Während vor einigen Monaten die Auswirkungen der globalen Finanzkrise auf Osteuropa noch gering eingeschätzt wurden, hatte sich das Bild in den letzten zwei Wochen geändert. Die Aktienmärkte der europäischen Schwellenländer gerieten im September in den Sog der Kreditverknappung und blieben daher stark unter Druck (siehe auch Marktbericht von Pioneer Investments).
Vor allem Ungarn steht vor grossen Herausforderungen und auch die Ukraine hat mit einem IWF Kredit in der Höhe von USD 16,5 Mrd. ausländische Hilfe in Anspruch genommen. Trotz aktueller Schwierigkeiten ist die Hoffnung auf strukturelles Wachstum in Osteuropa realistisch. Allein in den größten regionalen Volkswirtschaften Polen und Tschechien soll das GDP-Wachstum 2009 zwei bzw. vier Prozent betragen. Treibende Kraft in der Region ist in erster Linie der große strukturelle Nachholbedarf bei Infrastruktur und Konsum.
Die besten Osteuropafonds
Die besten Osteuropafonds nach Fünfjahres-Sharpe Ratio mussten seit dem Jahresbeginn starke Einbußen hinnehmen. Dabei hat sich der Erstplatzierte MC Premium – Eastern European Equities mit einem Verlust von minus 33,42 Prozent seit Jahresbeginn noch relativ gut gehalten. Auf Fünfjahressicht liegt der Platzhirsch mit einer Performance von plus 12,33 Prozent p. a. knapp vor dem UBS Equity Fund Central Europe der auf ein Plus von 12,05 Prozent p. a. kommt. In den ersten neun Monaten des Jahres musste der von Gabriel Csendes gemanagte Fonds allerdings Verluste von minus 42,4 Prozent einstecken. Noch schlechter erging es den JPM Europe ConvergenceEquity mit einem Minus von 44,17 Prozent.
Fondsmanager Csendes ist mit dem UBS Equity Central Europe größtenteils in Polen, Ungarn und Tschechien investiert. Die Gewichtung von ungarischen Werten wurde angesichts der negativen Aussichten – unter anderem wegen der hohen Staatsverschuldung und der anfälligen Währung – zuletzt reduziert. Eine kleinere und nach eigenen Angaben opportunistischere Position wird in russischen Aktien gehalten. „Die Investitionsmöglichkeiten in anderen Märkten der Region sind sehr limitiert und genügen meistens nicht unseren Liquiditätskriterien. Wir sind heute fast ausschließlich in sehr liquiden Titeln investiert“, so Csendes. Das habe den großen Vorteil, dass eventuelle Rücknahmen aus dem Fond ohne weiteres bedient werden können ohne die Struktur des Fonds ändern zu müssen.
Schwere Verluste bei Finanzwerten
In den vergangenen drei Monaten haben alle im Fonds vertretenen Sektoren schwere Verluste geschrieben. Vor allem Finanzwerte mussten starke Einbußen hinnehmen, während sich Pharma- oder Telekomwerte vergleichsweise gut gehalten haben. Csendes geht davon aus, dass die Finanzbranche der Region weiterhin unter dem schlechten globalen Sentiment leiden könnte. „Es bestehen hier allerdings auch hausgemachte Risiken. Das betrifft vor allem die Praxis der Vergabe von Fremdwährungskrediten. Dies könnte sich rächen, falls die Währungen etwa gegenüber dem Schweizer Franken abgewertet werden“, erklärt Csendes.
Im Extremfall kann laut dem UBS-Fondsmanager nicht ausgeschlossen werden, dass auch einige zentraleuropäische Banken in Überlebensschwierigkeiten geraten. Daher versuche man die Bankenholdings auf Unternehmen zu konzentrieren, bei denen dieses Problem nicht vorhanden oder relativ klein ist. Von der Subprimekrise in den USA wären die Banken der Region nicht direkt betroffen, da kaum in die betroffenen Wertpapiere investiert wurde. Nachsatz Csendes: „Auf längere Sicht, gehören die Banken in Zentraleuropa zu den größten Profiteuren der wirtschaftlichen Aufholjagd der Region.“
Weiter solide Wachstumsraten?
Bei JPMorgan rechnet man trotz der bevorstehenden Konjunkturabkühlung weiterhin mit soliden Wachstumsraten in der Region. So soll das reale Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr in Osteuropa 5,6 Prozent betragen gegenüber 0,9 Prozent in der Eurozone. Die Experten führen ihre Einschätzung auf das höhere Konsumniveau und die notwendigen Infrastrukturinvestitionen zurück. „Viele Staaten in Osteropa müssen jetzt in die Infrastruktur investieren um nicht das künftige Wirtschaftswachstum durch fehlende Kapazitäten wie Häfen, Flughäfen, Straßen und Eisenbahnen zu gefährden“, so Christian Preussner, Client Portfolio Manager bei JPMorgan Asset Management in Frankfurt. Ein weiterer Effekt sei hier auch die in Osteuropa stetig zunehmende Urbanisierung.
Im Zuge der Finanzkrise wurden keine großen Umschichtungen im JPM Europe Convergence Equity vorgenommen. „Bei unseren Emerging Markets Aktienfonds verfolgen wir einen langfristigen Ansatz, bei dem Aktien im Durchschnitt zwischen zwei und fünf Jahren gehalten werden“, erklärt Preussner. Allerdings habe man zuletzt bei einer Reihe von Werten zugegriffen, die im hauseigenen buy-side Research attraktiv klassifiziert und angesichts der Kursrückgänge attraktiv bewertet waren.
Den größten Beitrag zur Performance des Fonds hat laut Preussner seit Jahresbeginn die Einzeltitelselektion geleistet im Gegensatz zur Asset Allokation. „Insbesondere die Titelselektion in Polen und Tschechien war positiv für das Portfolio. Negativ hat sich hingegen die Asset Allokation mit einem Untergewicht in der Ukraine und Tschechien ausgewirkt“, so Preussner. Finanzwerte sind im JPM Europe Convergence Equity derzeit leicht übergewichtet. Dies sei unter anderem darauf zurück zu führen, dass die regionalen Banken stark auf den Bereich der Unternehmens- und Exportfinanzierung ausgelegt sind. „Die Kreditpenetration in Osteuropa ist im Vergleich zu Asien und den entwickelten Ländern noch so gering, dass wir hier durchaus Chancen sehen“, so Preussner.
Setzen auf große Volkswirtschaften
Zu den besten Osteuropafonds zählt mit einer Performance von 9,66 Prozent p. a. über die letzten fünf Jahre der ParvestConverging Europe. Fondsmanager Claude Tiramani hat den Fonds zuletzt defensiver ausgerichtet. „Wir sind aktuell ausschließlich in Unternehmen mit einer starken Kapitalsaustattung aus den Bereichen Telekom, Pharma und Versorgung investiert“, so Tiramani gegenüber e-fundresearch.com. Auf Länderebene setzt der Franzose – wie die Konkurrenz – in erster Linie auf große Volkswirtschaften wie Polen, Ungarn und Tschechien, die über entsprechend liquide Märkte verfügen. Investments in „High risk“-Ländern wie der Ukraine, Russland, Rumänien, Kasachstan oder den baltischen Staaten werden dagegen derzeit gemieden.
Seit Jahresbeginn haben vor allem Telekom- und nicht zyklische Konsumwerte positiv zur Fondsperformance beigetragen. Zu wünschen übrig gelassen haben hingegen Financials und Energietitel. Dementsprechend sind auch Banken im ParvestConverging Europe derzeit untergewichtet. Bei der Titelselektion wendet Tiramani sowohl einen Top-Down- als auch einen Bottom-Up-Ansatz an. „Dadurch ist es möglich sämtliche Gelegenheiten in attraktiven Märkten hinsichtlich Unternehmenswachstum wahrzunehmen“, erklärt Tiramani.
Alle Daten per 17.10.2008
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