Seit dem Ausbruch der Finanzkrise sind inzwischen mehr als 10 Monate vergangen. Wie gewonnen, so zerronnen, mögen Investoren denken, die sich zuletzt am Aktienmarkt engagiert haben. Die zweite Maihälfte und der gesamte Monat Juni waren von einer Korrekturphase gekennzeichnet. Dabei haben der SMI und andere europäische Indizes die Gewinne aus der vorhergegangenen Erholungsphase fast komplett wieder abgegeben. Ein Grund: In Zeiten hoher Rohölpreise scheint das Inflationsgespenst zurückgekehrt. Viele Marktteilnehmer erwarten daher, dass die Europäische Zentralbank und weitere Notenbanken aus Inflationsangst die Zinsschraube nicht lockern, sondern eher fester ziehen könnten. Welche Konsequenzen sollten Anleger aus dieser Entwicklung ziehen, und mit welcher Investmentstrategie ist man am besten für 2009 gerüstet?
Anleger-Trümpfe bis zum Jahresende
Auf jeden Fall scheint Diversifikation weiter Trumpf zu sein. Statt nur auf die Aktienkarte zu setzen, sollten Investoren über weitere Anlageformen nachdenken. Der Chefstratege und Mitbegründer der Bank Syz & Co., Eric Syz, geht davon aus, dass sich die Konjunkturverlangsamung fortsetzen und auf sämtliche geografische Regionen ausweiten wird. Dabei würden sich bei einem sich verlangsamenden Wachstumstempo aber die Energiepreise stabilisieren. Dies dürfte schliesslich nach Spitzenwerten in diesem Sommer einen Rückgang der Inflationsrate erlauben und die Stabilisierung am US-Immobilienmarkt könnte sogar eine bedeutende Kurserholung ermöglichen.
Das Jahr ist aber noch nicht ausgestanden. "Unsere Portfoliozusammensetzung sieht eine Erhöhung des Engagements in alternativen Anlagen vor. Denn in einem nach wie vor volatilen Umfeld bieten alternative Anlagen die beste Möglichkeit, dieses Potenzial zu nutzen", sagt Yasmina Barin, Analystin bei Bank Syz & Co.
Auch bei AXA Investment Managers wartet man, bis die Wolken vorüber sind. "Wir behalten unsere vorsichtige Investmentstrategie bei und empfehlen eine Untergewichtung von Aktien und eine Übergewichtung liquider Anlageformen. Angesichts des Inflationsrisikos ist auch eine Übergewichtung von Indexanleihen ratsam", sagt Sebastian Paris-Horvitz, Chefstratege bei AXA Investment Managers.
Aktienrally ab 2009 und Comeback der Hochzinsanleihen
Obwohl derzeit das Umfeld für Aktien nicht sehr günstig ausschaut, sollte man sich aber nicht vom Pessimismus überwältigen lassen. Denn die Solidität der Unternehmensbilanzen und ihre Fähigkeit, Cashflow zu erzeugen bleibt intakt. Zudem bewegen sich die Bewertungskennzahlen (KGV, Preis-Buchwert-Verhältnis oder Dividendenrendite) bei europäischen wie amerikanischen Aktien auf historisch günstigem Niveau und bieten ein enormes Erholungspotenzial. Eine Stabilisierung am US-Immobilienmarkt oder ein Ölpreisrückgang könnte diese Anlagekategorie ab 2009 wieder beflügeln.
Keith Wade, Chefökonom und –Stratege bei Schroder Investment Management, glaubt, dass sich die US-Aktienbörsen trotz verlangsamendem BIP-Wachstum bald signifikant erholen werden. So könnten auch Wandelanleihen und Hochzins-Anleihen markant an Fahrt gewinnen, sobald die Konjunktur eine neue Phase einläutet. Deshalb rät Wade hier jetzt schon mit übergewichten. Während er USA leicht übergewichtet, warnt er vor Anlagen in UK. Dies sei der einzige Markt der noch stark überwertet sei. Und die Euphorie an den Rohstoffmärkten veranlasst den Strategen hier zur Untergewichtung. Welche global ausgerichtete Mischfonds setzen ihre Strategie am erfolgreichsten um?
Weltklasse Mischfonds
Seit seiner Auflegung vor über zehn Jahren steuert Dennis Stattman den BlackRock Global Funds - Global Allocation A2 EU (Valor: 1779565) auf Erfolgskurs. Den Kursrückgang bei Aktien im Januar nutzte Stattman, um in Firmen mit starken Bilanzen und hoher Dividendenrendite zu investieren. "Es gibt viele gute Kaufchancen", so der BlackRock-Mann. Bei Bonds setzt er schon seit einiger Zeit auf TIPS, also jene Variante von US-Staatsanleihen, die an die Inflation gekoppelt sind. Der ausgewogene Mischfonds (USD) weist während dieser Zeit eine durchschnittliche Rendite von fast 8% aus. Der Fonds strebt durch eine vollständig verwaltete Anlagestrategie, die Aktien, Schuldverschreibungen und Wertpapiere mit kurzer Laufzeit nutzt, ein hohes Ertragsniveau bei gleichzeitig mässigem Risiko an. Strattman investiert 45,2% seiner Anlagen in Nordamerika und 6,6% in Japan. Mit 15% Liquidität hält er sich für 2009 genügend Handlungsspielraum vor.
Mit 28,5% jährlicher Rendite absolute Spitze Ein gut positionierter Mischfonds ist der von Susanna Binkert-Brunner geführte Credit Suisse Portfolio Fund (Lux) Balanced USD B Acc (Valor: 672327). Obwohl mit 7,3% der in UK liegende Portfolio-Anteil wohl etwas zu hoch liegt. Man vergegenwärtige sich das hohe Bewertungsniveau britischer Wertschriften. In den letzten drei Jahren freuten sich die Anleger aber über die durchschnittliche Jahresperformance (USD) von 28,5%! Die annualisierte Volatilität betrug dabei bloss 5,1%. Der Fonds investiert weltweit prinzipiell mit gleicher Verteilung in Aktien, aktienähnlichen Wertpapieren sowie in fest- und variabelverzinslichen Werten.
Überbewertung in den Schwellenmärkten bei UBS
Ein Fond, der von 1982 bis 2004 nur drei Mal eine negative Jahresperformance verzeichnete und eine durchschnittliche Jahresrendite von 9,7% erzielte, heisst UBS Global Allocation Fund. Der im September 2004 aufgelegte UBS (Lux) Key Selection Sicav - Global Allocation (CHF) B Fonds (Valor: 1910945) erzielte in den vergangenen drei Jahren aber eine Jahresperformance von bloss 2,9%. Im Gegensatz zu UBS Strategy Funds und UBS Strategy Xtra Funds können hier die Aktien- und Anleihengewichtungen infolge der flexibleren Asset Allocation stark variieren. Das Bewertungsmodell des UBS Fondsmanagements hebt sich in manchen Punkten von seinen Mitstreitern ab. Es weist zum Beispiel auf eine Überbewertung in den Schwellenmärkten hin. Und man ist aufgrund der Kennzahlen von UK-Aktien von deren Unterbewertung überzeugt. (Susanne Kapfinger)