Banken lassen ihr Geld lieber in der eigenen Bilanz, um etwaigen Verbindlichkeiten nachzukommen, als es über den Geldmarkt zu verleihen. Das liegt am Geschäftsmodell der Banken. Sie borgen sich Geld kurzfristig aus und verleihen es langfristig, etwa für einen Kredit. Die Geldmärkte haben daher die wesentliche Aufgabe, das Geld zu den Unternehmen zu pumpen, die es brauchen. Wenn jedoch die Geschäftsbanken nicht mehr oder teurer kurzfristig verleihen, weil sie ihr Geld selber horten, können einige Marktteilnehmer, die nicht über die notwendigen Reserven verfügen, ihren Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen – sie gehen Pleite. So geschehen bei Indymac, Bear Stearns und Northern Rock.
Auf Geldmärkten wird Geld wieder teurer
An den Geldmärkten ist Geld daher im vergangenen Jahr empfindlich teurer geworden. Die Zinsen für die kurzfristige Verleihung – die Laufzeit beträgt in den meisten Fällen weniger als sechs Monate – sind stark gestiegen. Im April des Vorjahres lag der 3-Monats-EURIBOR, der Zinssatz am Banken-Geldmarkt, noch mit 5 bis 10 Basispunkten über den Leitzinsen der EZB. Heute notiert er knapp 70 Basispunkte über den Leitzinsen von 4,25 Prozent.
Für viele Analysten ist der Markt tot
Die Schuld für diese Steigerung trägt die Unsicherheit rund um die verbrieften Hypothekarkredite, die ebenfalls über die Geldmärkte gehandelt wurden. ABS-Strukturen (Asset Backed Securities) waren dabei auch für geldmarktnahe Investmentfonds ein gefundenes Fressen. Denn sie brachten den Investoren ein wenig höhere Zinsen. Jedoch haben die Marktteilnehmer das Risiko der Liquidität der Strukturen unterschätzt. Heute notieren ABS auf nie gesehenen Tiefstständen, für viele Analysten ist der Markt einfach tot.
Verstärkte Nachfrage für geldmarktnahe Fonds
Für Geldmarktfonds ist dieses Marktumfeld durchaus schwierig. Der Zusammenbruch des ABS-Marktes ließ für die Fonds eine Ertragsquelle versiegen und sorgte auch noch für eine Risikoaversion und fallende Kurse. Auf Sicht der letzten fünf Jahren konnten Geldmarktfonds aufgrund der niedrigen Zinsen nur zwei Prozent Rendite erzielen. Aber allein im ersten Halbjahr 2008 konnten einzelne Fonds schon 2,3 Prozent erwirtschaften. Dieser Ertrag plus die höhere Sicherheit der Produkte hat Investoren in Österreich bereits in die Fonds gelockt. Während Anleger aus Aktienfonds geflohen sind, haben sie nach einer aktuellen Marktstudie von e-fundresearch verstärkt in geldmarktnahe Fonds investiert. 3,5 Milliarden € flossen im ersten Quartal 2008 in die Fonds.
Exklusiver Ausblick auf die gebeutelten Geldmärkte
Wie der Ausblick für die gebeutelten Geldmärkte aussieht und wie die Geldmarktexperten die Chancen auf ein Revival von ABS einschätzen, hat e-fundresearch die besten Geldmarkt-Fondsmanager exklusiv für die Presse gefragt. Gereiht wurden die Fonds anhand der Fünf-Jahres-Sharpe Ratio. Sie gibt die risikoadjustierte Rendite an. Negativ ist die Sharpe Ratio, wenn die Erträge unter dem 3-Monats-Euribor liegen, so wie beim Fall der Geldmarktfonds.
Bei seinem Fonds Siemens/Rich&Liquid zeigt Fondsmanager Eytan Reif schon im Namen, worauf er Wert legt: „Wir legen besonderes Augenmerk auf die Fondsliquidität.“ Er setzt auf Werte in seinem Portfolio wie etwa kurzfristige Bankanleihen die über liquide Märkte gehandelt werden. „Damit konnten wir in den letzten Monaten eine wichtige Verlustquelle vermeiden.“ Der Fonds hat in den letzten fünf Jahren 2,7 Prozent Rendite pro Jahr gebracht. Die laufende Verzinsung liege mit 6,75 Prozent aber stark darüber. Das liegt vor allem an den Risikoaufschlägen, die derzeit auf den Märkten eingepreist werden.
"Nicht alle ABS sind schlecht"
Marc Wait, Fondsmanager des Fidelity Institutional Cash EUR ist bullish für die Geldmärkte: „Für Geldmarkt-Fonds ist es derzeit eine sehr gute Zeit, die Ertrags-Risiko-Lage ist so gut wie seit 1999 nicht mehr.“ Besonders positiv gibt sich Wait für die europäischen Banken. Der hohe EURIBOR biete derzeit eine sehr attraktive Einstiegsmöglichkeit. Bei ABS-Strukturen wartet er zurzeit ab. „Nicht alle ABS sind ´schlecht´. Wir werden auch in Zukunft solche Strukturen als Investitionsmöglichkeit sehen, aber die Derivate auf die Strukturen wie CDOs werden vom Markt verschwinden.“
Die Manager der Erste Sparinvest sind für die ABS-Strukturen ein wenig negativer eingestellt. Johann Griener, Produktmanager für beide topplatzierten Fonds ESPA CASH EURO und ESPA SELECT CASH, befürchtet, dass „die Platzierung von ABS in internationalen Portfolios auf mittlere Sicht nur schwer möglich ist“. Denn der Markt habe umgedacht: „Dem Thema Liquidität wurde bei ABS wenig Beachtung geschenkt – was sich als Fehler herausgestellt hat.“ Für die Entwicklung des Marktes ist Griener aber positiv gestimmt. „Wir rechnen für 2009 wieder mit einer Rückkehr der Zinsaufschläge, wodurch unsere Fonds eine höhere Performance erzielen sollten.“
Auf Rang 10 liegt Frédéric Rollin mit seinem Robeco Dynamic Premium. Der Fonds verfolgt eine aggressivere Investmentstrategie und setzt auf kurzfristige Bankanleihen und Anleihen-Futures. Das brachte Anleger 2,1 Prozent p.a. in den vergangenen fünf Jahren. „Wir sind heute in einer Phase mit unglaublichen Investmentmöglichkeiten.“ Der Geldmarkt sei zurzeit enorm attraktiv, auch weil für Rollin das Schlimmste in der Finanzkrise bereits vorbei ist. Die ABS-Strukturen würden auch in Zukunft wieder eine Rolle für Geldmarktfonds spielen. „Der Markt wird zurückkommen, mit sichereren und besseren Strukturen.“
Alle Daten per 26.6.2008 in Euro
Quelle: