Die besten Lateinamerika Aktienfonds

Trotz der jüngsten Verkaufswelle in Schwellenländern bleiben die Manager der besten Lateinamerika Aktienfonds gelassen. Nicht zuletzt aufgrund des weltweiten Rohstoff-Booms und einer steigenden Inlandsfrage sehen sie den langfristigen Wachstumstrend nicht gefährdet. Funds | 15.09.2008 06:00 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

In den letzten fünf Jahren konnte mit den zehn besten Lateinamerika Aktienfonds eine durchschnittliche jährliche Performance zwischen 28,67 Prozent und 33,68 Prozent erzielt werden. Trotz des aktuell schlechten Börsenumfelds fielen die Kursverluste seit Jahresbeginn zwischen -6,4 Prozent und -14,29 Prozent im Vergleich zu anderen Assetklassen gering aus. Experten möchten die zuletzt eingetretenen Marktturbulenzen daher auch nicht überbewerten und gehen davon aus, dass die Region punkto Wachstumsraten so attraktiv bleibt, wie keine andere. Bei BlackRock geht man für 2009 für die Region von einem KGV von neun Prozent aus bei einem Gewinnwachstum von 13 Prozent.

Brasilien und Mexiko Top 

Spricht man von Lateinamerika Aktienfonds, so spricht man in erster Linie von Brasilien und Mexiko. In den Top drei Fonds im e-fundresearch.com-Ranking beträgt der Anteil der beiden Länder am Fondsvolumen rund 90 Prozent. Das starke Wachstum der beiden großen Volkswirtschaften wurde in den letzten Jahren besonders von der weltweit boomenden Nachfrage nach Rohstoffen getragen.

Nicht umsonst setzt sich knapp die Hälfte des MSCI Latin America Index aus Energie- und Werkstoffwerten zusammen. Seit Jahren kommt kein kein Fondsmanager um die brasilianischen Indexriesen Petrobras und das Minenunternehmen Vale do Rio Doce herum. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch, dass langsam aber sicher andere Sektoren in den Blickwinkel der Investoren gerückt sind. Auch die Exportabhängigkeit hat sich abgeschwächt und die Inlandsnachfrage stark zugenommen, getragen von einer stetig wachsenden Mittelschicht.

Richtungswechsel in Lateinamerika

„Etwas mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch der Subprimekrise stellen wir in Lateinamerika einen einschneidenden Richtungswechsel fest“, so Chris Palmer Manager des Gartmore SICAC Latin America – des besten Lateinamerika Aktienfonds nach 5-Jahres Sharpe Ratio. Jene Werte, die in den vergangenen Jahren die Performance des Fonds getrieben haben – vor allem aus den Sektoren Energie und Basiskonsumgüter – würden jetzt stark nachlassen.

Deshalb habe man die Übergewichtung an Konsumtiteln zurückgefahren und schaue sich aktuell nach unterbewerteten Financials um. Auch in geographischer Hinsicht haben Palmer und sein Team das Portfolio neu ausgerichtet. „Aufgrund unseres konservativen Engagements bei Schwergewichten wie Petrobas und Vale do Rio Doce haben wir Brasilien untergewichtet und haben auch nicht vor, an diesen Zustand was zu ändern“, so der Fondsmanager.

Nach Angaben von Palmer hat sich die Untergewichtung von Petrobas und Vale do Rio Doce, positiv auf die Performance des Fonds ausgewirkt. Stark Wachstum treibend sei in den ersten acht Monaten des Jahres das Thema Landwirtschaft gewesen. „Die Übergewichtung des chilenischen Düngerherstellers Sociedad Quimica Y Minera de Chile (SQM) hat sich sichtlich ausgezahlt“, erklärt Palmer.

Als Dämpfer hätten sich hingegen die Ermittlungen beim Minenunternehmen MMX Amapa des brasilianischen Milliardärs Eike Batista erwiesen. Dies habe sich – obwohl der Fonds nicht in dem Unternehmen investiert ist – auch auf die Performance der in der gleichen Branche tätigen MPX Energia negativ ausgewirkt.

Risiken nicht aus den Augen lassen 

Auf Aktienebene sucht Palmer aktuell nach Unternehmen mit starker Franchise, niedrigen Beta sowie positiven und transparenten Einnahmenflüssen. „Ich versuche ein Maximum an Wert zu generieren, indem ich mir die Unternehmen genau anschaue, in die wir investieren“, erklärt Palmer seine Investmentstrategie. Nur so wäre es möglich sich die Herausforderungen zu veranschaulichen, mit denen diese Unternehmen fertig werden müssen.

Wichtig sei es auch im Sinne der Investoren die Risiken nicht aus den Augen zu lassen. Seit einiger Zeit beobachtet der Gartmore-Fondsmanager, dass die Herstellerpreise in der Region stärker ansteigen als jene der Verbraucher. „Wir sehen jetzt den Wechsel in eine Phase, in der die Hersteller diese Preise auf die Konsumenten überwälzen“, so Palmer. Obwohl die Inflationsrate nicht gestiegen sei, haben etliche Zentralbanken die Zinssätze erhöht. Nach Ansicht von Palmer werden sich die lateinamerikanischen Börsen nur dann erholen können, wenn sich die Zinsen stabilisieren.

HSBC: Potenzial im Bereich Infrastruktur in Brasilien

Enorme Investmentpotenziale ergeben sich auch durch die Verbesserung der Infrastruktur in Lateinamerika. Alex Tarver, Halbis Capital Management, einer Asset Management Einheit von HSBC: "Das Strassennetz in Brasilien ist aktuell rund 96.000 km lang. Um auf das ökonomische Potenzial von Deutschland zu kommen, das über 232.000 Strassenkilometer verfügt, müßte das Strassennetz auf ungefähr den gleichen Umfang ausgebaut werden. Die Hafenkapazitäten müßten ebenfalls mehr als verdoppelt werden und das Eisenbahnnetz müßte von 29.000 Kilometer auf 71.000 Kilometer erweitert werden. Das ergibt einen Investitionsbedarf von 125 Mrd. USD im Eisenbahnbau, 178 Mrd. USD im Strassenbau und rund 1,4 Mrd. USD im Hafenausbau."

HSBC schätzt das Gewinnwachstum in Lateinamerika positiv ein. In Brasilien rechnen die Analysten im nächsten Jahr mit 26,1 Prozent gegenüber 14,5 Prozent für die Schwellenländer insgesamt. Die Bewertungen in Brasilien sind aktuell mit 8,7 KGV niedriger als der Durchschnitt der Schwellenländer, der bei 9,2 KGV liegt.

Platz 2: Templeton Latin America Fund

Mit einem 5-Jahres Sharpe Ratio von 0,99 belegt der von Mark Mobius gemanagte Templeton Latin America Platz zwei im Ranking. Punkto Performance liegt er sowohl über einen Betrachtungszeitraum von drei Jahren als auch über fünf Jahren nur knapp hinter den Erstplatzierten. Den Fondsmanager beunruhigen die aktuellen Kursverluste nicht. „Ich glaube, dass die Region besser positioniert ist als früher, um mit der Unsicherheit und Volatilität an den Märkten fertig zu werden“, so Mobius gegenüber e-fundresearch.com. Ausschlaggebend für diesen Fortschritt sei die starke Rohstoff-Komponente der lateinamerikanischen Märkte. Neben den bedeutenden Öl- und Mineralienreserven spiele auch die landwirtschaftliche Produktion eine wichtige Rolle.

Der erfahrene Manager wählt die einzelnen Werte für seinen Fonds auf Basis eines Bottom-Up-Ansatzes aus. Als wichtigste Entscheidungsfaktoren sieht er die Analyse der Relation zwischen dem aktuellen Preis eines Unternehmens und dem zukünftigen bzw. langfristigen Einnahmepotenzial oder realen Buchwert. „Dass wir in Brasilien und Mexiko übergewichtet sind, heißt einfach, dass wir hier mehr attraktive Kaufmöglichkeiten gefunden haben als in anderen lateinamerikanischen Märkten“, so Mobius pragmatisch. In den ersten acht Monaten des Jahres hätten vor allem die Sektoren Materials, Energiewerte und Financials die Performance des Fonds vorangetrieben. „Im Bereich Materials haben sich Vale do Rio Doce und Stahlproduzent Metalurgica bewährt, bei den Energiewerten Petrobras“, so Mobius. Wichtig für die Performance sei auch das starke Auftreten der brasilianischen Financials Itausa-Investimentos Itau, Bradespar und Unibanco-Uniao gewesen.

Platz 3 an Sydinvest-Fonds

Drittplatzierter Fonds im Ranking ist der ISI Latin America Equities der dänischen Investmentboutique Sydinvest. Dabei liegt der Fonds hinsichtlich der Dreijahresperformance noch vor dem Templeton Latin America – erst auf Fünfjahressicht hat er bei gleicher Sharpe-Ratio von 0,99 das Nachsehen.

„Bei der Titelauswahl verfolgen wir einen Top-Down-Ansatz und versuchen in den jeweiligen Sektoren Themen zu identifizieren“, so Fondsmanager Anders Damgaard im Gespräch mit e-fundresearch.com. Dabei arbeite man mit fünf externen Brokerunternehmen zusammen anstelle eines hauseigenen Research-Teams. Die im Fonds enthaltenen Unternehmen besuche man nicht persönlich, da das zu viel Zeit kosten würde. „Wir verlassen uns hier voll auf die Expertise unserer Partner“, erklärt Damgaard. Auffallend ist, dass aktuell die Cash-Quote im Fonds mit 12 bis 15 Prozent so hoch ist wie nie zuvor.

Es geht der Wirtschaft gut...

„Obwohl die Börsen in den letzten Monaten schwer in Bedrängnis kamen, geht es der Wirtschaft eigentlich gut“, so Damgaard. Besonders in Brasilien habe es Rohstoffwerte schwerer erwischt, als es eigentlich gerechtfertigt ist, was auf die allgemein schlechte Stimmung zurückzuführen ist.

„Aber, dass sind Umstände mit denen wir leben müssen“, gibt sich der Däne gelassen. Viel würde nun davon abhängen, ob China wieder auf Touren kommt. Damgaard hofft hier auf einschneidende Maßnahmen seitens der Regierung. Vor allem die Bekämpfung der Inflation sollte den Behörden im Reich der Mitte ein Anliegen sein. Dann wäre ein Comeback im vierten Quartal des Jahres möglich.

Positiv für die Zukunft sei jedenfalls, dass die brasilianische Wirtschaft ihre Rohstoffanhängigkeit allmählich ablegt und immer mehr interessante Branchen sich hervortun. Anlegern, die jetzt auf Lateinamerika-Aktienfonds setzen, empfiehlt er die Nerven zu bewahren und am besten ein Jahr lang nicht auf die Performance zu schauen.

Alle Daten per 29.8.2008 in Euro
Quelle: 

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.