Wann und wie entstand die gegenwärtige Krise?
Auf der Suche nach den Ursachen der aktuellen globalen Finanzkrise wird immer wieder die Rettungsaktion für LTCM vor zehn Jahren angeführt. Werner Krämer im Rahmen einer Präsentation für die Bank Gutmann: "Seitdem war die Welt von einer permanenten Geldschöpfung gekennzeichnet, die weit über das Wachstum des Welt-BIP hinausging. Dies lieferte die Grundlage für marodierendes Kapital und einen permanenten Anlagenotstand (Liquiditätsblase)."
Expansive Geldpolitik und Liquidität führen vorerst zu einer starken wirtschaftlichen Entwicklung und Wohlstand, dieser allerdings wiederum in Spekulation und der Entstehung von Blasen. Nach dem Platzen der Blasen führt dies wieder zu einem "Ende in Tränen" und einer Krise auf einer Reihe unterschiedlicher Märkte. Wenn danach wieder expansive Geldpolitik zu hoher Liquidität führt, kann sich dieser Kreislauf wiederholen.
Multiple Blasen in den USA
In den USA gab es jedoch nicht nur eine Blase im Immobilienmarkt, sondern auch eine Blase im Anleihenmarkt, bei verbrieften Kredit- und Finanzprodukten, Krediten, strukturierten Produkten, Private Equity und Bankaktien.
Leverage als Treibstoff für Blasenentwicklungen
Der Aufstieg ist meist leichter als der Abstieg. Die Erhöhung des Leverage führte zur Ausweitung der Bankbilanzen und höheren Preisen auf Vermögenswerte, was wiederum Bankbilanzen stärkt. Krämer: "Die Banken befeuerten die Assetpreisblase mit dem Aufbau von Leverage. Banken agieren generell sehr zyklisch. Solange die Hausse anhielt, war dies für die Banken eine Gelddruckmaschine."
Der Anteil der Gewinne der Banken an den gesamten Unternehmensgewinnen ging weit über die wirkliche realwirtschaftliche Bedeutung der Banken hinaus.
Abbau des Leverage
Die Jahre 2007-2009 werden nach Ansicht von Werner Krämer durch einen Deleverage Prozess der Privatwirtschaft gekennzeichnet sein. Für die Banken bedeutet dies ein Schrumpfen der Bilanzen, ein Sinken der Preise der Vermögenswerte und damit wieder zu schwächere Bilanzen. Diese Spirale kann sich bis zum Finden eines Gleichgewichts weiter nach unten drehen.
Zentralbanken mit dem Ziel einer Revitalisierung der Wirtschaft
Aus den Erfahrungen in den letzten Jahrzehnten haben Zentralbanken gelernt und verfolgen nun das Hauptziel einer Revitalisierung der Wirtschaft durch aggressiv expansive Geldpolitik. Dies könnte ein Abrutschen der globalen Wirtschaft in eine tiefe Rezession verhindern. Jedoch werden dadurch Inflationsrisiken geschaffen - vor allem in Zeiten steigender Rohstoffpreise. Die niedrige Inflationsrate in den letzten Jahren war nicht normal, sondern ein positives Ergebnis der Globalisierung.
Werner Krämer: "Die Schwäche des US Dollar als Leitwährung der Welt ist ein Signal für den politischen und ökonomischen Macht- und Wachwechsel."
Welche Investmentstrategie?
GaveKal, ein Research Unternehmen mit Sitz in Hong Kong sieht grundsätzlich vier mögliche Szenarien, die folgende Anlageempfehlungen miteinschliesst.
Inflationärer Crash: Investment in Gold, Silber, Öl und Cash. Verkauf von Finanztiteln
Inflationärer Boom: Investment in Emerging Markets und zyklischen Aktien. Verkauf von Anleihen und zinssensitiven Aktien
Deflationärer Crash: Investment in Staatsanleihen und Zinsinstrumenten. Verkauf von Aktien und Vermögenswerten mit negativen Cash Flows.
Deflationärer Boom: Investment in Plattform Unternehmen (offshore Produktion) und Immobilien. Verkauf von preis- und nachfrageunelastischen Aktien (die ihre Preise schlecht an sich ändernde Marktbedingungen anpassen können).
Derzeit hat der Markt nach Ansicht der Lazard Analysten praktisch einen inflationären Crash eingepreist und kurz- bis mittelfristig sind die Risiken sicherlich noch dominant. Obwohl bereits sehr negative Szenarien eingepreist sind, dürfte es noch Monate dauern, bis die Unsicherheit auf den Märkten nachlässt.
Nicht zu unterschätzen ist jedoch die Wucht der Reflationierung durch die Federal Reserve. Dadurch könnte als nächstes Szenario ein inflationärer Boom vor der Tür stehen.
Aktien wieder in den Blickpunkt
Ein möglicher inflationärer Boom würde nach Ansicht von Lazard Asset Management für die Asset Allocation bedeuten, dass Anleger zunächst vorsichtig agieren sollten (Derivate, Absolute Return), dass jedoch Aktien im Laufe der Zeit wieder in den Blickpunkt rücken könnten.
Die Inflation sollte die Märkte noch länger beschäftigen - auch in den Emerging Markets - und würde vor allem auch die Asset Allocation beeinflussen. Stärker auf die Agenda könnten vor dem Hintergrund der reflationären Investmentstrategien folgende Assetklassen rücken: Wachstum und Konsum in Asien und Arabien, globale Infrastruktur, Globalisierung und weltweiter Reichtum sowie Rohstoffe.