Trotz der derzeit hohen Spreads, glauben die Manager der besten Corporate Bond Fonds, dass es kurzfristig zu einer weiteren Ausweitung kommen kann – besonders im Falle von weiteren schlechten Nachrichten vom Markt. Auf Einjahressicht rechnen sie hingegen wieder mit deutlich engeren Spread-Levels. Deutlich steigen könnte im kommenden Jahr die Ausfallsrate.
Einig sind sich die Experten auch bei der Einschätzung, dass der Markt für Corporate Bonds derzeit praktisch tot ist. Emittiert werden ausschließlich einige vom Staat garantierte Papiere. „Die Regale sind leer. Bei den momentanen Konditionen will auch keiner auf den Markt gehen“, so ein Branchenkenner gegenüber e-fundresearch.com. Im Lauf der nächsten sechs Monate soll sich das jedoch ändern.
Überblick über die besten Euro Corporate Bond Fonds
Bester Corporate Bond Fonds ist derzeit der BWI-RentaMax der Landesbank Baden Württemberg (LBBW) mit einer Performance von 2,5 Prozent p.a. auf Fünfjahressicht. Fondsmanager Dietmar Zantke vertraut bei der Titelselektion auf einen Top-Down-Ansatz wie er im letzten Gespräch mit e-fundresearch.com erklärt hat (siehe dazu auch "Attraktives Umfeld für Corporate Bond-Fonds" vom 29.07.2008). Unmittelbar auf den Assetklassen-Primus der LBBW folgt der Edmond de Rothschild Euro Corp Bonds Short Term mit einer Performance von 2,31 Prozent p.a. Der Fonds ist der einzige im Ranking der seit dem Jahresbeginn eine positive Performance (plus 2,63 Prozent) erzielen konnte.
Der Drittplatzierte W&W Euro Corporate Bond Fund musste über den gleichen Zeitraum Einbußen von Minus 2,08 Prozent hinnehmen. Auf Fünfjahressicht beschert der von Martin Seitz gemanagte Fonds seinen Anlegern eine Performance von 2,22 Prozent p.a.
Enorme Spread-Ausweitung
„Unsere Benchmark, der iBoxx € Non-Financials Index hat sich allein in den letzten sechs Wochen um mehr als 150 Basispunkte ausgeweitet. Eine derartig enorme Spread-Ausweitung gab es in der Geschichte des Index noch nie“, so Seitz. Mit dem aktuellen Risikoaufschlag von 277 Basispunkten gegenüber Swaps, liegt der Index deutlich über dem Rekordlevel von 188 Basispunkten aus dem Jahr 2002. „Historisch betrachtet haben wir bereits sehr attraktive Einstiegsniveaus erreicht“, so Seitz weiter. Dennoch befürchtet er, dass die Renditeaufschläge von Investment Grade-Unternehmensanleihen aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage und der geringen Liquidität weiter steigen könnten.
„Aufgrund der restriktiveren Kreditvergabe der Banken werden sich Unternehmen voraussichtlich stärker auf eine Verbesserung ihrer Finanzprofile fokussieren, indem etwa Aktienrückkaufprogramme gestoppt und Investitionen zurückgefahren werden“, so Seitz. Dies soll sich aller Voraussicht nach stabilisierend auf die Ratings der Unternehmen auswirken. Der Experte rechnet weiter damit, dass im ersten Halbjahr 2009 die Liquidität am Unternehmensanleihenmarkt zurückkehrt und die derzeitigen enormen Liquiditätsprämien abnehmen. „In unseren Basisszenario rechnen wir daher auf Einjahressicht mit deutlich engeren Spread-Levels“, erklärt Seitz.
Positiv auf die Performance des Fonds haben sich nach Angaben von Seitz die Neuemissionen der Versorger Nederlandse Gasunie NV und GDF Suez ausgewirkt. „Bezahlt gemacht hat sich auch, dass wir in den letzten Wochen nicht in Bauwerte mit schwachen Investment Grade-Rating investiert waren. Generell haben wir in den letzten Monaten sehr von unserer defensiven Ausrichtung profitiert“, so der Fondsmanager. Aufgrund der aktuell sehr hohen Geld-/Briefspannen konzentrieren sich Seitz und sein Teamauf attraktive Neuemissionen, die in den kommenden Monaten folgen sollen.
Umfeld bis Jahresende schwierig
„Das Umfeld im vierten Quartal war bislang sehr verhalten. Solange die Liquiditätsmaßnahmen nicht umgesetzt sind, wird sich der Markt auch nicht verbessern. Ich gehe davon aus, dass das Umfeld bis Jahresende schwierig bleiben wird“, so Andreas Weidinger, Fondsmanager im Kathrein Team, das auch den Kathrein Corporate Bond verwaltet, der mit einer Performance von 1,46 p.a. zu den besten seiner Assetklasse gehört. Weidinger sieht derzeit die Gefahr, dass sich die Spreads bei weiteren schlechten Nachrichten durchaus noch ausweiten können. Vor allem bei zyklischen Werten wie aus der Automobilbranche. „Was auf keinen Fall passieren darf, ist, dass eine große Bank Pleite geht. Dann gehen die Spreads massiv auseinander“, so der Kathrein-Fondsmanager.
Die Gewichtung einzelner Werte im Fonds erfolgt auf Basis von Modellen, mit denen die jeweilige Ausfallswahrscheinlichkeit berechnet wird. Aktuell stehen Bank- und Finanzwerte als sichere Portfoliobausteine hoch im Kurs. Auch Telekom und Versorger entsprechen den Auswahlkriterien. „Ein wesentlicher Punkt ist, dass wir die Duration mit Derivaten auf Staatsanleihen steuern. Das hat uns in den letzten Wochen sehr gut getan“, erklärt Weidinger. Dazu komme, dass gewisse Titel abgebaut und der Fonds insgesamt defensiver ausgerichtet wurde.
Anlegern empfiehlt der Corporate Bond-Experte die Finger von einzelnen Anleihen zu lassen. "So gut der Emittent auch sein mag oder wie gut man ihn zu kennen glaubt, wichtig ist es immer zu diversifizieren“, so Weidinger. Besonders in letzter Zeit habe es viele Emittenten gegeben bei denen sich in Folge der Krise die Kurse halbiert haben. Allein General Electric sei zuletzt um 20 Prozent eingebrochen. Auf lange Sicht geht Weidinger davon aus, dass Corporate Bonds eine sehr interessante Assetklasse bleiben – besser als Staatanleihen. Er erwartet in der Eurozone in den nächsten Quartalen meherere Leitzinssenkungen durch die EZB auf bis zu zwei Prozent. Nachsatz: „Möglicherweise werden die Leitzinsen sogar unter diese Marke fallen.“
Alle Daten per 24.10.2008
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