Wenn Fondsmanager gute Performance erzielen, ist der Großteil der Investoren ex-post oft nicht sehr kritisch, ob diese Performance mit Growth Aktien oder Value-Aktien erzielt wurde. Nur jene, deren spezifischer Investmentprozess eine aktive Steuerung der Investmentstil-Komponente beinhaltet, werden immer wieder versuchen, sich möglichst erfolgreich zwischen Growth und Value zu bewegen.
In den unruhigen Börsenzeiten der letzten Wochen wurden diese Effekte von den massiven Kursbewegungen überlagert - doch auch in einem normalen Börsenumfeld wird der Mehrwert der Style-Strategien immer wieder kritisch hinterfragt. Wichtig ist, dass es auch innerhalb der Growth- und Value-Strategien eine Vielzahl unterschiedlicher Ausprägungen gibt.
Wachstum der Gewinne und des Cash Flows
Dirk Enderlein, CFA, Fondsmanager für europäische Aktien und Leiter des Growth Teams bei Allianz Global Investors: "Wenn wir von Wachstum sprechen, dann beziehen wir dies immer auf Gewinne und Cash Flow und vor allem die Entwicklung des Cash Flows ist für uns von besonderer Bedeutung. Wachstum kann man in unterschiedliche Komponenten zerlegen. Beispielsweise in eine strukturelle Komponente und in eine zyklische Komponente. Beide sind wichtig. Wir messen jedoch der strukturellen Komponente noch etwas mehr Bedeutung bei, weil diese weniger stark von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung abhängig ist und durch wichtige Faktoren im Unternehmen und im Markt bestimmt wird."
Strukturelle Wachstumstreiber
Zuerst wird der Einfluss von sekulären Wachstumstreibern analysiert. Dirk Enderlein: "Diese sekulären Faktoren wirken von außen auf das Unternehmen ein. Beispielsweise profitieren Ölproduzenten vom steigenden Ölpreis oder Bergbauunternehmen von steigenden Rohstoffpreisen. Entscheidend ist, dass das Unternehmen diese Faktoren nicht wirklich selbst steuern kann. Es ist in diese Hinsicht gar nicht Herr der Lage."
Eine zweite wichtiger Wachstumstreiber kann der technologisch Fortschritt oder der technologische Vorsprung eines Unternehmens sein. Dirk Enderlein: "Echte technologische Führerschaft findet man selten. Es gibt zwar sehr viele gute Technologieunternehmen. Oft ist jedoch nicht der technologische Faktor entscheidend, sondern das Vertriebssystem, das Produktionssystem oder auch Marketing und Marke."
Der dritte, und auch der wichtigste Wachstumstreiber ist die Charakteristik des Business Modells des Unternehmens. Dirk Enderlein: "Erfolgreiche Unternehmen machen einfach alles besser - und entwickeln sich laufend. Wir sind immer auf der Suche nach Unternehmen, die hervorragende Business Modelle entwickelt haben - entweder im Vertrieb und in der Vermarktung oder auch in der Logistik oder in sonstigen Bereichen."
Gute Unternehmen bauen Prämien auf
Wenn ein Unternehmen in der Lage ist, die strukturellen Wachstumstreiber gut zu managen, können gegenüber der Konkurrenz Prämien aufgebaut werden, d. h. die Bewertung steigt an. Gegenüber den strukturellen Wachstumstreibern spielen die zyklischen Komponenten weniger Rolle, da diese stärker von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängig sind und deswegen auch weniger Auswirkungen auf die Bewertung der Unternehmen haben.
Auswahl der Unternehmen nach klassischen Methoden
Dirk Enderlein: "Auf der Suche nach strukturellen Wachstumstreibern verwenden wir ebenfalls klassische Modelle - wie beispielsweise das Modell von Porter (5-Forces). Wichtig ist, dass man diese Modelle effektiv einsetzt. Wir versuchen, Unternehmen zu identifizieren, deren strukturelle Wachstumstreiber vom Markt noch nicht entdeckt wurden oder nicht richtig bewertet werden."
Outperformance von Wachstumsaktien?
Nach Einschätzung der Fondsmanager und Analysten von Allianz Global Investors hatten Growth Aktien soeben erst begonnen, gegenüber Value Titeln eine Outperformance zu erzielen. Nach 18 Monaten könnte dies nach Ansicht der Allianz Global Investors Fondsmanager der Beginn eines mehrjährigen Trends sein. Zusätzlich finden Fondsmanager durch die Verwerfungen auf den Aktienmärkten derzeit günstig bewertete Unternehmen und attraktive Einstiegschancen vor. Dirk Enderlein, der auch den Allianz RCM Europe Equity Growth Fonds verwaltet: "Selten gab es so gute Möglichkeiten zum Einstieg über einen Zeitraum von zehn Jahren." Die nächsten 12 Monate seien jedoch nicht einfach einzuschätzen und beim KGV sei nach Ansicht von Enderlein trotz günstiger Bewertungen noch Platz nach unten.
Wichtige Themen für die Zukunft
Mit zwei wichtigen Themen beschäftigt sich das Fondsmanagement Team von Dirk Enderlein u. a. auch sehr intensiv. Erstens mit der Frage, ob es einen Rohstoff Superzyklus gibt, ob dieser noch intakt ist und wo wir uns aktuell befinden. Dies hat grosse Auswirkungen auf die Einschätzung der Rohstoffaktien (Öl, Bergbau, etc.) aber auch auf Service- und Dienstleistungsanbieter im Rohstoffbereich. Ein zweites wichtiges Thema ist die Analyse des asiatischen Konsumenten und die Entwicklung der Inlandsmärkte in Asien. Dies hat bedeutende Auswirkungen auf die Luxusgüterindustrie, Bauwirtschaft und die Dienstleistungsbranche in den asiatischen Ländern.
Large Cap Unternehmen im Fokus
Im aktuellen Umfeld rechnet Dirk Enderlein mit einer Outperformance der Large Cap Unternehmen gegenüber Mid und Small Caps und einer Reihe von attraktiven Gelegenheiten im derzeitigen Marktumfeld. In den letzten drei Jahren konnte Dirk Enderlein mit dem Allianz RCM Europe Equity Growth Fonds (Benchmark: S&P Europe LargeMid Cap Growth) u. a. auch den MSCI Europe um knapp drei Prozent p. a. schlagen, wobei auch das Jahr 2005 mit mehr als zehn Prozent Outperformance vs. MsCI Europe sehr positiv war. In den Jahren 2006 und 2007 lag die Outperformance bei 1,42 Prozent und 6,01 Prozent gegenüber dem MSCI Europe. Im laufenden Jahr liegt der Fonds ungefähr auf Höhe der Benchmark und zwei Prozent besser als der MSCI Europe. Der Fonds enthält zwischen 50 und 80 Aktien. Das Outperformanceziel liegt bei ca. 2-4 Prozent p. a. bei +/- 15 Prozent Sektor Exposure, +/- 10 Prozent Über/Untergewichtung bei Einzeltiteln und bis zu 20 Prozent Small- und MidCap-Anteil.
Aktuell sind Finanzwerte, Versorger und Energie untergewichtet und Industriewerte, Konsumgüter und auch Technologieunternehmen übergewichtet.