Investmentstory Schwellenländer lebt weiter

"Die Finanzwerte der Schwellenländer düften die Krise besser überstehen, als Banken der Industrienationen", so Werner Leithenmüller, Fondsmanager des 3 Banken Emerging-Mix im Interview mit e-fundresearch.com Funds | 12.08.2008 06:00 Uhr
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e-fundresearch: Schwellenländer Aktien hatten Europa Aktien und Nordamerika Aktien bis November 2007 über Jahren hinweg outperformen können. Seitdem haben diese Märkte stärker gelitten, speziell Indien, China und Türkei bis zuletzt. Sind die fundamentalen Triebkräfte weiterhin intakt oder ist die gesamte Investmentstory unter Druck geraten?

Werner Leithenmüller: Die Investmentstory ist langfristig weiterhin intakt. Ein Großteil des globalen Wachstums sollte zukünftig nach wie vor aus diesen Regionen stammen. Gegenwärtig preist der Markt jedoch schwächere Wachstumsraten ein; darüber hinaus ist unklar, wie schwer Emerging-Markets-Regionen von der Subprimekrise betroffen sein werden (diesbezüglich liegt zu wenig Datenmaterial vor) und inwieweit sich ein höheres Zinsniveau in der Realwirtschaft niederschlagen wird. Auf Jahresendsicht erwarten wir keine Outperformance der Gesamtregion Emerging-Markets.

e-fundresearch: Die Inflationsraten steigen weltweit und haben bedeutende Auswirkungen auf die Konsumentenpreisindizes in Schwellenländern. Wie beeinflusst dies Ihre Portfolio-Entscheidungen?

Werner Leithenmüller: Der Anstieg der Inflationsraten in den Emerging-Markets-Regionen erfolgte parallel und auf breiter Basis; die ausgelösten Zinsschritte seitens der regionalen Notenbanken bewirkten auf breiter Front fallende Aktienkurse. Eine erhöhte Cash-Quote im Portfolio war die erste Reaktion darauf. Gegenwärtig beobachten wir rückläufige Rohstoffpreise, die mittelfristig den Zinsdruck deutlich dämpfen sollten.
 
e-fundresearch: Finanzwerte waren aufgrund der Kreditkrise seit August 2007 stark unter Druck. Wie ist die Situation für Finanzwerte in Schwellenländern?

Werner Leithenmüller: Die Finanzwerte der Schwellenländer düften die Krise besser überstehen, als Banken der Industrienationen; ein entsprechendes Restrisiko verbleibt für die Branche dennoch, da bislang noch nicht alle Daten zu den US-Subprime-Engagements vorliegen. Durch restriktivere regulatorische Maßnahmen hinsichtlich der Kreditvergabe könnte sich darüber hinaus das Kreditwachstum zukünftig abschwächen, da gegenwärtig nach wie vor zu viele Kredite im "Consumer-Segment" vergeben werden.

e-fundresearch: Wie ist ihre Einschätzung bezüglich der makroökonomischen Ungleichgewichte in den Volkswirtschaften einiger Schwellenländer, beispielsweise der baltischen Länder, der Türkei oder Indien? 

Werner Leithenmüller: Die Ungleichgewichte in den genannten Ländern sind unterschiedlich ausgeprägt. Wir beobachten in den baltischen Ländern  erhöhte Leistungsbilanzdefizite, in der Türkei steigende politische Unsicherheit die auf der Wirtschaft lastet...etc. Auf Grund der gegenwärtig unsicheren Lage an den Börsen gehen wir vorerst keine Länderrisiken ein.
 
e-fundresearch: Brasilien konnte in den letzten Monaten sehr gute Performance erzielen. Wie schätzen Sie die weiter Entwicklung für die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas ein?

Werner Leithenmüller: Wir glauben daran, dass sich die Region gesamt betrachtet auch zukünftig besser entwickeln  wird, als der Gesamtmarkt. Dafür spricht der vielfältige Rohstoffreichtum (vor allem die letzten Ölfunde fanden in den Medien große Beachtung), die relative politische Stabilität und das umsichtige Reagieren der Notenbank angesichts der Inflationsproblematik.
 
e-fundresearch: Ihr Ausblick für die Assetklasse in 2008/2009?

Werner Leithenmüller: Die internationalen Börsen sind gesamt betrachtet in einem "Bärenmarkt" gefangen; erst mittelfristig ist mit einer längeren Konsolidierung zu rechnen. Die Volatilität sollte in dieser Phase weiter hoch bleiben. Für die zweite Jahreshälfte rechnen wir mit vergleichsweise freundlicheren Börsen (der Ölpreis hat deutlich korrigiert, der Inflationsdruck nimmt ab und in den USA steht die Intensivphase des Wahlkampfes bevor); die Negativperformance seit Jahresbeginn sollte dadurch teilweise kompensiert werden können.  Eine fundierte Prognose für das Gesamtjahr 2009 wäre jedoch zu frühzeitig; gegenwärtig sind wesentliche Parameter (Öl; Inflation) zu starken Schwankungen unterworfen.

e-fundresearch: Wie ist Ihr Portfolio gegenüber der Benchmark positioniert?

Werner Leithenmüller: Das Portfolio weist gegenwärtig eine Übergewichtung in Lateinamerika auf (zu Lasten von Asien). Osteuropa ist im Vergleich zur Benchmark neutral gewichtet. Länderinvestments werden vorerst nicht eingegangen.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!


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