Für einen steigenden Goldpreis spricht neben der seit Jahren stagnierenden Minenproduktion, in erster Linie die stark zunehmende Investmentnachfrage. Auch die sich sukzessive ausweitenden staatlichen Konjunkturpakete könnten eine Rolle spielen. „Früher oder später wird Inflation wieder ein Thema sein. Dann wird auch der Goldpreis massiv zulegen“, so Alfred Grusch Manager des Pioneer Austria – Gold Stocks.
Gold gewinnt an Bedeutung in schlechten Zeiten
„Den Wert einer Versicherung weiß man auch erst zu schätzen wenn das Haus abgebrannt ist“, hebt Stefan Krauss, Manager des Aureus Fund, der Landesbank Baden Württemberg, die Bedeutung des edlen Metalls in wirtschaftlich schweren Zeiten hervor. Die große Frage für die Zukunft wäre jetzt, ob die deflationären Tendenzen zu einem fallenden Goldpreis führen werden. Gegen diese Entwicklung spricht die stark rückläufige Minenproduktion. Auch heuer erwarten Experten ein Minus. Dazu kommt, dass aufgrund des erschwerten Zugangs zu Kapital viele Minengesellschaften Projekte verschoben haben. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sind davon betroffen.
Goldnachfrage in Schmuckindustrie sinkt deutlich
Noch vor einigen Jahren wurden 80 Prozent des Angebots von der Schmuckindustrie nachgefragt. Heute liegt dieser Wert nur mehr bei rund 60 Prozent. „Die Lücke, die die Industrie hinterlassen hat, wurde eins zu eins von der physischen Investitionsnachfrage gefüllt“, erklärt Grusch. Tendenz: Stark steigend. Allein in den ersten neun Wochen des Jahres wurden mehr Gold-ETFs verkauft als im gesamten Vorjahr, was die krisenbedingt nachlassende Nachfrage der Industrie aufgefangen hat.
Auch bei den produzierenden Staaten ist es zu Verschiebungen gekommen. Während sich Südafrika in den 70er Jahren noch für zwei Drittel der jährlich weltweit geförderten Goldmenge verantwortlich zeigte, ist das Land jetzt hinter China und Russland lediglich die Nummer drei. Experten gehen davon aus, dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage in Zukunft weiter aufgehen wird. Nachsatz Grusch: „Es sei denn jeder trägt seinen Schmuck zum Einschmelzen.“
Warum verloren auch Goldminenaktien?
Dass im Zuge des Kursgemetzels der letzten Monate auch Goldminenaktien Federn lassen mussten führen Experten nur bedingt auf einen fundamentalen Hintergrund zurück. Vielmehr hätten hier Liquiditätsaspekte eine tragende Rolle gespielt. Besonders Hedgefonds kamen in dieser Phase aufgrund von massiven Kapitalabflüssen unter die Räder. Normalerweise eignen sich Goldaktien hervorragend zur Risikodiversifizierung eines Investmentportfolios, da sie sich konträr gegenüber Indizes entwickeln. Seit dem Jahresbeginn haben Minengesellschaften um 15 bis 20 Prozent zugelegt.
Gewichtung bei Pioneer
Grusch ist nach eigenen Angaben derzeit mehr Benchmark-orientiert als in der Vergangenheit. „Es geht darum einen vernünftigen Mix zwischen Liquidität, attraktiver fundamentaler Bewertung und ausgewogenem politischen Risiko zu finden“, erklärt er. Das sei mitunter ein Drahtseilakt. Besonders die Liquiditätsaspekte müssten immer im Hinterkopf behalten werden. Ein zu hoher Anteil an schwer handelbaren Titeln könne sich schnell als Falle entpuppen, besonders wenn jeder zum gleichen Zeitpunkt durch die gleiche Tür will.
Der Performance des Pioneer Funds Austria – Gold Stock – seit 2002 steht ein Plus von 51,91 Prozent zu Buche – kam zuletzt auch ein höheres Silberexposure zwischen acht und zehn Prozent zugute. Tendenziell bestehen für Silber geringere Abwärtsrisiken als für Gold, da es am Silbermarkt weniger spekulative Positionen gibt. Zu den Unternehmen die in den vergangenen Wochen einen positiven Beitrag zur Wertentwicklung geleistet haben gehörten unter anderem Moto Gold oder Osisko.
Positionierung der Landesbank Baden Württemberg
LBBW-Fondsmanager Krauss setzt nur in geringem Maß auf Goldminenaktien. „Mir fehlen von den Unternehmen jedoch die genauen Zahlen“, so Krauss. Zu undurchsichtig wäre es oft wie viel Kosten etwa bei der Förderung einer gewissen Menge des edlen Metalls tatsächlich anfallen. Dazu komme auch das Managementrisiko. Dennoch gibt er zu, dass es Zeitpunkte gibt wo Investments in Minenunternehmen richtig sind. Besonders derzeit wären die Aktien „total unterbewertet“ und dementsprechend als Portfoliobeimischung für Anleger attraktiv.
Der Aureus Fund ist zu 95 Prozent in physischem Gold investiert. Die restlichen fünf Prozent sind unter anderem in Silber, Palladium und Goldminenaktien angelegt. Das Geld der Fondskäufer wandert direkt in einen Tresor der Credit Suisse in Zürich. Dort lagern derzeit rund 10 Tonnen des edlen Metalls. Einmal im Jahr können Großinvestoren das in Standardbarren zu 12,5 Kilogramm gehaltene Vermögen „besuchen“. Seit seiner Auflegung im Jahr 2002 legte der Fonds, der in Österreich noch nicht zum Vertrieb zugelassen ist, um rund 60 Prozent zu.