Auch im europäischen Vergleich ist der ATX überdurchschnittlich stark unter die Räder gekommen. Seit Beginn des Jahres 2007 ist der ATX um knapp zwölf Prozent gefallen, der breiter gestreute ATX Prime Index sogar um 17,9 Prozent. Der Eurostoxx 50 musste in demselben Zeitraum etwas mehr als zehn Prozent abgeben. Dass die österreichischen Werte etwas mehr verloren, liegt nicht zuletzt auch an der Größe der Unternehmen. In Zeiten, in denen Investoren jedes zusätzliche Risiko scheuen, werden kleiner kapitalisierte Unternehmen eher gemieden, große Unternehmen ins Portfolio aufgenommen. Diese Risikoscheu hat auch zahlreiche Börsestarts verhindert. So musste etwa Saubermacher vergangenen Monat sein Börsedebüt verschieben, davor hatte es bereits das Edelstahlunternehmen Breitenfeld, oder auch Unternehmen wie Frequentis erwischt.
Schwieriges Umfeld für Österreich-Aktienfonds
Dieses Umfeld war für die Österreich-Aktienfonds schwierig. Bis ins Jahr 2007 war es noch jedem Fondsmanager gelungen, den ATX Prime zu schlagen. Sie konnten im Bullenmarkt der Wiener Börse ihren Anlegern einen Mehrwert schaffen. Nicht so in den vergangenen Monaten. Seit Beginn des Jahres liegen vier Fonds hinter dem ATX Prime, immerhin acht Fonds hinter dem ATX, und überhaupt nur ein einziger Fonds erzielte in dem Zeitraum eine positive Rendite. Im Durchschnitt verloren Anleger mit einem Österreich-Aktienfonds 11,6 Prozent.
Doch was können Investoren fürs nächste Jahr erwarten? Und wie sollen sich langfristig orientierte Anleger in dem momentanen Markt verhalten? e-fundresearch.com hat exklusiv für die Presse mit den Österreich-Aktienfondsmanagern gesprochen, die über die letzten fünf Jahren ihren Anlegern den höchste risikoadjustierten Ertrag (Sharpe Ratio) einbrachten.
Meinl auf Top-Position
Auf Rang eins anhand der Sharpe Ratio liegt der Meinl Equity Austria. Der Fonds brachte seinen Anlegern in den vergangenen fünf Jahren auch die höchste absolute Rendite, nämlich 33,2 Prozent pro Jahr. Er ist auch der einzige Fonds, der seit Jänner 2007 trotz der Subprime-Krise einen positiven Ertrag erzielen konnte. „Der Fonds war das gesamte letzte Jahr bei Finanzen stark untergewichtet,“ erläutert Wolfgang Matejka, Chief Investment Officer der Meinl Bank. Im Gegensatz zu einigen anderen Fonds setzte er auf Industriewerte: „Die Industrieunternehmen haben ihre Lehren aus den Jahren 2000 bis 2004 gezogen und ihre Cash Flows sehr viel besser im Griff.“
Das vergangene Jahr war für Matejka aber weitaus einfacher als noch die Jahre zuvor. „Die deutlichen Verkäufe der Indexschwergewichte ließen die positive Aktienauswahl stärker sichtbar werden.“ Bis dahin sei es schwierig gewesen, den ATX zu schlagen, denn die Fonds dürfen die hohen Gewichtungen einzelner Werte im Index nicht nachbilden. Wenn diese stark zulegen, haben Fondsmanager daher oft das Nachsehen. Im Gegensatz dazu ist das momentane Marktumfeld eine Spielwiese für aktive Manager: „Für 2008 rechne ich mit null Wachstum am ATX. Doch diese Seitwärtsbewegung ist ein toller Markt für Stockpicker.“
Langfristig ist Matejka ohne Zweifel optimistisch. Österreich habe sich in Osteuropa gut positioniert und die Region sei auch weiterhin „die europäische Wachstumsreserve“. Jedoch wird sich die Ostfantasie der österreichischen Unternehmen in den nächsten Jahren durchaus ändern: „Es wird einen Fokus auf das unterschiedliche Wachstum geben. Beispielsweise sehen sich die Banken in Osteuropa zwei Geschwindigkeiten gegenüber. Ein paar Länder in Osteuropa werden stark performen, wie Russland oder die Türkei. Andere Länder können da nicht mithalten.“
Optimismus für den österreichischen Aktienmarkt?
Der risikoadjustiert zweitbeste Fonds der vergangenen fünf Jahre ist der Pioneer Funds Austria – Austria Stock. Fondsmanager Friedrich Erhart ist ebenfalls für die Osteuropainvestments österreichischer Unternehmen optimistisch. Zwar sei der Wettbewerbsvorteil von Osteuropa geschrumpft, aufgrund von überbezahlten Akquisitionen, stark gestiegenen Lohnkosten und einem Mangel an Facharbeitern, aber „Wachstum und Gewinnmargen liegen noch deutlich über dem westeuropäischen Niveau“, so Erhart.
Der Experte ist aber nicht nur deswegen optimistisch für den österreichischen Aktienmarkt. „Ein Großteil des ‚Worst-Case-Szenarios’ ist in den aktuellen Aktienkursen bereits vorweggenommen.“ In diesem Umfeld bieten zyklische Werte daher Potential wie auch Risiko. Denn sie werden von einem Konjunkturrückgang am heftigsten getroffen, „wenn es dann doch nicht so schlimm kommt, gibt es eine rasche Erholung.“ Eine solche sieht Erhart auch für einen anderen Sektor: Immobilienaktien. „Für Anleger mit langem Horizont meiner Meinung nach ein klarer Kauf.“ Denn da österreichische Immobilienaktien derzeit bei durchschnittlich rund 40 Prozent unter ihrem inneren Wert gehandelt werden, dürften sich die Bewertungen „sehr nahe bei einem historischen Tiefststand bewegen.“
Zwei Gründe für Kursverluste...
An dritter Stelle rangiert der 3 Banken Österreich-Fonds. Fondsmanager Alois Wögerbauer ortet in den starken Kursverlusten der vergangenen Monaten vor allem zwei Gründe: die österreichischen Titel seien im internationalen Vergleich überwiegend kleiner kapitalisiert und daher inmitten der Kreditkrise stärker unter Druck. „Dazu kommt, dass vor allem US-Investoren ihre Gewinne mitgenommen haben.“ Dieser Verkaufsdruck und die Risikoaversion durch die Rezessionsängste in den USA haben den ATX nach unten gezogen.
Auch für die nächsten sechs Monate rechnet er aber mit unveränderten Turbulenzen. Insgesamt geht Wögerbauer ab der zweiten Jahreshälfte aber von einer „nachhaltigen Beruhigung“ aus, nicht zuletzt aufgrund von gesunkenen Zinsen und der niedrigen Bewertung. Doch auch trotz dieses negativen Umfelds gebe es langfristig stabile und wenig konjunkturabhängige Geschäftsmodelle wie jenes der Wiener Städtischen oder auch ‚Sonderstories’ aus Bereichen wie dem Medizinsektor wie Intercell. Bei den Immobilienaktien ortet Wögerbauer wie auch Pioneer-Manager Erhart den Boden erreicht, „aktuell ist ein Worst-Case-Szenario mit Preisrückgängen der Immobilien auch in unseren Breitengraden eingepreist“. Vorsichtig ist der 3 Banken Fondsmanager aber im Bereich der Stahl- und Ölindustrie: „Eine globale Wachstumsabschwächung wird auf Sicht auch zu sinkenden Preisen bei manchen Rohstoffen führen, Aktien aus dem Öl- und Stahlbereich dürften daher 2008 nicht zu den Outperformern gehören.“
Alle Daten per 4.2.2008 in Euro
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