Staatsanleihen auch in Schwellenländern

Angesichts des schwierigen globalen Umfelds haben Fondsmanager einen vorsichtigen Ausblick für Emerging Market Bonds. Im Anleihenbereich setzen Fondsmanager derzeit auf Staatsanleihen und nicht auf Unternehmensanleihen. Funds | 09.03.2009 05:16 Uhr
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Differenzierte Sicht auf Emerging Market Bonds 

Während Emerging Market Bonds in Lokalwährungen seit Jahresbeginn Einbußen verzeichnen mußten, konnten sich in USD notierte Anleihen gut behaupten. Bonds in Lokalwährungen wurden durch negative Währungsentwicklungen belastet. 

Osteuropäische Anleihen kamen unter Druck – vor allem aus jenen Ländern, die negative Handelsbilanz- und Leistungsbilanzsalden aufweisen. Diesen Anleihen macht vor allem der Konjunkturabschwung in Westeuropa schwer zu schaffen. Besser abschneiden konnten lateinamerikanische und asiatische Anleihen.

Die Top-Emerging Market Bonds

Der beste Fonds seiner Assetklasse nach 5-Jahres-Sharpe Ratio ist der von Peter Pühringer und Christian Hirschmann gemanagte ZZ1. Eine durchschnittliche jährliche Performance von plus 16,33 Prozent über die letzten fünf Jahre war ein sehr gutes Ergebnis. Seit Jahresbeginn hatte der Fonds um 1,48 Prozent zugelegt. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2009 hat der im 5-Jahres Ranking zweitplazierte Threadneedle Emerging Market Bond C1 eine Performance von plus 10,70 Prozent erzielt. Auf Fünfjahressicht verzeichnet erzielte dieser Fonds eine durchschnittliche jährliche Wertentwicklung von plus 5,87 Prozent. Der PF(LUX)-Global Emerging Debt-P Cap hat in den ersten Wochen des Jahres eine Performance von plus 8,92 hingelegt und in den letzten fünf Jahren 5,18 Prozent p. a.

Staatsanleihen besser als Unternehmensanleihen

"Emerging Markets Staatsanleihen sind unserer Ansicht nach keinen großen Finanzierungsdruck ausgesetzt“, so Richard House, Fondsmanager bei Threadneedle. Viele Schwellenländer würden über hohe Fremdwährungsreserven verfügen, die teilweise deutlich über der vergleichsweise niedrigen Staatsverschuldung liegt. Zahlreiche Schwellenländer sind Nettogläubiger. „Trotzdem notieren die Spreads von Emerging Market Staatsanleihen derzeit auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 1998“, stellt der Threadneedle-Fondsmanager in den Raum. Aktuell bevorzugt er Staatsanleihen von Emittenten mit guter Bonität und Liquidität wie Brasilien, Russland und Venezuela.

Weniger optimistisch schätzt House in der nahen Zukunft die Entwicklung von Unternehmensanleihen ein, die er aktuell meidet. Hier sieht er die Gefahr von drastisch ansteigenden Ausfallsraten. So hätten viele Unternehmen den in den letzten Jahren die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten genutzt und Euroanleihen emittiert. 

Markteinschätzung von Pictet

"Angesichts der derzeitigen Risikoaversion glauben wir, dass Emerging Market Bonds kurzfristig volatil bleiben “, so Shin Lee, Product Specialist im Global Emerging Market Team von Pictet. Nichtsdestotrotz sollen Schwellenländer auf mittlere bis längere Sicht ihren Wachstumskurs wieder fortsetzen. Die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise würde jetzt in einigen Ländern fundamentale Schwächen offenbaren. „Es wird zu einer verstärkten Differenzierung zwischen Emerging Markets in fundamentaler Hinsicht kommen“, so Lee.

Zukunft für Osteuropa wird schwierig

Nach Ansicht von Shin Lee sollte besonders Osteuropa unter Druck kommen. Dass die EU sich nicht auf ein Hilfspaket für Osteuropa geeinigt hat, sieht Lee als zusätzliche Belastung. Derzeit ist der Fonds bei Staatsanleihen von Ländern mit höherem Beta und schlechterer fundamentaler Ausgangslage untergewichtet. Bevorzugt werden Schwellenländer, die sich weiterhin auf einem soliden Wachstumskurs befinden.

Unternehmensanleihen werden gemieden

Vorsichtig sind auch die Pictet-Experten bei Unternehmensanleihen. „Anders als bei früheren Krisen sind derzeit Unternehmen aller Länder und Branchen vom rückläufigen Weltwirtschaftswachstum und dem zunehmenden Refinanzierungsrisiko betroffen“, so Lee. Dementsprechend würden Unternehmensanleihen mit höchster Qualität bevorzugt werden – vor allem von Unternehmen, die sich im Staatsbesitz befinden. Aktuell hat der Fonds kein Exposure zu reinen Unternehmensanleihen. „Angesichts der hohen Volatilität und der allgemeinen Risikoaversion ist unser Portfolio defensiv ausgerichtet“, bringt es Lee auf den Punkt.

Markteinschätzung von F&C

Auch die Experten von F&C gehen davon aus, dass einige osteuropäische Länder in eine schwere Rezession schlittern könnten. „Etwas optimistischer ist unser Ausblick für Lateinamerika und Asien“, so Jonathan Mann, Director Emerging Market Debt bei F&C. Vor allem weniger offene Volkswirtschaften wie Brasilien und die Philippinen, könnten von den starken Einbrüchen im Welthandel weniger betroffen sein. Länder die stark refinanzieren müssen - wie Indonesien und die Türkei - könnten hingegen nach Ansicht des Experten heuer schlechter abschneiden. Alles in allem würden Anleger, die auf Emerging Markets Bonds setzen, derzeit für ihr Risiko entschädigt werden, da die Spreads bereits eine Verschlechterung der Fundamentaldaten eingepreist haben.

Auf Staatsanleihen setzen

In den vergangenen Wochen wurde der F&C Emerging Markets Bond nicht großartig umgeschichtet. „Allerdings sind wir etwas defensiver geworden da der Markt auf Barack Obama’s Bankenhilfspaket schlecht reagiert hat“, erklärt Mann. Der Fonds ist derzeit nahezu ausschließlich in Staatsanleihen investiert, da das Ausfallsrisiko bei Unternehmensanleihen als zu hoch angesehen wird. Interessant finden die Experten von F&C hingegen – trotz des negativen Newsflows – russische Sovereign Bonds. „Wir glauben, dass sie überverkauft sind und langfristig attraktive Spreads bieten“, so Mann. Bei der Titelselektion setzt das Fondsmanagement in erster Linie auf gute Liquidität und versucht in Anleihen zu investieren, die zu einem Bid-Offer von unter zwei Punkten gehandelt werden.

Währungsdruck ist enorm

Wir glauben, dass die Abwärtsrisiken für Emerging Market Bonds vergleichsweise größer sind für den Fall, dass die Wirtschaftskrise länger dauert als erwartet“, so Susanne Hellmann, Managing Director ING Investment Management Germany, gegenüber e-fundresearch.com. Langfristig bezeichnet sie jedoch das Wachstumspotenzial von Schwellenländern, die fundamental gut aufgestellt sind, als „vollständig intakt“. Schwierigkeiten hätten jetzt vor allem Länder mit Zahlungsbilanzproblemen wie Ungarn und die baltischen Staaten. Hier wäre der Währungsdruck besonders ausgeprägt.

Gewichtung bei ING Investment Management

Der ING (L) Renta Fund Emerging Mkts Debt (LC) ist zu zwei Dritteln in schwächeren Währungen von Schwellenländern investiert. Das restliche Drittel kann auch in harten Währungen wie Euro oder US-Dollar gehalten werden. „Um die Kreditrisiken von Corporate Bonds auszuklammern wird fast ausschließlich in Staatsanleihen investiert“, so Hellmann. Die Titel im Fonds haben ein durchschnittliches Rating zwischen AA und A. Zuletzt hat die Performance des Fonds eine Übergewichtung im brasilianischen Real getragen. Diese Position wurde nach Angaben von Hellmann erhöht. Eröffnet wurden zuletzt auch Positionen in chilenischen und kolumbianischen Pesos.

Alle Daten per 27.02.2009 in Euro:

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