Günther Welter, Spezialist für Realzinsanleihen bei Union Investment und Fondsmanager des UniEuroRenta Real Zins: "Die Grundidee ist, das Fondsvermögen so zu investieren, dass die Erträge des Fonds weitgehend gegen eine steigende Inflation abgesichert sind und eine stetige Realverzinsung erzielt werden kann. Als Realzins verstehen wir den Nominalzins der Anleihe minus die Inflationserwartungen. Der Realzins ist somit jener Teil der Erträge, der nach Abzug der Inflation wirklich übrig bleibt."
Investoren haben in einem schwierigen Marktumfeld das Bedürfnis, sich vor allem gegen Marktrisiken abzusichern, jedoch auch verstärkt das Interesse, sich gegen Inflationsrisiken abzusichern.
Günther Welter: "Bei klassischen bzw. konventionellen Anleihen bleibt der Kupon und der Rückzahlungsbetrag am Ende der Laufzeit gleich - und das unabhängig von der Höhe der Inflation. Dies bedeutet, dass diese Nominalverzinsung durch steigende Inflation reduziert werden kann. Bei inflationsindexierten Anleihen erfolgt eine Anpassung des Kupons und des Rückzahlungsbetrags am Ende der Laufzeit - je nach Höhe der tatsächlichen Inflation. Die Bezugsgröße für die Bestimmung der Inflation sind die jeweils letzten beiden Werte des HVPI der EU (harmonisierter Verbraucherpreisindex) ex Tabakwaren." Die Höhe des Kupons entspricht der zu Beginn der Laufzeit definierten Realverzinsung. Damit ist der Kupon einer inflationsindexierten Anleihe niedriger. Der Ausgleich für die Inflation erfolgt dann jedes Monat bzw. gibt es am Ende der Laufzeit eine Zusatzzahlung zum Rückzahlungsbetrag.
Realzins ist bekannt
Günther Welter: "Im Vergleich zu konventionellen Anleihen ist bei der inflationsgeschützten Anleihe der Realzins bekannt und die Cash Flows während des Jahres sind nicht von Vornherein bekannt. Bei der konventionellen Anleihe ist es genau umgekehrt. Da ist der Cash Flow während des Jahres, d. h. der Kupon und somit die Nominalverzinsung, bekannt und der reale Zins ist unbekannt und von der jeweiligen Inflation abhängig."
Inflation eine Gefahr in der Zukunft?
Günther Welter: "Vor sechs Monaten war Inflation ein großes Thema - derzeit jedoch nicht mehr. Wir sprechen jedoch nicht von einer Deflation, sondern von einer Disinflation, d. h. keine Inflation. Nachdem im Jahr 2008 die Inflationsrate mit vier Prozent in der EU ihren Höhepunkt erreicht hatte, ging es danach sehr steil bergab mit der Inflation. Die Preissteigerungsraten haben aktuell ihren Tiefpunkt noch nicht erreicht."
Im Jahr 2008 hatten die stark steigenden Ölpreise die Inflationsrate angetrieben. In diesem Jahr werden wir bei einem deutlich niedrigerem Ölpreis die Basiseffekte bei der Messung der Inflationsrate im Jahresvergleich sehen. Niedrige Ölpreise 2009 werden mit hohen Ölpreisen 2008 verglichen und führen wahrscheinlich dazu, dass nach Ansicht der Analysten bei Union Investment die Inflationsrate in der Eurozone im Sommer unter Null fallen wird. Mittel- und langfristig gibt es jedoch gute Gründe dafür, Inflation als eine der drohenden Gefahren für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung zu sehen.
Günther Welter: "Wir gehen davon aus, dass die strukturellen Inflationsrisiken weiter bestehen bleiben. Erstens könnte es sein, dass in Zukunft die Inflation über die chinesischen Exporte nach Europa getragen wird. In der Vergangenheit waren die günstigen Produkte aus China ein Garant für niedrige Inflationsraten in Europa. Steigende Lohn- und Energiekosten in China führen zu einer Erhöhung der Exportpreise für chinesische Waren und damit zu höheren Importpreisen in Europa. Zweitens könnten Energie- und Nahrungsmittelpreise steigen. Drittens birgt die Rückkehr zu mehr Protektionismus auch Inflationsgefahren. Viertens könnte mehr Regulierung statt Deregulierung die Preise für Produkte und Dienstleistungen erhöhen und die Inflation anheizen und fünftens könnte stagnierendes Produktionswachstum auch die Gefahr einer Inflation erhöhen."
Ein weiterer Grund für langfristig höhere Inflation ist die Ausweitung der monetären Basis in den USA und in Europa in relativ kurzer Zeit. Letzten Endes wird zuviel Geld im System sein und weder die USA, noch Japan und auch nicht Europa selbst oder die Schwellenländer werden in der Lage sein, diese zusätzliche Liquidität wieder zu binden und die Gefahr einer Inflation zu minimieren. Die aktuelle Euro-Zinsstrukturkurve zeigt, dass der Markt das Stabilitätsziel der EZB eingepreist hat. Seit 1999 hatte allerdings die EZB die gesteckten Preisziele regelmäßig verfehlt.
UniEuroRenta Real Zins Fonds
Die Strategie des Fonds ist auf die Erzielung eines Mehrertrags gegenüber der Benchmark, dem Barclays Euro Inflation Linked Governments Index, ausgelegt. Aus folgenden Alpha-Quellen kann Zusatzertrag für den Fonds erwirtschaftet werden:
- Auswahl von Nominalanleihen oder Linker (inflationsindexierte Anleihen)
- Positionierung auf der Zinsstrukturkurve (Realzinsduration vs. Benchmark)
- Long/Short Inflationsindex: französische Inflation vs. europäische u. a. Inflationsraten
- Long/Short spezifischer Emittenten (Frankreich vs. Italien)
- Währungsstrategie
Der Fonds wurde bereits am 1. Juli 2004 aufgelegt. Das aktuelle Fondsvolumen beträgt rund 85 Mio. Euro. Zwei Drittel des Fondsvermögens wurden in AAA Anleihen investiert und rund 30 Prozent in AA+ bis AA- Anleihen. Nur einen geringen Teil des Fondsvermögens repräsentieren Anleihen mit einem Rating von A+ bis A-. Im Jahresvergleich (per 31. 1. 2009) erzielte der Fonds eine Performance von 2,04 Prozent vs. 1,70 Prozent für die Benchmark.