Russland kämpft sich durch die Krise

Die russische Wirtschaft litt zuletzt nicht nur unter dem niedrigen Ölpreis, sondern auch unter der weltweit schwachen Konjunktur. Trotzdem hat das Land enormens Zukunftspotenzial. Eine Analyse der besten Russland Aktienfonds und Kommentare von Fondsmanagern im Überblick. Funds | 16.03.2009 05:05 Uhr
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Nach einem BIP-Wachstum von plus 5,6 Prozent im Vorjahr erwarten Analysten für dieses Jahr eine unsichere Entwicklung.

Einschätzung des Marktes bei DWS

„Es sieht für das Land gar nicht so schlecht aus, vorausgesetzt die Weltmärkte stabilisieren sich und die Weltwirtschaft findet ihren Boden“, so Odeniyaz Dzhaparov, Senior Fund Manager Equities bei DWS. Denn die volkswirschaftlichen Daten würden besser sein als in vielen entwickelten Ländern und anderen Emerging Markets. Dazu komme der beträchtliche Rohstoffreichtum Russlands.

Als potenzielle Risiken in den kommenden 12 Monaten bezeichnet Dzhaparov neben einem möglichen weiteren Einbrechen der Weltwirtschaft und einem neuen Verfall des Ölpreises, dass potenzielle negative Nachrichten über Schulden-Umstrukturierungen einiger russischer Oligarchen die Runde machen.

Pioneer hofft auf höheren Ölpreis

„Unser Ausblick für Russland ist vorsichtig optimistisch“, so Peter Bodis, Fondsmanager Aktien CEE bei Pioneer Investments Austria. Wichtig für die russische Wirtschaft wäre, dass sich die Rohstoffpreise – und vor allem der Ölpreis – stabilisieren, wofür es erste Anzeichen geben soll. Der aktuelle Ölpreis würde nicht genügend Cash-flow generieren um neue Ölfelder zu erschließen. Gleichzeit nimmt die Förderquote aus bestehenden Quellen sukzessive ab, was das Angebot zusätzlich einengt. „Die Welt braucht einen höheren Ölpreis, um das zukünftige Angebot zu sichern“, bringt es Bodis auf den Punkt. 

Solange sich die entwickelten Märkte nicht erholen, kann sich nach Ansicht des Osteuropaexperten auch Russland nicht aufraffen. Neben der Entwicklung von Ölpreis und Rubel wäre vor allem die Liquidität des Heimmarktes, die sich über den Interbankenzinssatz einschätzen lässt, ein richtungweisender Indikator für einen möglichen Aufschwung. Als größtes Risiko neben der Öl- bzw. Rohstoffpreisentwicklung bezeichnet Bodis die zunehmende Einflussnahme des Staates in die Privatwirtschaft. Preisregulierungen oder Ermittlungen wie im Fall Uralkali würden nur zur Verunsicherung der Investoren führen – wie es im vergangenen Sommer der Fall war.

Gewichtung im Pioneer Funds Austria – Russia Stock

Einen positiven Beitrag zur Performance lieferten in den letzten Monaten eine Übergewichtung in „Energy & Materials“ sowie eine Untergewichtung in Financials. Negativ auf die Wertentwicklung wirkte sich hingegen eine übergewichtete Position in „Second Tier Stocks“ aus. Übergewichtet ist im Fonds aktuell der Sektor Energy & Materials, während Financials und Versorger untergewichtet sind.

JP Morgan sieht keine Entkoppelung Russlands

Auch Berndt May, Vice President, Head of Asset Management Österreich, JPMorgan Asset Management, hält eine Entkoppelung Russlands bei einem gleichzeitigen Rückgang der Weltwirtschaft nicht für möglich. „Dazu sind die Verflechtungen der russischen Wirtschaft mit der Welt zu vielfältig“, so May. Zusätzlich erschwerend sei, dass Russland stark exportabhängig sei mit einem Anteil von rund 35 Prozent am BIP.

Während der Energiesektor unter dem niedrigen Ölpreis litt, hatten russische Finanzunternehmen am Heimmarkt das Problem der Finanzierung bei einem gleichzeitigen Rückgang des Rubels. Im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern wie Polen oder der tschechischen Republik ist die russische Finanzindustrie noch nicht so stark entwickelt. Zusätzlich erschwerend für die Entwicklung waren nach Ansicht von May politische Nebengeräusche wie der Georgien-Konflikt.

Russische Regierung plant Investitionsoffensive

Einen positiven Impuls für den russischen Markt erhofft sich May durch den Plan der russischen Regierung eine 182 Milliarden US-Dollar-schwere Investitionsoffensive in Gang zu setzen. Vor allem die Realwirtschaft soll damit vor einer weiteren Stagnation gerettet werden. „Allerdings ist der Hauptkatalysator in Russland mittelfristig die Binnenkonjunktur“, so May. Sollte sich etwa der Mittelstand stabilisieren, wäre das ein positiver Impuls für den Markt. Den Energie- und Rohstoff lastigen Aktienmarkt würden bessere Aussichten für die Weltwirtschaft sehr helfen.

Gewichtung im JPM Russia A Acc USD

Im Vorjahr war der größte Outperformer im Fonds nach Angaben von May der Telekomsektor, gefolgt von Gesundheitswerten und Versorgern. Zu wünschen übrig ließen die Sektoren Rohstoffe, Energie und Informationstechnologie. Die Cashquote brachte ebenfalls einen positiven Beitrag zur Performance. Die Beiträge zur Wertentwicklung sind alle mehrheitlich auf die Einzeltitelselektion zurückzuführen, da innerhalb des Portfolios in der Regel keine Einzeltitelentscheidungen getroffen werden.

Baring: Russischer Aktienmarkt sehr günstig bewertet

Der russische Markt entwickelte sich im Februar besser als seine globalen und regionalen Mitbewerber. Der Markt kletterte gemessen am MSCI Russia 10/40-Index in US-Dollar um fast 5% nach oben, während der MSCI EM Global-Index auf US-Dollar-Basis knapp 6% einbüßte. Diese deutlich überdurchschnittliche Tendenz war nach Ansicht der Baring Analysten die Folge stabilerer Rohstoffpreise, und zwar insbesondere für Öl. Dies hat in Verbindung mit der unterdurchschnittlichen Tendenz des russischen Marktes der letzten Monate dazu geführt, dass das Bewertungsniveau sowohl in absoluten Zahlen als auch im Vergleich mittlerweile besonders günstig geworden ist.

Die weiterhin schwachen volkswirtschaftlichen Daten überraschen die Analysten von Baring nicht, weil die Wirtschaftsdaten weltweit ebenfalls trübe ausfallen. Im Februar waren einige Hinweise auf eine Stabilisierung und sogar einen leichten Anstieg der Wirtschaftsaktivitäten zu verzeichnen, bei denen sich aber erst noch herausstellen muss, ob sie nur kurzfristiger Natur sind.

Matthias Siller, Osteuropa Fondsmanager bei Baring Asset Management: "Am russischen Markt bieten sich unserer Meinung nach weiterhin sehr attraktive Einstiegskurse, denn dort besteht Spielraum für eine Neubewertung. Der Grund dafür ist die in der zweiten Jahreshälfte 2008 unterdurchschnittliche Wertentwicklung, und zwar insbesondere bei Unternehmen mit sehr guten Bilanzen, einem nachhaltigen Wettbewerbsvorteil und mittelfristig guten Wachstumsaussichten. Dies betrifft speziell den Exportsektor."

Portfolio-Gewichtung bei East Capital

Paul Carr, Head of Sales, Central & South Eastern Europe, von der East Capital AB reagierte auf den letzten Aufschwung am russischen Markt Mitte May letzten Jahres und untergewichtete Stahl und Real Estate Unternehmen. Als die Krise dann Russland hart traf, hat East Capital seine Gewichtung ausgesetzt. Trotzdem will Carr weiterhin nach interessanten Investmentmöglichkeiten im Bereich Inlandsverbrauch Ausschau halten, da sich der Markt als äußerst belastbar erwiesen hat.

„Die weitere Entwicklung des Ölpreises hat nach wie vor großen Einfluss auf den russischen Markt“, ist Carr überzeugt. Die jüngste Vergangenheit habe gezeigt, dass Russland mit einem Ölpreis von 40 $/Barrel ganz gut fährt. Es ist weiters auch wichtig, dass die hohen Kapitalkosten und die Unternehmensverschuldungen beobachtet werden. Daher konzentriert sich East Capital auf die Bilanzen jener Unternehmen, die einen relativ geringen Verschuldungsgrad aufweisen.

Ausblick auf Russlands Zukunft von Valartis

Auch Gerald Diglas, Geschäftsführer der Valartis Asset Management (Austria) KAG untergewichtet derzeit im Bereich Inlandsverbrauch und übergewichtet bei Exporteuren. Seinen Prognosen nach wird der russische Aktienmarkt innerhalb der nächsten zwölf Monate um 50 Prozent (+/- 25 Prozent). Auf längere Sicht glaubt er dass der Markt um 200 bis 300 Prozent innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre zulegen wird.

Alle Daten per 06.03.2009 in Euro:

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