Viele Fondsmanager sehen sich als fundamentale Stockpicker. Für sie kommt es auf die Veränderungen der Fundamentalwerte wie Gewinne, Cashflow oder Eigenkapital an. Mit „spekulativen Blasen“ wollen sie hingegen nicht in Verbindung gebracht werden und ein Herdenverhalten würden sie auch nicht an den Tag legen.
Doch eine aktuelle Studie von Autoren rund um den Fonds-Forscher Russ Wermers belegt das Gegenteil. Bei Fondsmanagern komme es zu einer starken Herdenbildung. Zentral dafür seien Empfehlungen von Analysten. Die Studie „Analyst Recommendations, Mutual Fund Herding, and Overreaction in Stock Prices“ zeigt sogar, dass Fondsmanager mit diesem Herdenverhalten die Preise von Aktien verzerren.
Die Effekte des Herdenverhaltens
US-Aktienfonds sind am amerikanischen Markt mittlerweile wichtige Player. Ihr Fondsvermögen beträgt (per Ende 2005) 22,2 Prozent des gesamten Aktienmarktes – vor einem Jahrzehnt waren es noch 12,7 Prozent. Die Fonds machen aber nicht nur vom Volumen her einen immer größeren Teil aus, sie sind in den letzten Jahren auch viel aktiver geworden. Heute werden jedes Quartal fast 300 Aktien von mehr als 100 Fonds gehandelt, vor zehn Jahren traf das nur auf 31 zu.
Herde treibt den Preis nur temporär in die Höhe
Im Blickpunkt der Autoren waren dabei US-Aktienfonds im Zeitraum von 1994 bis 2003. Ein Herdenverhalten von Investmentfonds hatte in diesem Zeitraum substantielle Auswirkungen auf die Preise von Aktien. „Wir konnten zeigen, dass eine Aktie, die von einer ‚Herde’ gekauft wurde, einen starken Anstieg hinlegen konnte, gefolgt von einem Fall innerhalb des folgenden Jahres,“ so die Studienautoren. Die Herde treibt den Preis also zunächst in die Höhe, bis dem Nachfragedruck die Luft ausgeht. Dann fällt die Aktie wieder zurück.
Umgekehrt fallen die Aktien, die von der ‚Herde’ verkauft wurden, zunächst stark und erholen sich im Nachhinein. Von der „Korrektur“, die auf die starken Zu- oder Verkäufe folgt, können Anleger überdurchschnittlich profitieren. Ein Portfolio, das die stark verkauften Titel einkauft (und umgekehrt, die nachgefragten Titel leerverkauft) kommt auf eine jährliche Performance von sechs Prozent über der Benchmark.
Schlechte Fondsmanager hören eher auf Analysten
Der Grund für das Ergebnis ist, dass ein Großteil der Fonds eine „Momentum“-Strategie verfolgt. Sie reagieren also auf Nachrichten und kaufen Aktien, die besonders gut laufen, und verkaufen Aktien, die weniger erfolgreich sind. Fondsmanager konzentrieren sich daher nicht nur auf die Fundamentaldaten eines Unternehmens. Es gehe ihnen auch um ihre Reputation. „Manager von ‚schlechten’ Fonds fokussieren sich viel stärker auf die kurze Frist, um zu verhindern, dass sie gefeuert werden.“ Schlechte Manager reagieren daher stärker auf die Empfehlungen von Analysten, weil der kurzfristige Ertrag höher ist.
Fazit:
Die Studie zeigt erneut auf, wie komplex das Auswahlverfahren für einen Fondsmanager sein muss. Die vergangene Performance reicht nicht aus, um den Manager beurteilen zu können, auch seine (Über-)Aktivität, gemessen am Fondsturnover, ist für Investoren wichtig. Denn die kurze Frist, in dieser Studie die Zeit nach der Analystenempfehlung, ist für Anleger in Aktienfonds irrelevant. Ihnen geht es um einen Zeithorizont von fünf oder mehr Jahren.
Die komplette Studie zum Download finden Sie hier.