Die Rezession in den USA wird weiter anhalten. Doch auch Europa und Japan werden sich dieser Entwicklung nicht entziehen können. Die wirtschaftliche Verflechtung der Schwellenländer mit den westlichen Industrieländern führt dazu, dass auch in China, Indien und anderen Schwellenländern in Asien und Lateinamerika mit deutlich schwächeren Wachstumsraten zu rechnen ist.
Hoffnung auf Erholung im 2. Halbjahr
John Praveen, Managing Director und Chief Investment Strategist von Pramerica International Investment Advisors, dem internationalen Arm der Prudential Financial Inc. (USA), teilt die durchaus gängige Marktmeinung, die von einer Erholung im Verlauf des 2. Halbjahres ausgeht – jedoch mit der Einschränkung, dass deutliche Fortschritte bei der Stabilisierung der Banken und ein Funktionieren der Kreditmärkte erreicht werden müssen. Weiters muss gewährleistet sein, dass sich erste Anzeichen positiver Wirkungen auf die Konjunkturpakete zeigen. „Das ist unser Basis-Szenario. Wenn die genannten Maßnahmen keine Wirkung zeigen und der Bankensektor weiter instabil bleibt, wird es mit der Erholung in der 2. Jahreshälfte nichts werden.“
Massive Konjunkturpakete, ein niedrigerer Ölpreis, geringere Rohstoffkosten und Maßnahmen zur Stabilisierung der Banken sollten nach Ansicht der Analysten von Pramerica in den USA zu einer leichten Erholung im 2. Halbjahr führen. Europa und Japan sollten nach dieser Einschätzung aufgrund verhaltener Maßnahmen auf der Fiskalseite und auch im Bereich der Geldpolitik im 2. Halbjahr 2009 in einer Rezession stecken. Die leichte Erholung in den USA sollte jedoch ausreichen, China, Indien und andere Schwellenländer zu stimulieren und über die Exportnachfrage wieder auf den Wachstumspfad bringen.
Die Analysten von Pramerica gehen für 2009 von folgenden Wachstumsraten für die wichtigsten Regionen aus: USA (-1,4 Prozent reales Wachstum), Eurozone (-2,5), UK (-2,6), Japan (-5,1), China (7,9), Korea (-1,4) und Brasilien (0,8).
Kalifornien ist nicht die USA
Angesprochen auf die aktuellen Fiskalprobleme in Kalifornien betont Praveen, dass die Entwicklungen in diesem Bundesstaat – trotz seiner Größe und Wirtschaftskraft – nicht mit jenen der USA insgesamt vergleichbar sind. „Kalifornien kämpft nun mit der dritten Krise – nach dem Niedergang der Rüstungsindustrie, der Technologieblase folgte jetzt die Immobilienkrise. Jedes Mal sind Arbeitslosigkeit, Steuerausfälle und Belastungen der Sozialhaushalte die Folge.“
Fallende Inflation im Jahr 2009
John Praveen: „In den nächsten Monaten müssen wir mit einem drastischen Rückgang der Inflationsraten rechnen – vor allem aufgrund der Basiseffekte. Die niedrigen Öl- und Rohstoffpreise wirken sich besonders stark aus. Die Inflationsrate in den USA, Europa und Japan werden im Jahresvergleich negative Werte erreichen und weitere Deflationsängste erzeugen.“ Die Kerninflationsrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) sollte im Laufe des Jahres aufgrund von Überkapazitäten zurückgehen, bleibt jedoch positiv.
Zinsen blieben tief – US Dollar im ersten Halbjahr stark
Konjunkturpakete in den westlichen Industriestaaten und Zinssenkungen in den Emerging Markets zur Ankurbelung der Wirtschaft werden eine wichtige Maßnahme im Kampf gegen die Rezession bleiben. Die Zentralbanken werden verstärkt Vermögenswerte auf den Märkten kaufen und in die eigenen Bilanzen aufnehmen. Der US Dollar und auch der YEN sollten sich im ersten Halbjahr weiterhin von der starken Seite präsentieren. Im Falle einer Erholung der Aktienmärkte wird der US Dollar dagegen schwächer tendieren.
Asset Allocation und Investment Strategie 2009
John Praveen: „Grundsätzlich sieht unsere Investment Strategie im ersten Halbjahr eine neutrale Gewichtung bei Aktien, Anleihen und Cash vor. Im Aktienbereich sind wir in den USA übergewichtet und in Europa, Japan und den Emerging Markets weniger stark gewichtet. Im Anleihenbereich setzen wir im 1. Halbjahr noch auf Staatsanleihen und weniger auf Unternehmensanleihen. In der zweiten Jahreshälfte empfehlen wir dann in unserem Basisszenario eine Übergewichtung in Aktien – vor allem in Europa, Japan und den Emerging Markets. Im Anleihenbereich setzen wir im zweiten Teil des Jahres auf Unternehmensanleihen und weniger auf Staatsanleihen. Im Aktienbereich rechnen wir damit, dass im 2. Halbjahr eine Umschichtung in Finanzwerte und eine Reduktion des Energiesektors sinnvoll sein kann.“