Die besten Osteuropa Aktienfonds

Die osteuropäischen Börsen wurden in den vergangenen 12 Monaten schwer abgestraft – die Aktienkurse hatten sich mehr als halbiert. Auch in Osteuropa wird die leichte Erholung zumeist skeptisch beurteilt. Für die Fondsmanager der besten Osteuropa Aktienfonds bleibt der Ausblick für 2009 sehr unsicher. Funds | 13.04.2009 05:00 Uhr
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Ausschlaggebend für einen Aufschwung in Osteuropa wird die weltweite Wirtschaftsentwicklung sein. Die Verflechtung der Wirtschaft mit Westeuropa ist sehr eng. „Wir haben im Vorjahr gesehen, dass sich die Schwellenländer von einem Abschwung in den entwickelten Ländern nicht abkoppeln können“, so Christian Preussner, Aktienexperte und Client Portfolio Manager bei JP Morgan Asset Management.

Die Top-10 Osteuropa Aktienfonds

Bester Osteuropa Aktienfonds auf Basis der risikoadjustierten Rendite (Fünfjahres-Sharpe Ratio) ist der Deka – Convergence Aktien CF. Anleger konnten damit über die letzten fünf Jahre eine durchschnittliche jährliche Performance von plus 2,78 Prozent erzielen (Datenquelle: Lipper, Assetklasse: Equity Emerging Markets Europe. Über den gleichen Zeitraum wies der Zweitplatzierte ING International Czech Equity P (CR) B Cap CZK eine Wertentwicklung von plus 2,45 Prozent auf. Dieser Fonds konzentriert sich vor allem auf Tschechien - wird aber trotzdem von Lipper in dieser Peer Group geführt. Der von Nick Barnes gemanagte Drittplatzierte Nevsky Eastern Europe erzielte als einer der wenigen Fonds im Ranking seit Jahresbeginn eine positive Performance von 5,64 Prozent. Auf Fünfjahressicht liegt die durchschnittliche Performance bei 1,83 Prozent.

Geringes Wirtschaftswachstum in Osteuropa

Bei JP Morgan geht man heuer für die großen osteuropäischen Volkswirtschaften von einem deutlich geringeren Wirtschaftswachstum aus. Für Polen erwarten sie nach einem Plus von 4,8 Prozent im Vorjahr ein Nullwachstum. Noch deutlicher soll der Einbruch mit minus drei Prozent (nach plus 3,5 Prozent 2008) in der Tschechischen Republik ausfallen. Die ungarische Wirtschaft soll 2009 um vier Prozent schrumpfen nach einem zarten Plus von 0,8 Prozent in Vorjahr.

Niedrige Bewertungen eine Chance?

Trotz der schlechten Aussichten geben sich die von
e-fundresearch befragten Osteuropa-Experten alles andere als pessimistisch. „Wir sehen die Region Osteuropa besser als sie weitläufig dargestellt wird, wenn auch die Wirtschaftsindikatoren nur sehr langsam eine Verbesserung der Lage anzeigen und eine Erholung Schritt für Schritt vor sich gehen wird“, so etwa Manfred Sibrawa, Leiter des Bereichs Equities Eastern Europe bei der BAWAG P.S.K. Invest. „Die niedrigen Bewertungen in den Märkten stellen eine Chance für Investoren dar“, so auch Andrea Szabo-Kelly, Manager des Cominvest Fund Eastern Europe Equity P. Sie will erste Anzeichen ausmachen, dass sich Wirtschaftswachstum und Inflation in der Region stabilisieren.

Markteinschätzung der BSI SA

Für Andrea Solari, Fondsmanager des Ostvalor, sind die Schwellenländer die großen Gewinner des jüngsten G20 Gipfels. Ihre große Bedeutung für die Entwicklung der Weltwirtschaft geht nicht zuletzt daraus hervor, dass die Mittel des IWF entscheidend  erhöht wurden. „Das hat viele Risiken minimiert und kann dazu führen, dass die Assetklasse in Zukunft andere outperformt“, so Solari. Als große Herausforderung für die Region sieht er, dass in Zukunft nicht mehr mit den gleichen Kapitalflüssen wie in der Vergangenheit gerechnet werden kann.

Hilfspakete könnten unterstützen

Auch für Szabo-Kelly sind die Hilfspakete von IMF und EU wichtige Faktoren für die Stabilisierung der Wirtschaft sowie zur Reduzierung systematischer Risiken. „Trotzdem bleiben unterm Strich die makroökonomischen Herausforderungen bestehen. Auch weitere Volatilität kann nicht ausgeschlossen werden“, so die Fondsmanagerin. Die Länder wären jedenfalls weniger anfällig als in den 90er Jahren, haben höhere Fremdwährungsreserven und durchschnittlich weniger Schulden als Westeuropa. „Wir gehen davon aus Osteuropa die jetzige Krise besser bewältigen wird als die asiatischen Emerging Markets vor zehn Jahren“, so die Szabo-Kelly. Diese Einschätzung ist jedoch kritisch zu beurteilen, da die Weltwirtschaft im Jahr 1997 kräftige Wachstumsraten verzeichnet hatte und asiatische Länder nach der Abwertung ihrer Währungen im Export extrem wettbewerbsfähig wurden.  

Gewichtung der BAWAG P.S.K. Invest

„Wir fokussieren in der jetzigen Marktphase auf Free Cash Flows und eine niedrige Verschuldung der Unternehmen“, so Manfred Sibrawa, Leiter des Bereichs Equities Eastern Europe bei der BAWAG P.S.K. Invest, zu den derzeit wichtigsten fundamentalen Faktoren. Ein weiteres wichtiges Kriterium sei das Preis-/Buchwert-Verhältnis. Wenn auch mit ein wenig Vorsicht zu genießen, wären bei den derzeitigen Kursniveaus einige sehr interessante Werte zu finden. „Neben gesunden Bilanzen erachten wir aber auch qualitative Faktoren als äußerst wichtig“, so Sibrawa weiter. Für Preussner sind zurzeit zusätzlich mehr Unternehmensbesuche vor Ort gefragt, um die Strategien der Unternehmen stärker verfolgen zu können.

JP Morgan setzt auf defensive Sektoren

Bei JP Morgan sieht man derzeit Investitionen in die aufstrebende Binnenwirtschaft und den Mittelstand als Alternative zur stark angeschlagenen Finanzindustrie. Dementsprechend wird hauptsächlich in defensivere Sektoren wie Telekommunikation, Gesundheitswesen und Konsumgüter investiert. Mehr als ein Viertel des Fonds ist aktuell in Telekommunikationswerte investiert. Größtes Länderübergewicht im JPM Europe Convergence Equity Fund ist die Türkei, gefolgt von Österreich und der Tschechischen Republik. Untergewichtet sind hingegen Ungarn, Polen und Kroatien.

Attraktive Blue-Chips bei Rohstoff exportierenden Unternehmen

Die Experten von Thames River bevorzugen auf Länderebene Russland und die Tschechische Republik, während sie bei Investments in polnische Aktien eher vorsichtig sind. Die jüngste Rubel-Abwertung im Ausmaß von 30 Prozent hat vor allem jene Unternehmen begünstigt die Rohstoffe exportieren. „Es gibt in diesem Bereich ein paar sehr attraktiv bewertete Blue Chips“, so Barnes. „Wir verfolgen einen Bottom-Up-Ansatz. Dementsprechend ist der Großteil des Fonds in Polen investiert, gefolgt von der Tschechischen Republik und Ungarn. Was Sektoren betrifft, sind wir in Financials, Telekommunikation und Energie übergewichtet“, so Gabriel Csendes, Emerging Markets Team, UBS Global Asset Management.

Russland hat das größte Potenzial

Cominvest-Fondsmanagerin Szabo-Kelly hat zuletzt das Russland-Exposure deutlich angehoben. „Das führt darauf zurück, dass wir glauben, dass die russische Börse – die zuletzt am stärksten vom Abschwung betroffen war – von einer Stabilisierung des Ölpreises sowie des Rubels profitieren wird“, erklärt die Expertin. Dazu komme, dass das Land über Reserven im Ausmaß von 380 Millionen US-Dollar verfügt um die Wirtschaft anzukurbeln. Daher wurden die Positionen in Energie, Rohstoffen und Financials erhöht. Auch Solari ist der Meinung, dass Russland aufgrund der niedrigen Bewertungen das größte kurzfristige Potenzial hat und will erste Anzeichen für einen stabilen Ölpreis ausmachen.

Umschichtungen von Telekom zu Öl

BAWAG P.S.K. Invest-Fondsmanager Sibrawa hatte seinen Fonds zu Jahresbeginn sehr defensiv aufgestellt und Telekommunikation und nicht-zyklische Konsumgüter übergewichtet. Untergewichtet waren dagegen Finanztitel und Rohstoffaktien. Darüber hinaus hielt er eine relativ hohe Cash-Reserve. „Anfang März wurde die sehr defensive Strategie adaptiert und wir haben von Telekom selektiv in Ölaktien und Finanztitel umgeschichtet und die Bargeldreserve deutlich reduziert“, erklärt Sibrawa.


Alle Daten per 01.04.2009 in Euro:

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