Japan: Es kann nur besser werden

Japan-Aktien wurden in den letzten Jahren besonders schwer gebeutelt. Bereits vor der Subprime-Krise mussten sie zweistellige Verluste hinnehmen. Alleine 2007 verloren sie 14,5 Prozent. Doch „genug ist genug“ sagen jetzt zahlreiche Japan-Experten. Funds | 19.02.2008 06:11 Uhr
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Japan und Aktien – das war in den letzten zwei Jahren eine sehr unprofitable Kombination. Ein aktueller Ausblick von JP Morgan Asset Management zeigt, dass der japanische Aktienmarkt 2006 und 2007 der am schlechtesten performende Aktienmarkt war. Selbst im vierten Quartal 2007, als der US-Aktienmarkt von Rezessionsängsten und der Unsicherheit rund um Subprime-Kredite in Atem gehalten wurde, verlor der Topix mit -8,5 Prozent noch mehr als der S&P 500 mit -6,0 Prozent.

Wirtschaftszahlen zeigen nach unten

Die Gründe für die japanische Missstimmung sind bekannt: Die Wirtschaft steht an der Kippe zur Rezession, gleichzeitig ist das Gespenst der Deflation, also einer Lohn-Preisspirale nach unten, noch allgegenwärtig. Das Wirtschaftswachstum liegt unter zwei Prozent, die Inflation bei unter einem Prozent. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit. Dazu kommen noch die Gefahr einer US-Rezession und ein daraus folgender potentieller Rückgang der Exporte, die in Japan 15 Prozent des BIP ausmachen.

Auch die Struktur der japanischen Gesellschaft lässt langfristige Investoren ins Grübeln kommen. Jeder fünfte Japaner ist bereits über 65 Jahre alt, das Durchschnittsalter mit 43,5 Jahren deutlich höher als in Ländern wie den USA (36,6 Jahre). Aufgrund von nur sehr geringen Migrationsströmen gehört Japan damit zu einem der wenigen Länder, das bereits jetzt schrumpft (siehe auch Der demografische Wandel der Welt vom 7.2.2008). Darüber hinaus befindet sich der japanische Immobilienmarkt in einer Abwärtsbewegung, die von strengeren Regulierungen herrührt. Diese trüben Aussichten belasten vor allem einen ganz besonders: den japanischen Konsumenten. Dieser hat in den vergangenen Jahren seinen Konsum kaum gesteigert und damit auch der Wirtschaft selbst nur einen geringen Impuls gegeben. So zeigten auch die aktuellen Rekorddaten zur japanischen Wirtschaft – sie war im vierten Quartal mit real 0,9 Prozent stärker als angenommen gewachsen –, dass das Wachstum vor allem von den Investitionen und den Exporten getrieben wurde.

"Der günstigste Aktienmarkt der Welt"

Doch die Depression an den japanischen Kapitalmärkten könnte trotz der durchwachsenen Aussichten noch in diesem Jahr ein Ende haben. Unter anderem sprechen die niedrigen Bewertungen für ein Investment in den japanischen Aktienmarkt. Mattia Nocera, CIO von Belgrave Capital Management in London und Fondsmanager des Viruvius Japanese Equity, hält Japan „für den günstigsten Aktienmarkt der Welt“. Und damit ist er nicht alleine. Zahlreiche andere Fondsmanager sind optimistisch für japanische Werte, auch Investoren wie Marc Faber haben jüngst auf die Attraktivität des japanischen Aktienmarktes hingewiesen: „Die japanischen Unternehmen haben Schulden reduziert und die operativen Gewinne gesteigert,“ hebt etwa Faber hervor.
Und auch Atsushi Kawakami, Chief Investment Officer bei Invesco Asset Management (Japan) Limited, spricht von einer Renaissance in Japan, die sich über einen Generationswechsel, hin zu Veränderungen innerhalb der sozialen Rahmenbedingungen bis auf eine Reihe ehrgeiziger Infrastruktur-Vorhaben erstreckt. "Ein neues Tokio entsteht", meint Kawakami mit Blick auf das Jahr 2008.

Kleinere Unternehmen zuletzt noch stärker getroffen

Für Japan-Aktien spricht derzeit vor allem ihr Preis. Sie werden so günstig wie noch nie gehandelt. Gleiches gilt auch für die Subkategorie der japanischen Nebenwerte. So hat der Topix Small in den vergangenen zwei Jahren mehr als 40 Prozent verloren, andere Indizes wie der Tokyo SE Mothers gaben um mehr als 70 Prozent nach. Peter Tasker, Japan Aktienexperte von Dresdner Kleinwort, schwärmte gegenüber der Financial Times vor kurzem: „61 Prozent der Aktien werden derzeit unter dem Buchwert gehandelt, und 26 Prozent haben ein Kurs/Gewinn Verhältnis von 10 oder weniger.“ Und er fügt hinzu: „Welche Assetklasse in einem größeren Markt ist so günstig?“

Auch der Yen wird bei den Investitionsentscheidungen in Japan weiterhin eine gewichtige Rolle spielen. Denn 2007 war der Carry Trade – also die Verschuldung in einer Niedrig-Zins-Währung und die Investition in eine Hoch-Zins Region oder Assetklasse – ein treibendes Moment an den internationalen Märkten. Denn je unsicherer die Kapitalmärkte aufgrund der Subprime-Krise wurden, desto mehr Carry Trades wurden aufgelöst und der Yen gewann merklich dazu (siehe Grafik).

Die besten Japan Fonds

Die Fondsmanager, die in den vergangenen Jahre mit dem japanischen Umfeld am besten zurecht kamen, konnten ihren Anlegern mitunter auch satte Gewinne erwirtschaften. So brachte der AXA Framlington Japan, der anhand der Sharpe Ratio beste Japan-Aktienfonds der letzten fünf Jahre, seinen Anlegern 17,5 Prozent p.a. Fondsmanagerin Anja Balfour ist nach dem enttääuschenden Jahr 2007 optimistisch für 2008: „Wir können einige sehr unterbewertete Unternehmen ausmachen, ein Hinweis darauf, dass 2008 voraussichtlich ein ertragreicheres Jahr für Investoren wird.“

Auch Yoshito Tsubota und Yiuchi Chiguchi, Fondsmanager des anhand der Sharpe Ratio zweitbesten Fonds Callander Fund Japan New Growth, sind optimistisch für 2008: „Wir denken, der japanische Markt wird 2008 bessere Zahlen liefern als die anderen Regionen.“ Inmitten der Rezessionsgefahr setzen die beiden besonders auf den Konsum und auf Elektronik-Konzerne. Der drittbeste Japan-Aktienfonds der letzten fünf Jahre ist der Nippon Growth Fund Limited mit einer Sharpe Ratio von 0,43, dahinter folgen der Willerequity Japan und der Metzler Japanese Equity Fund mit risikoadjustierten Renditen von 0,31 und 0,30.

Bei den Small Cap Fonds liegt der AIG Global Funds - AIG Japan Small Companies Y anhand der Sharpe Ratio an erster Stelle. Auf Fünf-Jahres-Sicht konnte er als einziger Fonds die Benchmark anhand der risikoadjustierten Rendite outperformen. Dahinter folgen der FIT Galileo Japan und der AXA Rosenberg Japan Small Cap Alpha B JPY.

Fazit 

Japan-Aktienfonds gehörten zu den großen Verlierern 2006 und 2007. Zahlreiche Aktien notieren mittlerweile so günstig wie noch nie. Zudem hat das harsche Umfeld (geringes Wachstum, schwacher Konsum) viele Unternehmen einer regelrechten Kur unterzogen – die Verschuldung ist getilgt, der Cash-Flow stabil. Diese beiden Punkte, insbesondere der Preis, sprechen für Japan-Aktien. Doch die Wirtschaft schwächelt weiterhin - damit ist Japan mittlerweile aber in guter Gesellschaft.

Alle Daten per 7.2.2008 in Euro
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