Die Zentralbanken-Chefs stehen vor dem klassischen Zins-Dilemma: Preisstabilität sichern, ohne den Preis einer Rezession zahlen zu müssen. Die Medizin gegen hohe Inflation sind steigende Leitzinsen. Gift für den kränkelnden Wirtschaftsmotor sind eben steigende Zinsen. Was nun? Es gibt zwei Reaktionsmuster: Entweder man reagiert mit Zinsanpassungen, oder man reagiert nicht. Das Laissez-Faire-Lager ist davon überzeugt, dass das verlangsamte Wirtschaftswachstum selbst die Inflation dämmen wird. Darunter findet sich auch Jean-Pierre Roth, Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Im Juni beliess Roth die Leitzinsen trotz stark steigender Teuerung unverändert bei 2,75% (Zielband des Dreimonatslibor 2,25 bis 3,25%). Der Inflationsdruck könne durch die deutliche Abkühlung der internationalen Konjunktur nachlassen, sagte Roth vor Genfer Zuhörern im Juni. Gerade wegen der erwarteten Abschwächung der Wirtschaft sei eine vorsichtige Haltung angebracht, so die Begründung für den neutralen Entscheid.
Nach 15 Jahren neues Inflationshoch
Die SNB erwartet im laufenden Jahr einen Preisauftrieb von 2,7%. Dazu folgende Relation: Eine jährliche Inflationsrate von drei Prozent halbiert die Kaufkraft einer Anleihe innert 20 Jahren, sagen Zins-Experten. Wie kann man sich gegen diese drastische Abwertung absichern? Absicherungsmöglichkeit bieten zum Beispiel inflationsgeschützte Anleihen oder „Inflation-linked Bonds“, auch „Linkers“ genannt. Linkers zahlen wie herkömmliche Anleihen einen per Emission festgelegten Zinssatz. Der jeweilige Nennwert wird kontinuierlich um die Inflationsrate angepasst. Als Folge kommt per Ende der Laufzeit das eingesetzte Kapital inklusive der aufgelaufenen Teuerung zur Auszahlung, ebenso erhöhen sich die Couponszahlungen. Im Umfeld steigender Teuerungsraten erzielen inflationsgeschützte Anleihen daher eine höhere Rendite als herkömmliche Obligationen.
Im Juni 2008 sah sich Alexandre Bouchardy, Portfoliomanager bei der Credit Suisse und dort für die Linkers zuständig mit der höchsten Inflationsrate (2,7%) seit 1993 konfrontiert. Entsprechend hat sich auch die Zahl der Bondanleger, die sich gegen die Teuerung absichern, erhöht. Besonders Pensionskassen zeigten erhöhtes Interesse. Der Teuerungsexperte macht deutlich, dass ein optimal ausgerichtetes Obligationendepot ungefähr 35 bis 50% Linkers enthält. Denn im Zehnjahresvergleich schneiden Linkers gegenüber traditionellen Obligationen besser ab. Das heisst: Für weniger Risiko (Teuerungsgefahr ist ja eliminiert worden) ist man als Linker-Anleger besser belohnt worden.
Schweizer Franken als sicherer Hafen gegen Inflation
Der in Schweizer Franken aufgelegte Credit Suisse Inflation Linked Bond Fund (Valor: 1664162) hat im Krisenjahr 2007 immerhin eine positive Nettoperformance von 0,46% hingelegt, und dies bei einem moderaten Total Expense Ratio (TER) von 0,88%. Es ist der einzige Fonds der die Erwirtschaftung eines regelmässigen inflationsgeschützten Ertrages in Schweizer Franken anpeilt. Dabei dürfte der Franken weiterhin gesucht sein, wenn sich erneut Panik im Finanzsystem ausbreiten sollte.
Die mit 6,0% beste Jahresrendite 2007 in Euro erreichte der LGT BF Global Inflation Linked (Valor: 1775553). Fondsmanager Dieter Gassner verwaltet den Fonds seit Auflegung im Mai 2004 mit einer Mischung aus Fundamentalanalyse und „Behavioral Finance“. Was gibt’s neues an der Zinsfront? „Im Berichtsmonat Juni legte nunmehr auch die amerikanische Notenbank ihren Schwerpunkt auf die Inflationsbekämpfung. Diese Kehrtwende war überraschend und löste auch in den US-Realzinsen einen Anstieg aus“ sagt Gassner. Erneut aufgekommene Sorgen im Finanzsektor und anhaltend schwache Wirtschaftsdaten starteten jedoch die Gegenbewegung.
Während das LGT Produkt in den letzten zwölf Monaten eine Rendite von 9,8% zurücklegte, hat der von Nicholas Gartside gemanagte Global Inflation Linked Bond (Valor: 1729724), immerhin 7,5% an Wert zugelegt. Schroder-Experte Gartside rät: „Bei Anlagen in Inflationsindexierte Anleihen halten wir einen globalen Ansatz für die beste Strategie.“
Value at Risk Approach
Worauf müssen Anleger besonders achten, wenn sie sich heute in Obligationenfonds engagieren wollen? Pierre-Olivier Pourcelot, Geschäftsführer Robeco (Schweiz) gegenüber den Medien: „Sie sollten den vereinfachten Fondsprospekt lesen und sich informieren, was der Fondsmanager kaufen darf. Auch sollten sie verstehen, welche Faktoren für die Hauptperformance verantwortlich sind.“ Wie aber lässt sich eine bessere Performance erzielen, ohne Abstriche an der Qualität der Anlagen zu machen? Dafür gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder man investiert in Staatsanleihen und versucht dabei das Timing der Zinsbewegungen zu nutzen. Oder aber man definiert im Vorfeld ein Risikobudget, im Rahmen dessen man die Performancetreiber diversifiziert. Hierbei spricht man vom „Value at Risk Approach“.
Die langfristige Inflation wird jedenfalls deutlich zunehmen, sagte Edith J. Siermann, Chief Investment Officer Fixed Income Robeco Group in einem Interview in Zürich. Unter anderem weil die Marktteilnehmer eine Verschärfung der Rohstoffknappheit befürchten. Das wird das Preisniveau von Öl, Weizen und Soja in neue Höchststände hieven. Robeco geht jedoch ihren eigenen Weg. Sie bietet Anteile, die mit Obligationen-Fonds verbunden sind und eine Inflationsabsicherung in Form von Inflationsswaps haben. Die Robeco Flex-o-rente D EUR Anteile (Valor: CH2274966) schnitten im Juni jedoch negativ ab. Nach Angaben der Fondsleitung hielt der Fonds auf allen grossen Anleihenmärkten (Euroraum, USA, Japan) den ganzen Monat über Untergewichtungen. Dabei zogen die Renditen im Euroraum an, während jedoch in den USA und insbesondere in Japan die Renditen nachgaben. Unter dem Strich verbuchte die aktive Overlay-Strategie für die Duration ein Minus. (Susanne Kapfinger)