künftiges Wachstum. Die Vorstände großer, börsennotierter Unternehmen müssen oft zwischen kurzfristiger finanzieller Verpflichtung und langfristiger Wertschöpfung wählen.

US-Unternehmen werden zurzeit kaum durch Finanzierungsbeschränkungen gehemmt. Unser Research zeigt, dass die Top 25 der US-amerikanischen nichtfinanziellen Standardwerte im Jahr 2017 mehr Geld für Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttungen als für Investitionen ausgegeben haben (Abbildung).

Wenn doch finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, was hält Unternehmen davon ab, mehr auszugeben? Viele Unternehmen erscheinen in dieser Hinsicht ideenlos. Bürokratische Governance-Strukturen können ebenfalls rechtzeitige Investitionen behindern. Natürlich könnte die US-Steuerreform Unternehmen dazu bringen, neue Investitionsinitiativen zu starten. Viele Unternehmen sind jedoch bestrebt, ihre Gewinne jährlich zu steigern, was auch Einfluss darauf haben kann, wie sie die Kapitalallokation priorisieren. Darüber hinaus kann es von ihrer Fähigkeit, die künftige Profitabilität zu sichern, ablenken. Unseres Erachtens entscheiden sich viele Unternehmen dafür, keine guten Ideen zu finanzieren, da es einfach einfacher ist, Aktien zurückzukaufen, was die kurzfristigen Gewinnwachstumsraten besser aussehen lässt.

Wo liegt das Problem? Die Herausforderung besteht darin, dass die Aufrechterhaltung einer hohen Rentabilität oft einen intelligenten Ausgleich zwischen der Verwaltung der Ausgaben und der Finanzierung von Verbesserungen des Geschäftsmodells und künftigen Wachstumschancen erfordert.

Nachhaltige Investitionen sind immer entscheidend für die zukünftige Wertschöpfung der Aktionäre - gerade in einer Welt voller technologischer Umwälzungen. Daher glauben wir, dass Anleger Unternehmen auf Anzeichen von Unterinvestition untersuchen sollten. Unternehmen, die unterinvestieren, mögen heute gesund aussehen, aber ihre hohen Margen können eine zugrundeliegende Schwäche verschleiern: eine mangelnde Bereitschaft, Bedrohungen des Geschäftsmodells entgegenzutreten.

Das Anlegerdilemma: ist hohe Profitabilität gut oder schlecht?

Das stellt Anleger vor ein Dilemma. Eine hohe Profitabilität, typischerweise gemessen an Margen, wird in der Regel als attraktives Attribut eines Unternehmens angesehen. Wie kann man also feststellen, wann es vielmehr ein wunder Punkt ist? Wir sind der Ansicht, dass die folgenden Anzeichen von Unterinvestition den Anlegern helfen können, zwischen Unternehmen mit nachhaltig hoher Profitabilität und Unternehmen mit hohem Risiko mit begrenzten Wiederanlagegelegenheiten zu unterscheiden:

  • Sinkende Forschungs- oder Vertriebsausgaben - in absoluten Zahlen oder in Prozent des Umsatzes - deuten darauf hin, dass ein Unternehmen zu kurzfristig auf Kosten der Zukunft konzentriert ist.
  • Die zunehmende Diskussion über “gezielte Investitionen” - insbesondere in Kombination mit rückläufigen Ausgaben - ist oft ein implizites Eingeständnis, dass ein Unternehmen sich aktiv dafür entscheidet, nicht in potenzielle Chancen zu investieren. Solche engen, taktischen Bewegungen lassen nur wenig Spielraum für Investitionsfehler. Lassen Sie sich nicht vom Jargon täuschen.
  • Ein langsames organisches Umsatzwachstum - vor allem wenn es hinter Branchenkonkurrenten zurückbleibt - könnte darauf hindeuten, dass die derzeitigen Kernproduktlinien eines Unternehmens zurückfallen und höhere zukünftige Investitionen erfordern.
  • Übernahmefieber - ist vielleicht das größte und schädlichste Anzeichen kumulativer Unterinvestition. Ein Unternehmen, das auf Einkaufstour ist, versucht vielleicht, mit seinen Konkurrenten Schritt zu halten. Während einige Übernahmen einem Unternehmen helfen, seine Marktposition zu verbessern, können sie auch ein Anzeichen dafür sein, dass das Unternehmen in Schlüsselmärkten zu wenig investiert ist, falsche Investitionen getätigt hat oder beides. Im Extremfall könnte das Übernahmefieber signalisieren, dass es einem Unternehmen an Innovationskraft mangelt, oder gar die Corporate Governance mangelhaft ist.

    Übernahmen weisen in der Regel klare strategische Absichten auf und wirken sich positiv auf das Ergebnis aus. Die Anleger konzentrieren sich jedoch zu sehr auf den Gewinnzuwachs und zu wenig auf die Rendite des investierten Kapitals (ROIC), die aus unserer Sicht ein wichtiger Treiber für Aktienerträge ist. Die erwarteten langfristigen Vorteile von Übernahmen werden nicht immer erreicht, und die hohen Prämien, die typischerweise für Deals gezahlt werden, verringern die ROIC strukturell, insbesondere im Vergleich zu organischen Investitionen.

Die Aufspaltung von GE beinhaltete mehrere Fehlinvestitionen

Die Entscheidung von GE, sich in drei vollständig getrennte, fokussiertere Unternehmen aufzuspalten, ist ein hervorragendes Beispiel. Seit 2005 gab das Unternehmen 64 Milliarden Dollar für Übernahmen aus, um sich neu zu positionieren (Abbildung). Seit 2005 hat GE den Aktionären netto 171 Milliarden US-Dollar zurückerstattet. Ein Großteil davon wurde durch Liquidationen bei GE Capital finanziert.

Aber GE stand unter Druck attraktive Finanzkennzahlen zu liefern und gleichzeitig eine hohe Dividende zu zahlen. Deshalb denken wir, dass GE zu gezielten Investitionen (einschließlich einiger großer Deals wie der Predix-Softwareplattform) übergegangen ist. Und da die bürokratische Managementstruktur des Unternehmens sich mit einer zeitnahen Kapitalallokation schwertat, erodierten mehrere Kernunternehmensbereiche stetig, was zu der Entscheidung über die Aufspaltung führte.

Im Gegensatz dazu hat Nike die Herausforderungen angenommen, die sich aus den aktuellen Umwälzungen im Verbraucherbereich ergeben. Der Schuhhersteller hat sich in Richtung automatisierter Technologien verlagert und investiert in kundenspezifische Produkte. Durch die Einsparung von Versandkosten, Zollgebühren und Zolltarifen konnte Nike seine Profitabilität auf hohem Niveau halten.

Innovation und Investitionen sind Schlüssel für die Zukunft

Das Tempo der Umwälzungen beschleunigt sich überall. In einer sich rasch verändernden Welt ist es aus unserer Sicht in der Regel keine überzeugende Erfolgsstrategie, Unternehmen zu teuren Bewertungen aufzukaufen, um das Wachstum anzukurbeln. Stattdessen denken wir, dass Unternehmen die organischen Investitionen in Produkte und Dienstleistungen fördern müssen, um ein nachhaltiges Geschäftsmodell für die Zukunft zu schaffen. Anleger sollten jenseits von Quartalsergebnissen und schnellen Barrenditen für die Aktionäre den Fokus auf Unternehmen mit innovativen Ideen und einer erfolgreichen Investitionsbilanz richten. Das erscheint uns als sinnvolleres Rezept für die Bewältigung der Umwälzungen und langfristiges Wachstum.

Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder.

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