Der Erfolg nachhaltiger Investments stellt sich in diesem Jahr nicht ein. Der Nachhaltigkeits-Index ist mit minus 13% ebenso abwärtsgerichtet wie die meisten anderen Aktienindizes. Dennoch sind immer mehr Investoren bereit ihre Gelder in Fonds anzulegen, die das Prädikat „nachhaltig“ tragen. Aber es ist bekanntlich nicht alles Gold, was glänzt. So sind auch in manchen Nachhaltigkeitsfonds keine nachhaltigen Aktien zu finden.
Indizes erhöhen die Transparenz
"Da immer mehr Marktteilnehmer ihre Portfolios in Richtung Nachhaltigkeit ausrichten, steigt die Nachfrage nach soliden und objektiven Massstäben in diesem Segment", sagt Werner Bürki, Mitglied der Geschäftsleitung der SWX Swiss Exchange und Vorsitzender der STOXX Ltd. Der Dow Jones Sustainability Index (DJSI) ist dabei eine gute Orientierungshilfe. Der 320 Aktien umfassende Index wurde von SAM, dem Spezialist für nachhaltiges investieren, zusammen mit den beiden Indexanbietern Dow Jones Indexes und STOXX erstellt.
„Seit der Index-Lancierung 1999, haben wir im Unternehmenssektor kontinuierliche Verbesserung der Nachhaltigkeit beobachten können. Gleichzeitig besteht aber nach wie vor erheblicher Spielraum für Verbesserungen und somit viel Spielraum für eine weiterhin starke Dynamik der Nachhaltigkeit", sagt Alexander Barkawi, Managing Director, SAM Indexes. „Eine wachsende Zahl der Marktteilnehmer integrieren in ihre Analysen wirtschaftliche, ökologische und soziale Faktoren“, sagt John Prestbo, Executive Director, Dow Jones Indexes.
Deshalb werden die Ergebnisse der jährlichen Überprüfung der DJSI-Familie rund um den Globus genau beobachtet. Der DJSI bildet die Grundlage vieler auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Portfolios, Investmentfonds, strukturierter Produkte sowie eines Exchange Traded Funds. Die Bilanzsumme der auf den DJSI-basierter Investitionen liegt heute in der Nähe von 6 Milliarden US-Dollar.
Subventionen puschen den Technologiesektor
In Energieeffizienz und in erneuerbare Energieträger zu investieren, lohne sich, gab sich Gerhard Wagner, damals bei der UBS, an der Präsentation des 4. Klimaberichts der IPCC in Bern überzeugt. Voraussetzung seien jedoch klare und langfristige politische Vorgaben. Ist diese Sicherheit gegeben, seien erhebliche Investitionen in diesen Bereichen zu erwarten. Wagner ist Portfoliomanager und ein Experte für Energie- und Wassertechnologie. Er leitete von 2004 bis Februar 2008 den UBS Global SRI Innovators Fonds (ISIN LU0130799603). SRI steht für Socially Responsible Investments und meint, dass bei der Anlage neben finanzanalytischen auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt werden.
Die UBS ist schon früh auf die Idee gekommen, dass sich mit sozialen und ökologischen Themen gutes Geld verdienen lässt. Bereits seit Juni 2001 existiert der UBS Global Innovators Fonds. Er investiert laut Produktprospekt in Firmen, die zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Umwelt beitragen und die von der demographischen Entwicklung, dem Klimawandel und der Wassersituation betroffen sind. Zu den grössten Positionen im Portfolio des Fonds gehören Firmen wie Renewable Energy, der Windmühlenbauer Vestas und die Solarunternehmen Solarworld. Auf diese Unternehmen entfallen Anteile von jeweils 2,7 bis 3,3 Prozent im Fonds. Im Thema Klimawandel (Energie, Mobilität) ist der „Global Innovators“ zu drei Vierteln investiert, während die Bereiche Wasser und Demographie jeweils gut zehn Prozent einnehmen. Das zieht bei den Anlegern: Mit einem Fondsvolumen von 644 Millionen Euro (Stand Ende Juli 2008) stellt er keine kleine Veranstaltung mehr dar.
Der Investmentansatz kombiniert makroökonomische und politische Top-Down- Analysen sowie thematische Analysen mit einer Bottom- Up- Titelauswahl. Von besonderer Bedeutung ist für das Team die Einschätzung der Auswirkungen der künftigen Umweltgesetzgebung. Auf Aktienebene werden einfache Bewertungs- und Ertragsfilter zur Ermittlung potenziell interessanter Aktien eingesetzt. Im Anschluss ist das Verfahren subjektiv, da das Team, das sich auf zusätzliche Beiträge von Analysten bei UBS und externen Experten stützt, Unternehmensbesuche durchführt, um die Glaubwürdigkeit der Unternehmen in Bezug auf ihre Umwelt-, Ethik- und Geschäftsmodelle zu beurteilen. Der Fonds konzentriert sich dabei auf 50 bis 70 innovative Small und Mid Caps.
Mit Solarworld-Aktien zum Multi-Millionär
Das kostet alles Geld. Jahr für Jahr zahlen die Anleger eine Managementgebühr von 2,04 Prozent. Wer das Produkt allerdings mit dem Deutschen Aktienindex vergleicht, betrachtet die Chancen etwas nüchterner. Im Fünf-Jahres-Vergleich haben Anleger mit dem Dax mehr herausholen können als mit dem Wachstumsfonds. Der DAX legte kumuliert 169% zu, während der Fonds 77% wuchs. Es ist zu berücksichtigen, dass die Anlage in kleine Firmen wie Vestas oder Gamesa natürlich höhere Risiken bergen als ein Investment in Standardwerte. Dennoch hat der frühere Klimaforscher Wagner mit dem Kauf von Solarworld-Aktien vor vier Jahren einen wahren Glückstreffer erzielt.
Seine Erfolge beim Aktienpicking haben sich in der Branche herum gesprochen. Wagner wurde abgeworben und arbeitet seit Februar 2008 bei der Swisscanto, wo er zusammen mit Pascal Schuler dafür sorgt, dass der Performanceausweis bei den nachhaltigen Anlagen auch bei Swisscanto hervorragend bleibt.
Swisscanto exportiert die Nachhaltigkeit in Schwellenländer
Am 25. August 2008 lancierte er gleich einen neuen Fonds, den «Swisscanto (LU) Equity Fund Green Invest Emerging Markets» (LU0338548034). Dieser investiert in Aktien von Unternehmen, die einen überwiegenden Teil ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten oder ihren Sitz in den Emerging Markets haben und deren Produkte und Dienstleistungen langfristig einen ökonomischen, ökologischen und sozialen Nutzen in den Schwellenländern erbringen. Das Ziel des Fonds ist es, die Ertragschancen jener Firmen zu nutzen, die von der absehbaren Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit in den Emerging Markets überdurchschnittlich profitieren werden.
„Der Fonds ist als Satellitenprodukt positioniert und eignet sich somit als Ergänzung zu einem breit diversifizierten Portfolio. Das Anlageuniversum besteht aus innovativen kleineren und mittelgrossen Unternehmen sowie aus grosskapitalisierten Unternehmen“, sagt Wager. (Susanne Kapfinger)