Derzeit ist Vorsicht geboten. Inflationsängste sind in der Schweizer Wirtschaft wieder ein Thema. Die Schweizer Nationalbank schafft es dieses Jahr erstmals seit 1993 nicht, die Preisstabilität zu gewährleisten. Die Jahresinflationsrate für 2008 wurde von 2 auf 2,7% korrigiert, der Wert 2009 von 1,4 auf 1,7% angehoben. Der "Inflationsbuckel" ist damit mächtiger und fällt weniger steil ab als noch im März erhofft. Dennoch hat die Schweizerische Nationalbank letzte Woche in Genf einen umsichtigen Zinsentscheid gefällt. Das Zielband im Dreimonatssatz LIBOR bleibt auf 2,25 bis 3,25%, wobei unverändert der mittlere Bereich (2,75%) anvisiert wird.
Mit einem Fünftel in Hedge-Funds
Welche Sektoren können nun der Inflation am besten trotzen? Giles Keating, Head of Research Private Banking and Asset Management empfiehlt Anlagen mit geringer Korrelation zum Gesamtmarkt und mischt auch ausgewählte Hedge-Fonds ins Portfolio. Das Investmentmodell hat in der Tat einmal mehr den Sturm schadlos überstanden. Hedge-Fonds streben angemessene Renditen mit beschränkter Volatilität an. Gerade in turbulenten Zeiten lässt sich mit Hedge-Fonds sowie Cashpositionen das Risiko-Ertrags-Profil des Portfolios verbessern.
Die Branche als Ganzes (gemessen am CS Tremont Investable Hedge Funds Index) verzeichnete von Anfang Januar bis Ende Mai ein Plus von rund 0.3%. Im selben Zeitraum büssten die globalen Aktien (MSCI World) 2.5% ein, wobei die Aktienmärkte eine viel höhere Volatilität zeigten als Hedge-Fonds. Zwischen Höchst- und Tiefststand (Maximum Drawdown) lag bei den Aktien ein Verlust von bis zu 12.3%, während es bei den Hedge-Fonds nicht mehr als 2.5% waren. Keating rät Investoren 15 bis 20 Prozent ihres Anlagekapitals in diversifizierte Hedge-Fonds anzulegen.
Gleiche Performance bei geringerem Abwärtsrisiko
Einen einfachen Zugang zu Hedge-Funds erhält man über eine Multi-Strategy-Allokation mit breiter Diversifizierung bezüglich Strategien und Manager. Solche Fonds zielen auf eine positive Rendite mit niedriger Volatilität ab und weisen eine geringe Korrelation zu traditionellen Aktien- und Anleihenmärkten aus. Für Anleger, die ein breit diversifiziertes Kernengagement in Hedge-Fonds eingehen möchten, bietet ein Multi-Strategy-Fund-of-Hedge-Funds die ideale Einstiegsmöglichkeit in diese Anlageklasse. Ein Beispiel dazu ist der Credit Suisse Prime Select Trust (Lux) Multi Strategy B (Valor: 1651692), der in CHF, USD und EUR aufgelegt ist. Das Management-Team strebt über einen abgeschlossenen Konjunkturzyklus eine annualisierte Zielrendite von LIBOR +300 Basispunkten an, wobei die Volatilität so niedrig wie möglich auf drei bis fünf Prozent gehalten wird.
Schweiz als Zufluchtsort gegen Inflation
Wie sollen aber Anleger über 80% ihres Vermögens vor der Inflation schützen, die nicht in Hedge-Fonds angelegt sind? Der CS-Analyst des Aktienmarktes Schweiz, David Brönnimann, erachtet ein Engagement in Schweizer Blue Chips, die von der starken Nachfrage aus den Schwellenländern profitieren kaufenswert. Denn Schweizer Blue Chips dürften weniger unter der steigenden Inflation zu leiden haben als die europäischen Aktien. Und sie sind dazu noch günstig bewertet. Obwohl die Gewinnerwartungen des Marktes für 2008 in den letzten Wochen leicht auf +4,8% nach unten korrigiert wurden, liegen sie immer noch über dem gesamteuropäischen Durchschnitt von +3,6%.
Mit Blue Chips sicher durch den Sturm
Der mit Abstand beste Fonds in dieser Kategorie ist der von Ralf Rybarczyk gemanagte DWS Zurich Invest Aktien Schweiz (Valor: 181779). Während Rybarczyk auf die Fünfjahres-Sicht eine durchschnittliche Jahresperformance von 24,5% erwirtschaftete, kamen seine Mitstreiter im Schnitt auf 15,6%. Auch in den Krisenmonaten hat er sich bewähren können. Während Schweizer Aktienfonds (Standardwerte) im letzten Jahr um durchschnittlich 18,6% abrutschten, hat er seinen Anlegern 1,6% weniger Verluste beigeführt.
Der Grund für die erfreuliche Outperformance des Fonds lag in der gezielten Einzeltitelauswahl und -gewichtung besonders aus dem Industriesektor. Einen überproportionalen Beitrag zur Wertentwicklung habe wieder die Aktie von Burckhardt Compression geliefert, sagt Rybarczyk. In Schmolz + Bickenbach, vormals unter Swiss Steel im Portefeuille enthalten, wurden Kursgewinne vollständig mitgenommen; das grösste Schweizer Stahlunternehmen profitierte vom globalen Ausbau der Infrastruktur, unter anderem in Asien. Im Bereich der Informationstechnologie wurde die Position in Logitech International nach guter Kurssteigerung komplett verkauft; der Produzent von Computer-Hardware verzeichnete ein hohes Ordervolumen.
Auf den Finanzsektor wurde der Fokus stärker gerichtet, insbesondere auf Versicherungstitel. Zürich Financial Services nahm der Fonds neu auf; dafür sprachen die attraktive Bewertung und die Erwartung einer Aufstockung der Dividende angesichts hoher finanzieller Reserven. Bei den Banken wurde Credit Suisse über- und UBS untergewichtet, da sich die Kostenstruktur der Credit Suisse besser entwickelte. Diese Entscheidung mag bis in die Zukunft noch Früchte tragen.(Susanne Kapfinger)