Der steigende Ölpreis bringt dem Staat neue Einnahmen, die Löhne steigen, Konsumgüter werden stärker nachgefragt und es gibt politische Stabilität mit einem Bekenntnis zur Bekämpfung der Korruption, so umreißt Zitkute die Rahmenbedingungen, die ihrer Ansicht nach Russland zu einem der interessantesten Emerging Markets macht.
“Unter den Emerging Markets hat Russland einen der höchsten Handelsbilanzüberschüsse, gleichzeitig einen positiven Staatshaushalt und eines der niedrigsten Schuldenniveaus,” erläutert Zitkute.
Weil alle diese Faktoren nach Ansicht der Analysten positiv auf das Wirtschafts- und Unternehmenswachstum in dem Land auswirken werden hat sich Pictet im Jänner entschlossen, einen eigenen Russland Aktienfonds aufzulegen, zusätzlich zu dem bereits seit längerem bestehenden Osteuropa-Fonds, in dem auch Russland vertreten war.
Und bisher ist die Rechnung aufgegangen. Bis auf einen kleinen Einbruch Mitte März hat der Fonds seinen Referenzindex, den MSCI Russia 10-40, immer übertroffen. Im April erzielte der Pictet Fonds eine Rendite von 5.14% gegenüber 2.70% für den Index.
Russland pur
Der neue Fonds ist speziell für Anleger konzipiert, die eine reine Russland-Exposure wollen, ohne die in vielen Osteuropa Indices beigemischte Türkei.
“Türkische Aktien sind derzeit sehr niedrig bewertet und ich glaube an die Türkei, viele Kunden sehen aber ein zu hohes Risiko und eine hohe Volatilität und wollen deshalb nicht in diesem Land investiert sein,” erklärt Zitkute.
Der Fonds, der im Jänner mit 220 Mio. Euro gestartet ist hat mittlerweile 350 Mio. Euro an verwaltetem Vermögen.
“Das ist eine der wenigen Assetklassen neben US Aktien und Emerging Markets Anleihen, in welcher derzeit positive Zuflüsse verzeichnet werden,” merkt Fernas Karara, Head of Sales bei Pictet für Österreich, Osteuropa und Russland. “Das Interesse der Anleger ist groß,” bestätigt Zitkute.
Infrastruktur, Rohstoffe und Finanzsektor
Besonders interessant ist für die Managerin der Bereich Infrastruktur, der sich einerseits durch die steigende Verbrauchernachfrage ergibt, aber insbesondere auch durch den neuen politischen Willen in diesen Sektor zu investieren. Aus diesem Investitionsbekenntnis ergibt sich neue Dynamik im Stahl- und Kohlesektor, denn es soll vor allem das Bahnnetz ausgebaut werden.
Potential im Bankenbereich
Im Bereich der Verbrauchernachfrage sieht Pictet vor allem Potential im Bankenbereich, da derzeit die Durchdringung des Landes mit Finanzdienstleistungen wie etwa Kreditkarten noch fast überhaupt nicht gegeben ist. Ähnliches gilt für Hypotheken oder Kredite.
Dabei setzt Pictet vor allem auf Firmen, die noch teilweise unter staatlicher Kontrolle sind - wie etwa Sberbank oder Gazprom im Rohstoffsektor.
“Bei diesen Firmen ist gesichert, dass der Staat nie eine gesetzliche Änderung vornehmen wird, die ihnen schaden könnte, sei es im Steuerbereich oder sonst wo,” so Zitkute.
Russlands Ölsektor ist im internationalen Vergleich ein Spezialfall, erklärt die Managerin. Bis jetzt haben Aktien von Ölfirmen in Russland schlechter abgeschnitten als ähnlich Firmen in dem Setor in anderen Ländern, weil sie hohen steuerlichen Belastungen unterlagen. Die Mehrheit der Erträge der Firmen musste in einen nationalen Stabilisierungsfonds abgeführt werden. Diese Besteuerung soll nun aber deutlich vermindert werden.
“Der russische Ölsektor wird auch dann weiter wachsen, sollten sich die Preise in anderen Märkten wieder nach unten bewegen,” ist Zitkute überzeugt. (Barbara Ottawa)