Schöne Gewinne versprechen hingegen Unternehmensanleihen. Chief Investment Officer Christian Nemeth spricht hier von „hundertjährigen“ Renditechancen.
BIP Wachstum im Minusbereich
„Die Situation, die sich auf den ersten Blick bietet ist wenig erfreulich. Sämtliche Indikatoren deuten auf einen synchronen Abschwung auf globaler Ebene hin“, fasst Nemeth den Standpunkt des Bankhauses zusammen. Kaum eine Nation könne sich von dieser Entwicklung abkoppeln. In den USA erwartet Nemeth für das laufende Jahr ein BIP-Wachstum von minus 1,2 Prozent – im Euroland von minus 1,3 Prozent. Das sei unter anderem auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt zurückzuführen. Allein in den USA ist die Arbeitslosenrate zuletzt massiv angestiegen - auf rund sieben 7 Prozent. „200.000 neue Stellen wären in den USA notwendig um das Wachstum anzukurbeln“, erklärt Nemeth. Zuletzt wurden jedoch pro Monat durchschnittlich 110.000 Stellen gestrichen.
Zweites Quartal 2009 verspricht Stabilisierung
Es soll sich bereits im zweiten Quartal des Jahres eine gewisse konjunkturelle Stabilisierung einstellen und nicht – wie viele andere Beobachter meinen – 2010. Nemeth begründet diese Einschätzung mit der expansiven Notenbankpolitik, den staatlichen Fiskalpaketen sowie der Entspannung der Rohstoffpreise. Ende des ersten Quartals 2009 bzw. bis zum zweiten Quartal rechnet er mit einem Zinsschnitt der Europäischen Zentralbank auf 1,5 Prozent. „Bei weiteren Problemen ist auch ein runder Wert von einem Prozent nicht auszuschließen“, so der Experte.
Deflation bleibt weiterhin ein Thema
Die Inflationsproblematik sei derzeit komplett vom Tisch und eher von Ängsten vor einer Deflation abgelöst. Mittelfristig könne sie jedoch wegen der enormen Belastung, die die Hilfspakete für die Budgets darstellen wieder zum Thema werden. Nemeth rechnet damit, dass die Volatilität an den Aktienmärkten weiterhin hoch bleibt, eine leichte Stabilisierung soll sich jedoch einstellen. Nichtsdestotrotz liegen die Volatilitätsniveaus nach wie vor über dem Durchschnitt der letzten Jahre.
Unternehmensanleihen haben Potenzial
Deutlich euphorischer sieht Nemeth die Entwicklung am Anleihenmarkt. Interessant wären besonders Unternehmensanleihen, wo ein Ertragspotenzial möglich ist, das in der Vergangenheit ausschließlich Aktien vorbehalten war. „Hier bieten sich derzeit hundertjährige Renditechancen“, so der Experte. Konkret sind die Renditeaufschläge für Industrieanleihen – bei bereits eingepreister Rezession –derzeit achtmal so hoch wie noch vor einem Jahr. Alles in allem soll die Risikoaversion am Anleihenmarkt hoch bleiben. So implizieren die Spreads Ausfallsraten, die im historischen Rückblick als wenig wahrscheinlich erscheinen.
Auch Staatsanleihen werden interessant
Für eine starke Performance von Staatsanleihen, die bekanntlich bis Ende Juni des Vorjahres wie die meisten anderen Assetklassen im Minus lagen, sprechen auch 2009 steile Zinskurven. Vielversprechend ist für Sal. Oppenheim besonders eine Positionierung in Euro-Staatsanleihen. Zunehmend unattraktiv würden hingegen –wegen der weiter zu erwartenden Zinssenkungen – Geldmarktveranlagungen werden.
Täglich auf den Newsflow achten
„Die Lage ist ernst aber nicht hoffnungslos“, gibt sich auch Peter Szopo, Leiter Equity Research, bezüglich der Entwicklung des Aktienmarktes verhalten optimistisch. So hätten die meisten Indizes im Vorjahr zwischen 40 und 60 Prozent verloren. In der Vergangenheit hätten Aktienmärkte in schweren Krisen durchschnittlich 50 Prozent verloren. Andererseits würden scharfe Korrekturen historisch gesehen mehr als zehn Quartale anhalten. „Aktuell stehen wir bei fünf bis sechs Quartalen, sodass das Börsenumfeld im Jahr 2009 weiter herausfordernd bleiben wird“, so Szopo. Zwischenzeitliche Erholungen in Form von mehrwöchigen Rallyes wären zwar durchaus drin, mit einer Entwarnung müssen Investoren jedoch noch bis Ende 2009 warten. „Kaufen und drei Jahre vergessen oder täglich auf den Newsflow achten“ fasst Szopo die Strategie bei Aktieninvestments zusammen.
Österreich Aktien mit Vorsicht genießen
Mit einem KGV von 5,6 schätzt der Experte österreichische Aktien im internationalen Vergleich derzeit als überaus günstig ein. Angesichts der zu erwartenden Gewinnrückgänge heimischer börsennotierter Unternehmen im zweistelligen Bereich sei jedoch Vorsicht geboten. Konkret sollen die Gesamtgewinne der ATX-Unternehmen 2009 um 14 Prozent von 7,4 Milliarden Euro auf 6,8 Milliarden Euro zurückgehen. Die Gewinne im Nichtfinanzsektor sollen um 17 Prozent einbrechen, jene der Banken und Versicherungen um neun Prozent.
Große Märkte werden in Krisenzeiten bevorzugt
Eine Rolle spielt dabei nach Ansicht des Experten die nachlassende Wachstumsdynamik in Osteuropa. In der jüngeren Vergangenheit war die Region bekanntlich die treibende Kraft für den österreichischen Aktienmarkt. Zu schaffen macht der Wiener Börse weiterhin, dass sie im Wesentlichen als Plattform für Small- und Midcap-Unternehmen gilt. Gerade in Krisenzeiten bevorzugen Investoren in der Regel solide und große Märkte. „Österreichische Werte haben besonders unter den Top Down-Entscheidungen gelitten“, bringt es Ramsauer auf den Punkt. Eine nachhaltige Erholung der Wiener Börse sei erst nach einer Besserung des internationalen Börseumfelds zu erwarten.
Sal. Oppenheim Empfehlungen
Zu den aktuellen Sal. Oppenheim-Empfehlungen an der Wiener Börse zählen unter anderem die Österreichische Post, Andritz, Intercell, Kapsch TrafficCom, SBO sowie die Vienna Insurance Group – allesamt Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell, einer konservativen Finanzierungsstruktur sowie einem Fokus auf Cash-Generierung. Längerfristig sollen laut Szope auch Immobilienwerte wieder Chancen bieten.